Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
Vom Netzwerk:
Begegnung! Draußen
begrüßten mich die ersten, tanzenden Schneeflocken, die sich groß und schwer
auf meinen Mantel und auf die Mütze setzten. Innerhalb weniger Minuten, die ich
bis zu meiner Haltestelle benötigte, geriet ich in einen dichten, aber leisen
Schneesturm, der eine weiße, stille Nacht versprach, wie ich sie mit Robin
schon einmal erlebt hatte. Die Götter schienen wieder mal für uns Umstände
geschaffen zu haben, die uns bei unserem Vorhaben, für eine Nacht unbemerkt aus
der realen Welt auszusteigen, behilflich wurden. Das ist ein gutes Omen ,
freute ich mich und schüttelte den Schnee vom meinem offenen Haar, ehe ich in
den Bus einstieg. Zum Glück war ich nicht zu spät. Dadurch, dass Robin früher
als erwartet bei mir ankam, verlief meine Zeiteinteilung trotz Verzögerung nach
Plan. Als ich an unser heißes Liebesspiel auf dem Küchentisch dachte, zog durch
mein Gesicht ein selbstzufriedenes Lächeln. Ja, Robin hatte recht, es ging mir
wunderbar, ich fühlte mich entspannt, befriedigt und ausgeglichen.
Überraschender Weise spürte ich kein Lampenfieber, sondern nur Vorfreude auf
meinen baldigen Bühnenauftritt.
    Die
Straßen waren noch nicht stark zugeschneit und so erschien ich einige Minuten
nach sechs in der Hochschule. Ich grüßte Frank, als ich an ihm vorbei lief und
fragte nur kurz: "Alles wie abgesprochen?"
    "Alles
klar", nickte er beruhigend. "Und bei dir auch?"
    "Ja,
alles bestens, nach dem Plan."
    "Gut,
dann toi, toi, toi!", wünschte mir Frank alles Gute und ich begab mich in
den Gang, der mich zu den Garderoben führte.
    Hinter
der Bühne herrschte schon die übliche, hektische und chaotische Atmosphäre, von
der ich mich nicht anstecken ließ. In meinem Raum zog ich mich aus und kleidete
mich in mein Bühnenoutfit. Er bestand aus weißer, hochgeschlossener
Rüschenbluse und bodenlangem, taubengrauem Rock mit hohem Bund, der die Taille
stark betonte. Eigentlich fehlte bei diesem Jahrhundertwendekostüm noch ein
Korsett, aber wir verzichteten darauf, weil es mich beim Singen zu sehr
behindern würde. Meine Taille war zum Glück schlank genug und ein Push-Up BH
zauberte auch ein ähnlich üppiges Dekolleté wie es ein Korsett tun würde. Lily,
die uns schminkte und frisierte, klopfte schon an meine offene Tür. Mit nur
einigen Haarspangen und einem künstlichen Haarteil verwandelte sie im
Handumdrehen mein Haar in eine romantische Hochsteckfrisur. Anschließend
schminkte sie mich mit sehr hellem Puder, um mir eine ungesunde Blässe zu
verleihen und betonte stark meine Augen, die noch glühender aussehen sollten.
Meinen Mund schminkte sie nur dezent und auch mit dem Wangenrouge ging sie
spärlich um. Als Schwindsuchtkranke sollte ich ja ungesund wirken, aber
trotzdem sehr hübsch sein. Das gelang ihr ausgezeichnet. Begeistert betrachtete
ich mich im Spiegel und staunte über meine Veränderung. Schon durch das Outfit
und die Frisur sah ich völlig anders aus und mit Lilys Schminkkunst wirkte ich
hübsch, romantisch, aber offensichtlich krank. Trotzdem strahlte ich eine
ungeheuere Lebensfreude aus, die aus meinem Inneren kam und die zu Mimis
Persönlichkeit gut passte. Meine frische Verliebtheit in Robin verlieh mir eine
äußerst sinnliche Ausstrahlung, die ich in meine Rolle sehr wohl einbeziehen
konnte. Auch Herr Bergmann klopfte an die Tür und betrachtete mich zufrieden.
"Du siehst toll aus! Endlich habe ich eine schlanke, bildhübsche Mimi, so
wie sie sein muss!", lächelte er hinter seinem weißen Vollbart und umarmte
mich, um über meine Schultern zu spucken.
    "Toi,
toi, toi!", wünschte er mir herzlich. Ich nickte nur, danke zu sagen wäre
auch unglücksverheißend.
    "Du
strahlst heute unglaublich", merkte Herr Bergmann. Ich schmunzelte nur
bedeutungsvoll und er erahnte gleich den besonderen Grund dafür. "Nein!
Sag mal, ist er heute hier?"
    "Ja,
er ist extra deswegen angereist", verriet ich ihm freudvoll und fast
stolz.
    "Mensch,
das ist ja super! Ein sehr gutes Zeichen! Ich freue mich für dich.",
drückte Herr Bergmann meine beiden Hände. "Aber ich werde ihn
wahrscheinlich nicht kennen lernen, stimmt's?" beantwortete er schon
selber seine Frage.
    "Nein,
leider nicht, er will inkognito bleiben", erklärte ich ihm mit Bedauern.
Wie gerne würde ich Robin allen meinen Freunden präsentieren!
    "Ich
verstehe. Also, ich gehe jetzt noch zu den anderen. Du siehst wirklich
bezaubernd aus!", verabschiedete er sich schon und verließ mich. Dabei
sang er halblaut Rodolfos Arie und

Weitere Kostenlose Bücher