Bittersweet Moon
spielte. Wir
erkannten den Song, einen der ersten Hits der Band und die Aufregung im Saal
wurde unerträglich. Als noch Jason mit einer hymnenartigen Gitarrenmelodie
unsichtbar die Bühne betrat, sprang das Publikum schreiend und tobend vor
Freude in die Luft. Auch ich konnte mich diesem magischen Moment nicht
entziehen, ich klatschte und tanzte mit und starrte auf die noch immer dunkle
Bühne. Noch einige Takte, und plötzlich ging die Bühnenbeleuchtung an. Links
vor mir, nur wenige Meter entfernt, stand Robin wie aus dem Nichts aufgetaucht
mit weit ausgestreckten Armen vor dem Mikrofonständer und sang den Refrain. Die
Begeisterung der Fans ging wie ein Hurrikan durch den Raum und ich war froh,
dass ich dort ganz an der Seite stand und nicht in der Mitte. Das Publikum war
hingerissen, alle sangen mit, tanzten, klatschten, jubelten, heulten, mehrere
Frauen riefen verzweifelt nach Robin, es kochte nur so von aufgewühlten
Emotionen im Raum! In meiner sicheren Ecke konnte ich ein Teil des Geschehens
sein, aber trotzdem eine vorsichtige Distanz bewahren. Robin griff nach dem
Mikrofonständer und wirbelte über die Bühne. Er tänzelte mit seinen typischen
Tanzschritten und bewegte sich lasziv mit dem Rhythmus. Offensichtlich war er
völlig in seinem Element und er sang mit einer Ausdruckskraft, die den Raum mit
ekstatischer, sinnlicher Atmosphäre füllte. Es entstand der Eindruck, er sänge
für jeden einzelnen Fan im Publikum, jeder fühlte sich von ihm persönlich
angesprochen, jede Frau kriegte den Eindruck, er hatte Augen nur für sie und
für keine andere. Erst jetzt verstand ich endgültig, warum er so erfolgreich
werden konnte. Er war ein Magier, er besaß die unglaubliche Gabe das Publikum
in seinen Bann zu ziehen, es zu verführen, zu berauschen, es mit strahlender
Freude zu erfüllen und es für einen Abend lang zu den Sternen zu erheben.
Seine
weiblichen Fans beschenkte er mit schmachtenden Blicken, die sie zum Heulen
brachten, sie fielen sich gegenseitig tröstend um den Hals, während sie nach
ihm die Hände ausstreckten und seinen Namen riefen. Auch ich hatte ständig
Tränen in den Augen, es war nichts zu machen. Ich wurde überwältigt von dem
Geschehen auf der Bühne, wie alle anderen Mädchen, die ich nicht länger als
Konkurrenz betrachtete.
Robin
bemerkte mich erst, als er ein langsames Lied sang und sich gebeugt den
Bühnerand entlang bewegte. Dabei ließ er seine Hand von den Fans berühren, die
wie Ertrinkende nach ihr griffen. Die leicht nervös wirkenden Sicherheitskräfte
gaben sich große Mühe um zu verhindern, dass Robin von dem Meer aus gierigen
Händen von der Bühne runtergezogen wurde. Sie versuchten die Menge mit ihrem
ganzen Körpereinsatz so weit weg von der Bühne zu halten, wie sie es nur
konnten und die Fans berührten lediglich Robins Fingerspitzen, ohne fester
zupacken zu können. Er näherte sich unserer Ecke und ich war die einzige, die
nicht nach ihm griff. Das blonde Mädchen in meinem Alter, das neben mir stand,
schaffte es - für einen Augenblick lang berührte sie seine Finger und ich sah
die Seligkeit in ihrem Gesicht, wie bei einer inbrünstigen Gläubigen, die
während der Prozession kurz eine kostbare Reliquie berühren durfte. Robin
richtete sich auf und dabei erblickte er mich endlich. Mit berechnend
verführerischer Geste warf er seine lange Mähne nach hinten, strahlend und
unirdisch schön, dass mir wieder der Atem wegblieb. Er strahlte mich mit seinem
typischen Lächeln an, bei dem sich süße Grübchen auf seinen Wangen abzeichneten
und dann bückte er sich zu mir. Mit den Augen gab er dem Ordnungshüter, der vor
mir stand, ein Zeichen und der Mann machte mir Platz. Er schob mich ein Stück
weiter und plötzlich stand ich direkt vor Robin, der nach meiner Hand griff und
sie zärtlich küsste. In seinem verschwitzten Gesicht glänzten seine Augen noch
mehr und als er mich bedeutungsvoll anlächelte, verspürte ich wohlige
Gänsehaut. Ein begeisterter Aufschrei ging durch den Teil des Publikums, der
das sehen konnte und schon stürzte er sich wieder zu der anderen Bühnenseite.
Das Mädchen neben mir, das seine Hand berührt hatte, umarmte mich plötzlich und
es weinte und lachte gleichzeitig. Wie gute Freundinnen teilten wie die große
Freude, die wir gerade erlebten und tanzten eine Weile zusammen.
Ich fand
es rührend, als Robin mir öffentlich so eine Aufmerksamkeit schenkte, ich
erwartete es doch keineswegs. Natürlich passierte es öfter, dass er
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