Bittersweet Moon
treffen
würden, wo es keine Möglichkeit gab, uns zu nahe zu kommen oder zu sehr
gefühlsbetont zu reagieren.
Am Abend
zog ich mich um. Bewusst wählte ich einen anderen Stil, ich wollte diesmal
nicht wie ein Robin-Groupie aussehen. Schwarze, enge Jeans, schwarze Bluse und
schwarze Stiefeletten mit bequemer Absatzhöhe fand ich passend für diesen
Anlass. Sexy, jedoch auf unauffällige und distanzierte Weise. Meine Haare trug
ich offen und diesmal glatt gebürstet. Schwarze Klamotten bildeten einen
dramatischen Kontrast mit meinem winterbleichen Gesicht und roten Haaren und
ich benutzte als Make-Up nur schwarzen Kajal, Wimperntusche und etwas Puder für
die Nase.
Als ich
mich im Spiegel betrachtete, kam ich mir vor wie eine blutleere Witwe.
Nein, so
durfte ich mich Robin nicht präsentieren. Er durfte mich nicht nur als einen
Schatten von der Diana erleben, in die er sich einst verliebt hatte. Mit rotem
Lippenstift betonte ich meinen Mund, hauchte ein wenig Rouge auf meine hohen
Wangenknochen und schon sah ich sinnlicher und lebendiger aus. Mein Gesicht
strahlte wieder und begeistert über die blitzschnelle Verwandlung lackierte ich
mir noch meine Fingernägel blutrot.
So
gefiel ich mir viel besser und selbstbewusst verließ ich die Wohnung in meiner
kurzen, schwarzen Bikerjacke.
Die
Entscheidung
Die
Abendluft roch nach Frühling und fühlte sich frisch und sanft in meiner Nase
an. Mein Haar flog im freundlichen Wind, als ich zu dem Bus rannte. Mit einem
großzügigen Lächeln bedankte ich mich bei dem älteren Fahrer, der an der
Haltestelle netterweise auf mich wartete und warf mich auf den Sitz hinter ihm.
Der Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich spät dran war, aber das war auch
meine Absicht, ich wollte mir das nervtötende Warten in der Menge von Fans
lieber ersparen.
Als ich
vor dem großen Hotelgebäude ausstieg, erblickte ich Dutzende von Fans, die
nicht rein durften und die auf der Straße warteten. Unter ihnen waren
überwiegend jüngere Mädchen, aber auch Frauen im meinem Alter und noch ältere
standen dabei. Vor dem Eingang wachten zwei Security-Männer und sie hielten
mich auf, als ich durch die dezente Absperrung gehen wollte. Sie fragten mich,
ob ich ein Gast im Hotel bin oder eine Journalistin und als ich erwiderte, dass
ich auf der persönlichen Gästeliste von Robin stehe, verließ einer der beiden
Männer mit genervtem Gesichtsausdruck seinen Posten, um meine Behauptung zu
überprüfen. Fast verlor ich den Mut und am liebsten wollte ich mich umdrehen
und nach Hause fahren. Ich fühlte mich angestarrt und meine Hände zitterte vor
Nervosität. Zwei Journalisten gingen an mir vorbei und wurden sofort
reingelassen, als sie ihre Ausweise zeigten. Der Security Mann blickte mich die
ganze Zeit misstrauisch an und hielt mich wahrscheinlich für einen dreisten
Fan, der mit dieser alten Masche in Robins Nähe zu gelangen versuchte. Es war
mir äußerst unwohl dabei und erleichtert atmete ich auf, als nach einigen
nervenaufreibenden Augenblicken der Warterei der andere Mann zurückkam und mich
mit einladender Geste reinließ. Ein junger Portier machte mir die gläserne Tür
auf und etwas beruhigter trat ich ein. Gleich merkte ich das Schild, das mich
zu dem großen Konferenzraum im Erdgeschoss führte. Auch vor dieser Tür hielt
mich ein Riese von einem Mann auf und die Prozedur wiederholte sich. Mein Mut
schrumpfte weiter, mit jedem unsicheren Schritt, den ich im Hotel unternahm,
wurde mir immer wieder verdeutlicht, wie unerreichbar Robin für mich war und
diese Gedanken schüchterten mich zusätzlich ein.
Endlich
öffnete mir der Mann die Tür und ich befand mich in einem ziemlich dunklen,
vollen Raum. Vorne, auf dem Podest, saßen Robin, Tony, Jason und zwei weitere
mir unbekannte Männer, von denen einer der PR-Manager der Band war und der
andere ein Boss der Plattenfirma, wie ich später erfuhr.
Mein
Herz schlug höher und ich merkte, wie weich sich plötzlich meine Knie
anfühlten. Robin war wieder real und lebendig, nicht nur ein zauberhafter,
abgestorbener Traum aus meiner Vergangenheit, den ich so unsanft austräumen
musste und von dem ich an diesem Abend endgültig Abschied nehmen wollte. Er
befand sich in meiner unmittelbaren Nähe und seine charismatische Präsenz
wirkte genauso stark auf mich wie vor einigen Monaten.
Auch er
trug schwarz, einen eleganten Blazer, der seine nackte Brust ohne ein Hemd
erkennen ließ, und hautenge, schwarze Jeans. Sein
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