Bittersweet Moon
ich an
nichts anderes mehr denken und nur mit großer Mühe zwang ich mich, meine
lüsternen Gedanken in Schach zu halten. Noch ganz benommen setzte ich mich auf
den entferntesten Stuhl und beobachtete ihn, wie er sich sein Hemd endlich
fertig zugeknöpft und es in die schwarze Lederhose reingesteckt hatte. Schwarz
stand ihm unglaublich gut. Diese Farbe bildete einen dramatischen Kontrast zu
seinem blonden Haar und seinen blauen, mit schwarzem Kajal geschminkten Augen.
Das Hemd mit üppig geschnittenen Ärmeln betonte seine breiten Schultern und die
dünne Lederhose saß an ihm wie eine zweite Haut. Bestimmt trägt er keine
Unterwäsche, vermutete ich und biss mir bei dieser Vorstellung in die
Lippe. Er sah einfach umwerfend sexy aus und ich bewunderte ihn wie ein
Meisterwerk der Natur, oder wie eine vollkommene Statue, die man in einem
Museum nur aus der sicheren Entfernung betrachten darf.
Ich
fühlte mich wie eine Auserwählte, weil ich ihm so nah sein durfte - ihn
berühren, küssen und seinen wie ausgemeißelten Körper fühlen durfte... Robin
war plötzlich greifbar für mich, wenn auch nur für einen Augenblick. Nach so
vielen Jahren meiner hoffnungslosen Leidenschaft für ihn, saß ich jetzt mit ihm
zusammen in einem Raum. Und nicht nur das, er begehrte mich als Frau und
spielte meinetwegen ein gefährliches Spiel! Vor zwei Tagen hätte ich so eine
Vorstellung schlicht für unmöglich gehalten. Wenn ich vorher gewusst hätte,
dass er in der Stadt war, hätte ich mir keine Mühe geben ihn treffen zu wollen
und ich wäre zu feige und zu resigniert, um irgendwelche Versuche zu starten in
seine Nähe zu gelangen. Wozu auch? Ein Autogramm und ein gemeinsames Foto
interessierten mich nicht, dafür war ich endgültig zu erwachsen. Er würde mich
dabei nicht mal wahrnehmen. Ich wollte immer schon was anderes von ihm... Es
war mein Schicksal, meine Bestimmung, dass er mich gefunden hatte, als ich es
nicht länger zu hoffen wagte. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr wie ein
Groupie, ich glaubte auch nicht, dass Robin mich so betrachtete. Ich habe mich
ihm nicht um den Hals geworfen, es war nicht mal mein Ziel ihm so nahe zu
kommen. Es passierte einfach. Robin übernahm die Initiative und ich folgte ihm,
ohne bestimmen zu wollen.
Still
beobachtete ich ihn, wie er seine Cowboystiefel anzog und die Sportschuhe, die
er bisher an hatte, mit den Füßen nachlässig unter den Tisch schob und mir wie
ein großer Junge lausbübisch zulächelte. Es war nur eine banale, aber für mich
symbolische Handlung und ich betrachtete sie mit Dankbarkeit. Er teilte mit mir
einen kleinen Augenblick seines Lebens, er erlaubte mir einige Schritte
gemeinsam mit ihm zu gehen. Ich kriegte diese fünf Minuten von ihm und das war
mehr, als ich mir je erträumt hatte . Mit jedem Atemzug verliebte ich
mich mehr in ihn, in den Menschen hinter dem Rockidol Robin, den ich erst seit
gestern kannte. Er war nicht mehr das bunte Fantasiepuzzle, das ich mir früher
zusammenbastelte und vergötterte. Nein, er war real, er war lebendig, er war
kein Phantom mehr, er war der echte Robin!
"Ich
denke es ist besser, wenn du jetzt langsam in den Saal gehst und dich unter die
Fans mischst. Es geht bald los und einige Menschen, die nichts über uns
erfahren dürfen, werden bald in meine Garderobe kommen", weckte mich Robin
aus meinen vertieften Gedanken.
Er hatte
recht, ich sollte jetzt verschwinden. Schwungvoll stand ich auf und nahm meinen
Mantel mit. Als ich mich schon umdrehen und zu der Tür begeben wollte, hielt er
mich mit charmantem Protest an: "Hey! Und was ist mit einem Kuss? Du kannst
nicht einfach so weggehen!"
Lächelnd
küsste ich zärtlich seine sündhaft schönen, leckeren Lippen und wich zurück,
als er wieder nach mir griff. "Nein, du hast einen Auftritt, hast du schon
vergessen? Du musst jetzt vernünftig sein."
Wir
lachten beide bei meinen übertrieben strengen Worten und ich ging beschwingt
zur Tür. Jedoch fühlte ich mich nicht ganz sicher auf meinen hohen Absätzen,
vor allem weil ich wusste, dass Robins Blick an mir klebte. "Toi toi
toi!" schaute ich noch mal zu ihm zurück.
"Ich
wünsch dir viel Spaß bei unserer Show. Und komm nachher wieder zu mir",
sagte er mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf seinem Gesicht, als ob er mich
noch überzeugen müsste.
"Natürlich.
Bis später", versicherte ich ihm und wie beflügelt verließ ich seine
Garderobe.
Als ich
die Tür hinter mir schloss, gab ich mir Mühe um gleichgültig
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