Bittersweet Moon
wie
hier."
Robin
beobachtete noch eine Weile meinen Altar und dann drehte er sich zu mir. Sein
Blick verunsicherte mich immer wieder, weil ich nicht wusste, ob er mich ernst
nahm, oder sich nur lustig über mich machte.
"Du
bist eine bemerkenswerte junge Frau, weiß du das?" , sagte er mit ernster
Stimme, trotz des Lächelns in seinen Augen. Darauf zog ich nur meine Schultern
hoch und senkte den Blick, innerlich zart berührt von seinen schmeichelnden
Worten. "Wie alt bist du eigentlich?"
"Bin
gerade vierundzwanzig geworden."
"Ich
habe dich jünger geschätzt, du wirkst noch so mädchenhaft und unschuldig. Außer
im Bett natürlich". Bei den letzten Worten grinste er wieder unverfroren
und ich errötete. Es ärgerte mich allmählich, dass ich bei seinen Bemerkungen
immer so schnell in Verlegenheit geriet, wie ein unerfahrenes Schulmädchen.
Robin ging zurück zu dem Tisch und versuchte die Sektflasche aufzumachen.
"Ich mache mir aus der Religion nicht mehr viel", erklärte er mir.
"Ich bin streng christlich erzogen und irgendwann hatte ich keinen Bock
mehr darauf, war mir alles zu steif und zu schwarz-weiß. Vielleicht muss ich anfangen,
anders an das Ganze ranzugehen, so wie du es machst.“ Mit geschicktem Griff
öffnete er die Flasche und ich reichte ihm die Gläser. „Am bequemstem ist es
einfach nicht darüber nachzudenken“, sagte er noch trocken und goss den Sekt in
das erste Glas ein. „Das was du mir gerade erzählt hast, war schon sehr
anregend für mich, ich mag Frauen, die auch meine grauen Zellen stimulieren und
nicht nur meinen Testosteronspiegel", lächelte er wieder neckisch. Das
erfüllte mich mit einer unschuldigen Freude. Ich offenbarte ihm einen sehr
persönlichen Teil meines Lebens, den ich sonst nicht so schnell preisgab und
der für mich eine intime Angelegenheit war. Aber Robin war längst kein Fremder
mehr für mich, erkannte ich glücklich. Während er noch das zweite Glas füllte,
holte ich die Eispackung aus der Küche. Schon immer pflegte ich die Unsitte,
Eis einfach aus der Verpackung zu löffeln und auch jetzt brachte ich keine
Eisschalen mit, sondern nur zwei Löffel. Ich setzte mich auf seinen Schoß und
nach dem Anstoßen fingen wir an, uns gegenseitig mit dem Eis zu füttern.
"Sag
mal, bist du eine Hexe?", fragte er mich plötzlich, während er mir den
vollen Löffel zu dem Mund führte. "Wieso, wie meinst du das?",
schaute ich ihn verwundert an und leckte den angebotenen Löffel ab.
„Na ja,
die Hexen sind rothaarig, verehren die Göttin und wollen nichts mit den Kirchen
zu tun haben. Könnte es sein, dass du mich verhext hast?" Robin scherzte
offensichtlich, aber ich dachte für einen Augenblick, da könnte was dran sein.
So lange sehnte ich mich schon nach ihm, er kam plötzlich wie herbei geträumt
zu mir. Und ja, früher machte ich einige Hexenrituale, um ihn zu gewinnen. Aber
das war alles Kinderkram, oder nicht? Die starken Gefühle, die ich so lange für
ihn empfand, waren auch eine Art Energie, die sich vielleicht jetzt
manifestierte. Man schafft mit der Kraft der Gedanken die eigene Realität,
sagen mehrere spirituelle Lehren und davon war ich ziemlich überzeugt. Noch ehe
ich länger darüber nachdenken konnte, klingelte plötzlich mein Telefon und ich zuckte
aufgeschreckt zusammen. Wer könnte um die Zeit dran sein? Max? Bitte nicht! Fragend
schaute ich Robin an, der mir mit dem Kopf ein Zeichen gab. "Geh lieber
ran, vielleicht ist es Tony." Das überzeugte mich und ich stand auf und
lief zu dem Telefon, das auf der Kommode neben dem Balkon lag. "Hallo,
Diana hier", meldete ich mich ungeduldig.
"Hey
Diana, Tony hier, hoffentlich störe ich euch nicht?" begrüßte mich Tonys
verrauchter Bariton.
"Tony!
Nein, nein, du störst uns nicht, wir essen gerade Eis. Ich gebe dir gleich
Robin." Er stand schon neben mir und ich reichte ihm den Hörer.
"Tony,
alter Freund, was gibt's?" Während Tony erzählte, wechselte Robin
augenblicklich aus der lässigen Gemütlichkeit in eine aufmerksame, aber
geschmeidige aufrechte Haltung und hörte interessiert zu. Ich nutzte die Pause
und verschwand kurz ins Bad. Als ich zurückkam, stand Robin bei der Balkontür
und schaute nachdenklich heraus in die weiße Nacht. "Baby, ich habe gute
Neuigkeiten", drehte er sich zu mir, als er meine Schritte hörte. Er
näherte sich mir und reichte mir das volle Sektglas. Sein Gesicht strahlte
dabei vielversprechend. "Die Party dauerte länger als geplant, die Jungs
sind erst jetzt im Hotel
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