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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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ich.
    »Willst du mal probieren?«
    »Nein, das ist dein Essen.«
    »Na, komm«, sagte er. »Sie ist süß.«
    Ich schüttelte den Kopf. Mein Magen war immer noch empfindlich, ich hatte wenig Lust, mich quer über den Tisch zu übergeben. (Obwohl das vielleicht keine so schlechte Idee gewesen wäre, denn dann hätte sich die Sache mit Win und mir bestimmt ein für alle Mal erledigt … Ich glaube nicht, dass man sich zu jemandem hingezogen fühlen kann, der einen angekotzt hat.) Win zuckte mit den Schultern. Dann holte er zwei Apfelsinen aus der Tasche.
    »Apfelsinen!«, staunte ich. »Die habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen. Wo hast du die denn her?«
    »Mom versucht sie auch anzubauen. Sie hat eine Genehmigung, einen Obstgarten auf dem Dach unseres Hauses anzulegen. Dort wächst aber noch nichts. Dies hier sind Proben aus Florida. Bitte, nimm eine!«
    »Nein, danke.« Ich wollte ihm nicht noch mehr schulden, als ich es jetzt schon tat.
    »Wie du willst«, sagte er.
    »Ich bin dir wirklich dankbar für das, was du getan hast«, sagte ich.
    »Sprich nicht darüber«, sagte Win.
    »Aber ich muss darüber sprechen«, entgegnete ich. »Es wäre nicht richtig, es zu verschweigen, weil ich dir jetzt was schuldig bin.«
    »Du bist niemandem gerne was schuldig, was?«, fragte er.
    Ich gab zu, dass ich alles in allem lieber in niemandes Schuld stand.
    »Also, hör zu: Ich brauchte nicht mehr zu tun, als meinen Vater darauf anzusprechen. Und glaub mir, Anya, der Sohn meines Vaters zu sein, hat ziemlich viele Kehrseiten und relativ wenig Vorteile. Auch wenn man natürlich sagen kann, dass es einige« – er überlegte – »Dinge gibt, die mein Vater mir schuldig ist, ist das dennoch nicht der Grund, warum er dir geholfen hat. Er hat sich eingeschaltet, weil er mit mir einer Meinung war, dass deine Situation ungerecht ist.«
    »Aber –«
    »Aber wir sind quitt, Anya. Du schuldest mir überhaupt nichts. Auch wenn ich schließlich den Löwenanteil der Arbeit an dem Projekt für Rechtsmedizin II übernommen habe.«
    »Das tut mir leid.«
    In dem Moment kam Scarlet mit meinem Essen. Sie knallte die Tabletts auf den Tisch. »Urgs, wieder Lasagne!«, rief sie. »Und kein Gable Arsley da, um sie über ihn zu kippen!« Weder Win noch ich lachten, ich verzog nur leicht den Mund. »Hm, vielleicht ist es noch zu früh für Witze über Gable Arsley«, sagte Scarlet.
    Abends zu Hause in meinem Zimmer merkte ich, dass Win mir eine Apfelsine in den Rucksack gesteckt hatte. Ich legte sie auf den Tisch. Obwohl die Schale noch dran war, roch mein ganzes Zimmer danach. Auch wenn es wohl keine gute Idee war, beschloss ich, Win anzurufen. Wenn sich Charles Delacroix meldete, würde ich einfach auflegen. Zum Glück ging Win ans Telefon.
    »Du hast etwas in meinem Rucksack vergessen«, sagte ich.
    »Stimmt, ich hab mich auch schon gewundert, was mit der Apfelsine passiert ist«, sagte Win. »Dann kannst du sie genauso gut essen.«
    »Nein, ich werde sie nicht essen«, gab ich zurück. »Ich werde sie niemals essen. Was ich daran so liebe, ist der Geruch. Apfelsinen erinnern mich an Weihnachten. Mein Vater hatte früher einen Geschäftsfreund, der jedes Jahr zu Weihnachten eine ganze Kiste aus Mexiko schickte. Wir haben sie nie gegessen.« Ich geriet ins Plaudern, das war peinlich und vor allem teuer. »Ich muss auflegen.«
    »Willst du den wahren Grund wissen, warum ich dir helfen wollte?«, fragte Win.
    »Weiß nicht genau.«
    »Tja, wahrscheinlich weißt du es längst, aber vielleicht muss es einmal gesagt werden«, meinte Win. »Weil ich dich besser kennenlernen möchte. Das wäre ganz schön schwierig geworden, so lange du in Liberty eingeschlossen warst.«
    »Oh …« Ich wurde rot. »Ich muss wirklich auflegen. Ich hätte nicht anrufen sollen. Wir sehen uns in der Schule.« Dann legte ich auf.

    Am nächsten Morgen kam Jacks vorbei, um Leo zu seinem ersten Arbeitstag abzuholen. Leo war noch nicht fertig angezogen, deshalb unterhielt ich mich im Wohnzimmer mit Jacks.
    »Wenn ihm irgendwas zustößt …«, begann ich.
    »Ich weiß, Cousinchen, ich weiß. Mach dir keine Sorgen um Leo.«
    Ich fragte Jacks, was für Arbeiten Leo im Pool erledigen sollte.
    »Putzen. Den Männern Essen machen. Nichts besonders Schwieriges«, versicherte er mir. »Du hast übrigens ganz schön Eindruck auf den alten Herrn gemacht.«
    »Auf Onkel Yuri, meinst du?«
    »Er sagte, er würde dich heiraten. Selbst wenn du mit ihm verwandt wärst. Das heißt,

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