Bittersweet Moon
von
meinen eigenen Gefühlen zu befreien versuchte, ging ich wirklich zu weit. „Ich
habe es verstanden und ich werde mir Mühe geben, Herr Bergmann. Ich werde Sie
nicht enttäuschen“, versprach ich ihm schließlich ohne zu zögern.
"So,
dann haben wir das geklärt", beendete Herr Bergmann das Gespräch und ich
atmete erleichtert auf.
"Ich
dachte, so ein kluges Mädchen wie du wird nicht einem verheirateten Mann auf
den Leim gehen", versuchte er anschließend zu scherzen.
"Klugheit
schützt leider nicht vor Liebe", erwiderte ich mit einem gezwungenen
Lächeln.
"Da
hast du recht. Aber er muss schon was Besonderes sein, dass er dich in so einen
Zustand brachte."
"Ja,
das ist er. Er ist was besonderes", sagte ich verliebt, als ich an Robin
dachte. Herr Bergmann lächelte dabei nur wohlwollend und wir verließen
gemeinsam das Zimmer.
„Was für
einer ist er denn? Was macht er so?“, konnte er sich schließlich seine
neugierigen Fragen doch nicht verkneifen.
„Er ist
ein ziemlich berühmter Rocksänger“, antwortete ich darauf und spürte meinen
unschuldigen Stolz dabei.
„Nein,
ein Rockstar?" machte er übertrieben große Augen und ließ seinen Mund in
karikierter Überraschung weit offen. „Donnerwetter, das wird ja immer wilder!
Sex and drugs and rock’n’roll! Auf so was stehst du also?“, amüsierte er sich weiter
schmunzelnd über mich, aber er staunte auch ein wenig, als ob er mir eine so
verruchte Affäre nicht zugetraut hätte. Leichten Herzens lachte ich mit ihm
zusammen und Herr Bergmann sagte anschließend zu mir: "Jetzt im Ernst -
ich wünsche dir viel Glück dabei. In so einer Konstellation wirst du es
dringend benötigen. Und pass gut auf dich auf, ja? Ihr jungen Menschen denkt
oft, ihr habt die große Liebe gefunden und seid dann viel zu schnell bereit
wegen ihr alles hinzuschmeißen. Denk dabei an dich und an dein Leben und nicht
nur an ihn", legte er mir noch seinen gut gemeinten Rat ans Herz, ehe er
sich mit festem Handschlag von mir verabschiedete.
"Vielen
Dank, Herr Bergmann", bedankte ich mich ohne weitere Worte, und vertieft
in eigene Gedanken verließ ich die Hochschule. Nach dem hilfreichen Gespräch
mit Herr Bergmann fühlte ich mich ermutigt und seine Kritikpunkte empfand ich
als sehr konstruktiv, dennoch beunruhigten mich seine Worte stark. An diesem
Abend lag ich lange im Bett, ohne einschlafen zu können. Ich war wild
entschlossen, meine Rolle nicht länger mit eigenen Gefühlen zu belasten oder
sie als Ventil zu missbrauchen. Ich wusste ganz genau, Herr Bergmann meinte es
ernst, als er mir drohte die Rolle wegzunehmen, wenn ich mich nicht änderte. Die
Sängerin, die als Zweitbesetzung sang, war zwar nicht besser als ich, doch das
würde ihn nicht davon abhalten, mich rauszuschmeißen. Er war durch und durch
ein Profi und er konnte knallhart sein. Seine wohlmeinende Kritik nahm ich
ernst und war bereit, mich professioneller zu verhalten. In diese Rolle hatte
ich zu viel Arbeit und Energie investiert, um sie jetzt so leichtsinnig zu
verlieren, nur weil ich wegen Robin so aufgewühlt war. Das wäre eine
Katastrophe und ganz im Gegensatz zu dem, was ich durch Robin über mich gelernt
und erkannt hatte. Endlich beruhigte ich mich und wieder mal empfand ich große
Dankbarkeit Herrn Bergmann gegenüber, weil er mir noch rechtzeitig mein
Fehlverhalten zeigte und mir die Chance gab, es zu korrigieren. Am nächsten
Morgen fühlte ich mich stark, ausgeglichen und selbstbewusst und freute mich
auf die bevorstehende Probe. Auf der Bühne war ich wie ausgewechselt, ich sang
mit einer ähnlichen Intensität, aber ich spielte nicht mehr mich selbst,
sondern die Rolle der Mimi und ich empfand dabei eine wohltuende Erleichterung.
Robin ließ ich aus dem Spiel heraus und ich widmete mich nur der Musik und dem
Geschehen auf der Bühne. Ich merkte selbst den großen Unterschied - nach der
Probe fühlte ich mich nicht mehr so ausgebrannt und völlig erschöpft wie sonst,
sondern ich war trotz Anstrengung zufrieden und erfüllt. Herr Bergmann gab mir
am Ende der Probe ein Zeichen und erwartungsvoll näherte ich mich ihm.
"Diana,
du hast es verstanden! Genau so solltest du die Mimi singen, es hat mir gut
gefallen", lobte er mich. "Deine Interpretation war emotional, aber
nicht verzweifelt und leidend wie bisher. Du wirkst auch ganz anders als noch
gestern nach der Probe, du strahlst richtig, statt wie ein Häufchen Elend
auszusehen. Lass dich nicht unterkriegen, es wird schon alles gut! Wenn
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