Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
Vom Netzwerk:
und meiner Familie.
    »Was Ihre Anweisungen angeht, habe ich alle Telefonate erledigt, Anya«, sagte Simon Green. »Alles wurde in die Wege geleitet. Ms. Goodfellow hat sich bereit erklärt, in Ihrer Wohnung zu bleiben. Ms. Barber bringt Ihre Schwester zur Schule und holt sie wieder ab. Ihr Bruder nimmt die Arbeit im Pool fürs Erste nicht an. Ich habe auch mit Ihrer Großmutter geredet …« Simon Green verstummte. »Vom Kopf her scheint sie …«
    »Nicht mehr ganz da zu sein«, schloss ich für ihn.
    »Sie sind diejenige, die den Laden schmeißt, nicht wahr?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Und allein aus diesem Grund hätte ich Gable Arsley niemals vergiftet. Ich kann mir nicht leisten, so ein Risiko einzugehen.«
    »Reden wir mal kurz über Mr. Arsley«, sagte Simon Green. »Haben Sie irgendeine Theorie, wie das Gift in die Schokolade gelangt ist?«
    »Allerdings. Jacks Piroschki hat mir die Kiste geschenkt. Ich gehe davon aus, dass die Schokolade für meine Familie bestimmt war. Gable geriet aus Versehen dazwischen.«
    »Ich kenne Jacks Piroschki. Er ist ein Niemand, ein Nichts im Balanchine-Clan. Man hält ihn für einen gutmütigen Trottel, im Großen und Ganzen ungefährlich«, erwiderte Simon Green. »Warum sollte er Sie und Ihre Geschwister vergiften?«
    Ich erzählte ihm, dass Piroschki seit Wochen meinen Bruder umwarb und derjenige gewesen war, der Leo den Job im Pool besorgt hatte. »Vielleicht dachte er, die Kinder von Leonyd Balanchine umzubringen wäre irgendwie eine symbolische Sache? Dass es ihm größeres Ansehen bei den Feinden meines Vaters verschafft?«
    Simon Green dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Bezweifle ich. Aber er benimmt sich trotzdem sehr verdächtig, ich werde auf jeden Fall mal ein Wörtchen mit ihm reden. Möchten Sie gerne hören, was der Staat Ihnen vorwirft?«
    Dies waren die Hauptanklagepunkte:
Ich hatte Gable Arsley nicht nur einen, sondern zwei Riegel vergiftete Schokolade geschenkt.
Ich war schon vorher gegen ihn gewalttätig geworden (die Sache mit der Lasagne).
Ich hatte vor Zeugen Drohungen gegen ihn ausgestoßen.
Ich hatte ein Motiv (ich war wütend, weil ich entweder von ihm sitzengelassen oder angegriffen worden war – je nachdem, welche Geschichte man glaubte).
Ich hatte meinen Bruder beauftragt, Beweise zu vernichten.
    »Woher wissen Sie den letzten Punkt?«, fragte ich.
    »Als die Polizei zu Ihnen nach Hause kam, holte Leo gerade die Schokolade aus dem Schrank Ihrer Großmutter. Ihr Bruder gab zwar nichts zu, aber er verhielt sich auffällig. Natürlich wurde die gesamte Lieferung beschlagnahmt.«
    »Ich habe ihn nur deshalb gebeten, die Schokolade zu vernichten, weil ich nicht wollte, dass Nana Schwierigkeiten wegen des Besitzes bekommt!«, rief ich empört.
    »Bekommt sie schon nicht«, versprach Simon Green. »Die Anklage wegen Besitzes wird ebenfalls Ihnen angehängt. Aber deswegen müssen Sie sich keine Sorgen machen. Niemand kommt ins Gefängnis oder in die Erziehungsanstalt wegen Besitzes von Schokolade.
    Anya, irgendwas an dieser Sache stinkt zum Himmel. Und auch wenn ich am Donnerstag vor Gericht eine schlechte Figur abgegeben habe, werde ich der Sache auf den Grund gehen«, versicherte mir Simon Green. »Sie werden entlastet und zu Galina, Natty und Leo zurückkehren.«
    »Und wie sind Sie an Mr. Kipling geraten?«, wollte ich wissen.
    »Ich verdanke ihm mein Leben, Anya«, sagte Simon Green. »Ich würde Ihnen die Geschichte gerne erzählen, möchte Mr. Kiplings Vertrauen aber nicht missbrauchen.«
    Das respektierte ich. Eine Weile betrachtete ich Simon Green. Er hatte sehr lange Arme und Beine; in seinem Anzug sah er fast wie ein Weberknecht aus. Seine Haut war blass, als würde er sein Leben unter Tage verbringen. Seine Augen waren eher grün als blau, sie wirkten nachdenklich. Nein, intelligent. Ich erlaubte mir ganz vorsichtig den Gedanken, dass ich froh sein konnte, diesen Menschen auf meiner Seite zu haben.
    »Wie alt sind Sie überhaupt?«, fragte ich.
    »Siebenundzwanzig«, erwiderte er. »Aber ich habe den besten Abschluss meines Jahrgangs in Jura gemacht und habe eine schnelle Auffassungsgabe. Mr. Kiplings Geschäfte sind sehr komplex, gelinde gesagt, und ich möchte mich entschuldigen, dass ich nicht mehr über Ihre Situation wusste. Ich habe erst im Frühling in der Kanzlei angefangen.«
    »Stimmt, ich meine mich zu erinnern, dass er davon sprach, jemanden dazuzunehmen«, sagte ich.
    »Mr. Kipling bemüht sich sehr, Sie

Weitere Kostenlose Bücher