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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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sie. »Er ist immer noch unser Freund, also hören wir uns mindestens einen von seinen Songs an. Danach können wir ja gehen.«
    Sie begannen mit der Coverversion eines sehr altes Liedes mit dem Titel »You Really Got a Hold on Me«. Win hatte eine tiefe, raue Singstimme, zudem spielte er gut Gitarre.
    »Er ist gut«, sagte Scarlet.
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Willst du jetzt gehen?«, fragte sie. »Ich hab ihm zugewinkt, er weiß also, dass wir bis zu seinem Auftritt geblieben sind.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Die namenlose Band hatte auch einige selbstgeschriebene Songs, die mir noch besser gefielen als die Coverversionen. Die Texte waren klug, bewegend und subtil. Win hatte Talent. Daran bestand kein Zweifel.
    Ich stellte fest, dass ich mich sehr ärgerte, nicht nach Hause gegangen zu sein. Es wäre einfacher gewesen, nicht zu wissen, wie gut Win war.
    Sie spielten ihr fünftes und letztes Lied. Es war eine Ballade, jedoch nicht zu schmalzig. Ich meinte, Win hätte mich angesehen, doch eigentlich schaute er sehr viel ins Publikum. Er wirkte sehr gelöst auf der Bühne.
    Die Band verbeugte sich, und der DJ kam zurück, um noch ein paar Lieder aufzulegen. Ich war froh, dass es vorbei war. Mir war heiß, ich fühlte mich krank. Ich musste nach draußen an die frische Luft.
    »Komm, wir gehen!«, sagte ich zu Scarlet.
    Doch gerade in dem Moment bat einer der Jungen aus der Theatergruppe Scarlet um einen Tanz. Ich wollte nicht gemein sein, deshalb versicherte ich ihr, ich würde warten.
    Scarlet ging auf die Tanzfläche. Es war ein schnelles Stück, und sie tanzte deutlich wendiger als ihr Partner. Ich war froh, dass der Abend nicht ein kompletter Reinfall für sie geworden war. Hinter Scarlet entdeckte ich Win, der mit Alison Wheeler tanzte. Sie trug ein knielanges weißes Kleid, das ihren Teint und ihr Haar vorteilhaft zur Geltung brachte. Alison wirkte elegant und sehr erwachsen. Win hatte seine Krawatte abgenommen und die Hemdsärmel hochgekrempelt, wahrscheinlich war ihm ein bisschen warm von seinem Auftritt. Sein kurzes Haar kräuselte sich über den Ohren, was ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Keine Ahnung, warum, aber ich fand diese Löckchen verdammt niedlich und unwiderstehlich.
    Kurz bevor ich mich in sinnlosem Selbstmitleid erging, beschloss ich, mir am Buffet ein Glas Früchtepunsch zu holen.
    Irgendwann begann ein neues Lied, ein langsameres, und auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
    »Miss Balanchine«, sagte Win.
    Ich drehte mich zu ihm um. Seine Augen leuchteten, er wirkte fast verlegen.
    Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich befangen in seiner Nähe, nun da ich seine Musik gehört hatte. »Freut mich, dass du gut angekommen bist. Hat mir wirklich gefallen … Du hast gut gespielt.« Nicht mein wortgewandtester Auftritt, gelinde gesagt.
    »Bitte tanz mit mir!«, sagte Win. »Ich weiß, dass ich mich wahrscheinlich zum Narren mache. Du denkst bestimmt, wie oft soll ich diesem Typen noch einen Korb geben? Begreift er es einfach nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Aber irgendwie ist mir das egal. Ich sehe dich in deinem roten Kleid, wie du am Buffet stehst, und irgendwas in mir will einfach nicht aufgeben. Ich denke, du bist ein Mensch, der sich kennenzulernen lohnt.«
    »Du bist mit jemand anders hier«, erinnerte ich ihn.
    »Alison? Sie ist eine gute Freundin«, erklärte er. »Unsere Eltern kennen sich schon seit Jahren. Ich tue ihr einen Gefallen. Ihr Vater hält nicht viel von ihrem Freund, ich führe ihn in die Irre.«
    »Das sah mir aber anders aus«, bemerkte ich.
    »Ach, komm«, sagte Win. »Tanz mit mir! Es ist nur noch ein halbes Lied übrig. Was soll es denn schaden?«
    »Nein«, sagte ich, und weil ich nicht wollte, dass er schlecht von mir dachte, fügte ich hinzu: »Ich würde gerne, aber ich kann nicht.«
    Ich verließ die Turnhalle und eilte in den Vorraum, um meine Jacke zu holen. Scarlet würde alleine nach Hause kommen müssen. Win folgte mir.
    »Was soll das heißen?«, fragte er. »Das verstehe ich nicht.«
    Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht in den linken Ärmel schlüpfen. »Moment«, sagte er. »Ich helfe dir.« Er beugte sich vor und führte meinen Arm hinein.
    »Ich will deine Hilfe nicht«, sagte ich, aber es war zu spät. Irgendwie fühlte ich mich, als sei ich außerhalb meines Körpers. Obwohl ich wusste, dass es kein gutes Ende nehmen würde, reckte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste Win auf den Mund.
    Seine Lippen waren süß und salzig

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