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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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auszusehen; ich
spürte wie ich immer noch verräterisch strahlte und glühte. Ein Mann mit
gepflegtem Vollbart kam mir entgegen, wahrscheinlich aus Tonys Garderobe, und
schenkte mir nur einen flüchtigen Blick, ehe er an Robins Tür klopfte. Er trat
ein ohne auf eine Antwort zu warten. Wie gut, dass er uns nicht erwischt hatte!
Ich vermutete, es müsste Joe sein, der Tourmanager, es sah nicht so aus wie
einer von der Techniker-Crew. Wie frisch ertappt beeilte ich mich den Raum zu
verlassen, verfolgt vom eigenen schlechten Gewissen, das sich schon wieder
ermahnend in mir regte. Durch die eiserne Tür kehrte ich zurück in den dunklen
Gang, der zu den Logen führte und betrat endlich den Saal. Es empfing mich eine
erwartungsvolle Atmosphäre im schon völlig vollen Raum. Bevor ich weiter ging,
brachte ich noch schnell meinen Mantel in die Garderobe im Foyer, wo sich eine
lange Schlange gebildet hatte. Den Backstagepass versteckte ich in meiner
Tasche, ich wollte damit nicht auffallen und neidische Blicke wecken, ich
versuchte von nun an ein ganz normaler Fan zu sein, nur eine von vielen. Zurück
im Saal wurde mir klar, dass ich mich nur mühsam Richtung Bühne bewegen können
würde. Das Publikum stand schon dicht beieinander und besonders in den vorderen
Reihen gab es keine Chance mehr, sich zwischen den eingefleischten Fans noch
einen Stehplatz zu ergattern. Ich musste doch noch meinen Backstagepass
benutzen. Wieder stieg ich in eine Loge, öffnete die Tür und lief durch den
Gang bis zu der letzten Logentür. Fast stieß ich mit zwei Männern zusammen, die
mit dem Rücken zu mir als Wache in der Loge standen. Von dieser letzten Loge
aus könnte man nämlich direkt in die erste Reihe vor der Bühne steigen, oder
sogar auf die Bühne raufklettern. Die Männer bemerkten mich gleich und noch
bevor sie mich zurückweisen konnten, holte ich meinen Pass aus der Tasche. Der
Mann, der mir am nächsten stand, warf kurz seinen Blick darauf und sagte:
"In Ordnung, steig rein."
    Erleichtert
versteckte ich wieder den Pass und kletterte aus der Loge, so elegant ich in
meinem engen Kleid nur konnte. Zum Glück war die Absperrung zwischen Parkett
und Loge niedriger als in größeren Theatern. Es war ziemlich dunkel im Raum und
nur drei oder vier junge Frauen, die neben der Loge standen, blickten mich ein
wenig misstrauisch an. Die Bühne befand sich in Höhe meiner Schulter und war
mit der Hand greifbar. Kein schlechter Platz , dachte ich zufrieden.
Zwischen die Fans mischten sich mehrere Sicherheitskräfte. Kein Wunder, mit
einem guten Schwung wäre es nicht besonders schwierig auf die Bühne zu klettern
oder Robin herunter zu ziehen. Einige Fans pfiffen und riefen aufgeregt nach
den Jungs und mit jeder verstrichenen Minute steigerte sich die erwartungsvolle
Stimmung zusätzlich. Die Luft im Saal knisterte nur so vor Vorfreude und
Euphorie. Wir alle versammelten uns hier, um ein gemeinsames Ritual zu feiern
und diese energetische Verbundenheit verhalf uns zu einem Ausnahmezustand. Unser
Bewusstsein war in diesem Augenblick so stark auf Robin und seine vier Kollegen
fokussiert, dass man unsere vereinigten Gefühle für sie fast körperlich
wahrnehmen konnte. Mir wurde schlagartig klar, warum solche Rockkonzerte so
erotisierend wirken, sowohl auf das Publikum wie auch auf die Musiker auf der
Bühne. So viel Zuneigung, Anbetung und Leidenschaft, so viel unerfüllte
Sehnsucht nach den verehrten Idolen und ihrer heiß geliebten Musik verbreitete
sich durch das Publikum! Wir atmeten diese intensiven Gefühle ein und aus und
jeder von uns wartete nur darauf, in den nächsten zwei Stunden gemeinsam mit
der Band abheben zu können und durch die lang erwartete Show die beglückende
musikalische und auch emotionale Befriedigung zu erlangen. Diese dichte, kraftvolle
Atmosphäre, die um mich herrschte, öffnete mich und stimmte mich noch mehr auf
das kommende Ereignis ein, obwohl ich schon genug glühte und mich nach Robin
verzehrte. Ich fühlte mich wie ein Sprinter vor dem Start, angespannt bis auf
den letzten Nerv, und wartete, dass das Konzert anfing und mich erlöste.
Plötzlich, als das Warten nicht mehr auszuhalten war, gingen alle Lichter aus!
Ein lautes, frenetisches Jubeln durchdrang den Saal. Es ging endlich los! In
der Dunkelheit begann Andy am Schlagzeug einen kräftigen Rhythmus zu spielen
und das Publikum antwortete sofort mit rhythmischem Klatschen. Es folgten Bruce
am Bass und Tony am Keyboard, der einzelne Harmonien dazu

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