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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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er
mich nicht losließ. Aber gleichzeitig empfand ich auch eine verrückte Art von
Glück, als ich in Erinnerungen an unsere kurze gemeinsame Zeit eintauchte,
gänzlich durchflutet von Zärtlichkeit und Liebe für diesen unvergesslichen
Mann. Ich spürte Robin und seine Berührungen so frisch und intensiv, als ob wir
uns erst vor einem Tag verabschiedet hätten. Ich hörte noch jeden Satz, den er
zu mir sprach und wusste noch, wie er roch und wie er schmeckte. Er war in
meinen Gedanken immer noch mein Liebhaber, nicht weniger echt und präsent.
    Fast
musste ich über mich lächeln, als ich mir ähnlich wie manche Kinder vorkam, die
einen unsichtbaren, aber für sie durchaus realen Freund haben.
    Drehte
ich in meiner Obsession für Robin schon so durch, dass ich mit ihm weiter eine
Liebesbeziehung führte, obwohl wir längst voneinander getrennt waren?
    Nein,
dafür bin ich mir zu sehr bewusst gewesen, dass Robin für immer weg war. Sonst
hätte ich meinen Schmerz nicht so stark empfunden.
    Warum
kann ich nicht loslassen und endgültig Abschied nehmen? Werde ich je aufhören
ihn zu vermissen? Werde ich je bereit sein, einen anderen Mann lieben zu
können?
    Unfähig
mir diese Fragen zu beantworten, fand ich lange keinen Schlaf.
    Am
nächsten Morgen nahm ich mir vor, keine neuen Versuche zu unternehmen, mich mit
irgendwelchen Männern zu treffen. Erst wenn ich ganz sicher bin, dass ich
dazu auch wirklich bereit bin. Ich werde mich einfach damit abfinden, bis ins
Ungewisse wie eine Nonne leben zu müssen . Wahrscheinlich wäre ich
mit Michael sowieso nur enttäuscht gewesen. So einen fantastischen Liebhaber
wie Robin werde ich bestimmt nicht noch mal erleben. Damit tröstete ich
mich in meiner nicht ganz gewollten Einsamkeit und entschied mich, meine
aufgestaute sexuelle Energie in kreative Kanäle zu lenken.

 
     
     
    Der
Brief
     
     
     
    Anfang
April erwischte ich auf MTV zufällig einen kurzen Beitrag aus Los Angeles über
Robin und die Band. Robin erzählte mit knappen Worten von gerade
abgeschlossenen Aufnahmen von dem neuen Album, das bald auf den Markt kommen
sollte.
    Er sah
umwerfend gut aus, mit noch länger gewordenem Haar und strahlenden, blauen
Augen, die er zur Abwechslung mal nicht hinter der Sonnenbrille versteckte. Ihn
zu sehen und zu hören berührte mich sehr und ich starrte perplex und aufgeregt
auf den Bildschirm. Dieser kurze Fernsehauftritt von Robin machte mir wieder
bewusst, wer er eigentlich war - ein berühmter Sänger, einer von den
auserwählten Schönen und Reichen, die für uns Normalsterbliche immer
unerreichbar bleiben und die in den Medien nur eine Illusion von sich preisgeben,
ihr wahres Ich aber bleibt sorgfältig versteckt und verborgen hinter ihrem
glänzenden Image. Ich schaute dem gut gelaunten, lächelnden Robin zu, der im
Interview über seine neue CD sprach und auf übliche Weise versuchte, das
Interesse der potentiellen Käufer zu wecken. Dabei flirtete er ungeniert und
gut kalkuliert mit der jungen Moderatorin und ließ so die Herzen seiner
weiblichen Fans höher schlagen.
    Aber ich
sah den echten Robin, den Mann, den ich immer noch liebte und der mit mir
einige kurze Tage seines wirklichen Lebens verbracht hatte. Mit diesem
kostbaren Geschenk machte er mich unbeschreiblich reich, aber in diesem
Augenblick fühlte ich mich verarmt, wie jemand der gerade seinen wertvollen
Schatz verloren hat. Einen unersetzlichen Schatz. Einen, den man niemals
zweimal geschenkt kriegt.
    Nach dem
Fernsehbeitrag machte ich das Gerät aus und warf einen Blick auf den
Wandkalender mit den Bildern von Präraffaeliten. Scheinbar hatte die Band eine
kleine Terminverzögerung, die neue CD sollte ursprünglich schon im März auf den
amerikanischen Markt kommen und zwei Wochen später auch in europäischen Ländern
erscheinen. Obwohl die Band bekannt dafür war, ihre Alben in Rekordzeit zu
produzieren, war Robins Schätzung der notwendigen Zeit scheinbar doch etwas zu
übertrieben.
    Ja, so
war er - wenn die Begeisterung ihn packte, fühlte er sich in der Lage, Berge zu
versetzen. Oder Zukunftspläne zu schmieden, die schwindelerregend und
unrealisierbar waren. Ich lächelte milde bei diesen Gedanken an Robins ansteckenden
Enthusiasmus, den ich immer so mitreißend und leidenschaftlich erlebt hatte.
    Die CD
erwartete ich mit großer Neugier, aber ich befürchtete auch, dass die Songs
meine kaum verheilten Wunden neu aufreißen würden. Trotzdem zählte ich schon
die Tage bis zu dem Erscheinungsdatum

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