Bittersweet Moon
die
Uhr und stellte überrascht fest, dass mir nicht mehr so viel Zeit für die
letzten Vorbereitungen übrig blieb. Den ganzen Tag hatte ich im Bademantel
verbracht und langsam musste ich die Entscheidung treffen, was ich an dem Abend
anziehen sollte. Ich schwankte noch zwischen dem schwarzen, kurzen
Cocktailkleid, was klassisch-elegant, aber trotzdem sexy wirkte oder dem
dunkellila Satinkleid, was mein gewagtestes Kleid war. Nach kurzem Zögern zog
ich es einfach an. Der stretchige Stoff umhüllte mich wie eine zweite Haut und
ich drehte mich kritisch vor dem Spiegel hin und her, um zu überprüfen, ob
meine Figur das Kleid wirklich vertragen konnte. Ich war zwar schlank, aber ich
hatte keine klassischen Modelmaße. Meine ziemlich üppige Oberweite wurde durch
den tiefen Ausschnitt und den engen Stoff stark betont. Das Oberteil des
Kleides war wie ein Korsett geschnitten und eng zusammengeschnürt. Dadurch
wurde die Brust hochgepresst und ich brauchte eigentlich keinen BH darunter.
Das Kleid ließ im Carmenstil die Schulter frei und der enge Rockteil endete nur
kurz über dem Hintern. Tom sagte immer, ich habe ein barockes Dekolleté, wie
eine richtige Sopranistin und ich sollte es ruhig in Szene setzen. Andere
Frauen müssen sich ihren BH auspolstern, ich aber versuche zu verstecken, was
Mutter Natur mir so großzügig geschenkt hat! Wenn er eine Frau wäre, würde er
nur solche körperbetonten Kleidungsstücke tragen, kommentierte er. Mein
lieber Tom , fiel er mir endlich auf. Er rief mich den ganzen Tag nicht an!
Ich vermutete, dass er ein wenig beleidigt war, weil ich ihn aus meinem
Abenteuer völlig ausgeschlossen habe. Wir waren sonst unzertrennlich, ich
verbrachte sogar mehr Zeit mit ihm als mit Max. Morgen muss ich ihn anrufen .
Wieder drehte ich mich um und zögerte noch ein wenig. Dieses Kleid hatte ich
bis jetzt nur einmal getragen, auf der letzten Silvesterparty und ich erinnerte
mich noch gut daran, wie die Männer mich anstarrten und wie verdrießlich Max
deswegen reagierte. Auch ich selbst fühlte mich unwohl dabei, wie verkleidet. In
dem Kleid bin ich einfach ein Blickfang, und das will ich heute auch sein,
oder? Heute will ich meine Reize ohne Schüchternheit zur Schau stellen!
Tom
hatte recht, ich hatte ein barockes Dekolleté, besonders in diesem Kleid. Und
an diesem Abend musste ich keine Angst haben, zu aufreizend zu wirken. Ich
wusste ganz genau, was für sexy Fetzen die Frauen in den USA bei Robins
Konzerten trugen und dieses Kleid wird auch hier bestimmt nicht das schärfste
sein. Und wenn schon! Also behielt ich es an. Statt Strumpfhosen zog ich
halterlose, schwarze Strümpfe an, mit breiter Spitzenborte, die von dem Rock
gerade noch bedeckt wurde.
Dazu
trug ich noch meinen schönsten schwarzen Tangaslip und selbstbewusst
verzichtete ich auf einen BH. Als Schmuck dazu wählte ich große silberne
Kreolen und meinen Lieblingsring mit einem leuchtenden Amethysten. Es fehlte
noch das Make-up. Zum Glück war ich wie immer sehr schnell beim Schminken – ein
wenig Grundierung, dann betonte ich die Augen stark mit lila Lidschatten,
schwarzem Kajal und Wimperntusche, pinselte noch einen Hauch Rouge auf die
Wangen und statt Lippenstift nahm ich farblosen Lipgloss. Lippenstift vermied
ich aus zwei Gründen: ich wollte nicht wie angemalt aussehen, weil meine
haselnußbraunen Augen durch den kräftigen Lidschatten und intensiv umrahmt mit
schwarzem Kajal schon dramatisch genug wirkten. Außerdem hoffte ich, Robin
würde mich küssen wollen. Verschmierter Lippenstift sieht nicht sehr sexy aus
und schmeckt auch nicht besonders. Du bist doch ein Groupie !, sagte ich
neckisch zu meinem Spiegelbild, als ich mich selber durchschaute. Es fehlte
noch der richtige Duft für diesen Abend. Als wir uns trafen, trug ich das
Parfüm "Maharani" aus einem indischen Laden, das betörend und
erotisierend nach Rosen, Jasmin und Ylang-ylang duftete. Es war zu der Zeit
mein Lieblingsduft und passte gut zu mir. Außerdem kannte er ihn schon und
verband mich mit diesem Duft. Sparsam benetzte ich meine Haut in der Armbeuge
und am Hals mit einem einzigen Tropfen dieses kostbaren und sehr intensiven
Parfüms. Als der sinnliche Duft mich umschmeichelte, fühlte ich mich in meiner
weiblichen Ausstrahlung, die ich an diesem Abend so mutig betonen wollte, nur
noch bestärkt. Im Bad zog ich vorsichtig noch die Lockenwickler aus meinem Haar
heraus und löste die Locken mit den Fingern. Mich nach vorne beugend schüttelte
ich das
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