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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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von Kaffee war nur schwer loszuwerden, und für mich war er der schönste Duft der Welt. Meine Eltern hatten das Zeug geliebt. Bevor Koffein verboten wurde, stand bei uns immer eine Kanne auf dem Herd.
    Fats erbot sich, uns zu helfen. »Wie lief’s so, Mädchen?«, fragte er, während wir Tische und Stühle ins Hinterzimmer trugen.
    Ich zeigte ihm meine Tätowierung am Knöchel.
    »Jetzt bist du eine richtige Balanchine«, bemerkte Fats.
    Ich seufzte. »Leo arbeitet im Pool.«
    »Hab ich schon gehört«, sagte er.
    »Da stecktest du mit drin, oder?«, fragte ich. Hatte Leo mir nicht erzählt, dass Jacks und Fats die Ersten gewesen waren, die ihn mit in den Pool genommen hatten?
    Fats schüttelte den Kopf. »Piroschki hat mich gebeten, ihm Leo vorzustellen, und das hab ich gemacht.«
    »Warum wollte Piroschki Leo kennenlernen?«
    Fats zuckte mit den Schultern. »Ich meine, er sagte so was wie, dass er mehr über eure Familie wissen wollte.«
    Das erschien mir irgendwie eine verdächtige Antwort zu sein, so als würde Fats mir etwas verheimlichen. Ich hätte ihn drauf angesprochen, doch in dem Moment tauchte Scarlet auf. Sie trug ein schulterfreies rotes Ballkleid aus Taft und ein Stirnband mit einer Pfauenfeder. Natty zockelte hinter ihr her. »Sieht Scarlet nicht schön aus?«, sagte sie.
    »Umwerfend«, stimmte ich zu. Auch wenn sie nicht nur umwerfend, sondern auch leicht irre aussah.
    »Ich habe dir was zum Anziehen mitgebracht«, sagte Scarlet. »Ich wusste, dass du dich nicht umziehst.« Sie hatte recht; ich trug immer noch meine Schuluniform. Scarlet zog ein schwarzes Paillettenkleid mit tief angesetzter Taille aus der Tasche. Es war überhaupt nicht mein Stil, was ich ihr auch sagte.
    »Komm, ich hab heute Geburtstag! Und ich möchte, dass du strahlst«, beharrte sie.
    »Na, schön«, sagte ich. »Wenn du unbedingt willst, dass ich albern aussehe. Du bist übrigens zu früh.« Sie hatte mir vorher erzählt, sie würde eine Viertelstunde zu spät kommen, um einen großen Auftritt zu haben.
    »Ich wollte nicht, dass du alles allein vorbereiten musst«, sagte sie. »Ich gehe gleich und komme dann zu meinem großen Auftritt wieder.«
    Die Party war ein Erfolg. Scarlets Aufmachung wurde sehr bewundert. (Meine auch.) Ich beschäftigte mich mit der Musik und sorgte dafür, dass alle zu essen und Wasser zu trinken hatten. Ich war gerne beschäftigt und eh nicht in der Stimmung für Plaudereien.
    Am Ende des Abends ließ ich Scarlet von Leo und Natty nach Hause bringen, und ich blieb so lange, bis alle fort waren, um die Tische und Stühle an ihren Platz zurückzustellen und mich bei Fats zu bedanken.
    »Warte!«, rief Win. »Ich helfe dir.« Er nahm mir einen Stuhl ab und stapelte ihn auf die anderen. »Das kann ich für dich fertigmachen.«
    »Ich dachte, du wärst schon weg«, sagte ich. Ich war nicht gerade begeistert, mit ihm allein zu sein, aber wenn er Stühle rücken wollte – bitte sehr.
    Er holte seine Mütze von einem Messinghaken an der Wand. »Ich hab meine Mütze vergessen«, sagte er und setzte sie auf.
    »Manchmal glaube ich, du lässt deine Mütze mit Absicht überall liegen«, murmelte ich.
    Er stapelte den letzten Stuhl auf die anderen. »Aber Anya, warum solltest du das glauben?«
    Ich antwortete nicht. Win kam zu mir herüber. Er hielt mir die Handfläche hin. Darauf lag eine schwarze Paillette von dem Kleid, das Scarlet mir geliehen hatte. »Du hast da was verloren«, sagte er.
    Ich kicherte, leicht beschämt, dass ich mich in meine Einzelteile auflöste. »Ups.«
    »Ich habe meine Mütze wirklich mit Absicht hängenlassen«, gab er zu. »Es ist schwer, dich mal allein zu erwischen, und es gibt etwas, das ich dich fragen wollte …« Und dann lud er mich zum Herbstball ein. »Ich weiß, es ist irgendwie kindisch, aber, na ja, ich muss hin. Ich sorge für die Unterhaltung. Ich mache mit meinen Kumpels die Musik, von daher …«
    »Ihr macht die Musik? Heißt das, du spielst in einer Band?«, fragte ich.
    »Nein, wir sind noch keine Band. Nur ein paar Kumpel, die sich zusammengetan haben, um beim Holy-Trinity-Herbstball Musik zu machen. Ich kann es nicht leiden, wenn Leute gerade mal zwanzig Minuten zusammen gespielt haben und sofort behaupten: Wir sind eine Band! « Win sprach unglaublich schnell und gestikulierte dabei stark herum. Ich schätze, er war nervös. Er nahm die Mütze vom Kopf, als wollte er seine Hände beschäftigen. »Also, ja, ich gehe auf jeden Fall hin. Mit oder ohne dich«,

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