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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Schädel zusammengeprallt. Aber Clive fand keine Zeit, Smythe zu helfen. Er hatte die Tür des Raums zu seiner
    Rechten bereits aufgedrückt und stand wie vom Donner gerührt bei dem Anblick da, der sich ihm bot.
    Ein Ding, so fremdartig und grauenhaft, wie Clive je eines gesehen hatte, ragte vor ihm hoch auf. Der gar-gantuarische Rumpf war gebeugt, damit der massige Schädel nicht die Zimmerdecke streifte. Eine Vielzahl von Tentakeln wand sich und schnappte und sonderte einen giftigen Schleim ab. Klauenanhängsel, Saugringe und Pseudopodien erschienen und verschwanden und schlängelten sich ekelerregend. Clive hob sich der Magen.
    Das Ding bog den Rücken, so daß sein Oberteil auf Clive zeigte. Es war eine runde Membran, umgeben von wedelnden und schnappenden Tentakeln.
    Das Ding glich dem Ungeheuer, dem Clive zum erstenmal auf der schwarzen Obsidianbrücke auf Q'oorna begegnet war. Jenes Ungeheuer damals hatte ihm das Gesicht seines Bruders Neville gezeigt und zu ihm mit einer widerwärtigen Parodie von Nevilles Stimme gesprochen.
    Dieses Ding hier zeigte ihm das Gesicht von ... Sidi Bombay!
    Clive war wie vom Donner gerührt. Aber noch während er das gräßliche Gesicht anstarrte, schmolz es wie weiches Wachs dahin und formte sich zur bleichen Schönheit von Lady 'Nrrc'kth. Die weiße Haut, die Smaragdaugen, das leuchtende grünschimmernde Haar waren so echt, daß Clive unwillkürlich die Hand hob, um die Wange der Lady zu berühren.
    Aber 'Nrrc'kth war tot!
    Aber George du Maurier war gleichfalls tot, und dennoch sprach du Maurier zu ihm und sagte ihm, daß er sich nicht von der Nebensächlichkeit Tod ablenken lassen solle!
    »'Nrrc'kth!« schrie Clive.
    Die Smaragdaugen bohrten sich in die seinen. Die Lippen öffneten sich. Ein gräßliches Brüllen drang her-aus, nicht über die Lippen der Lady, sondern aus der runden Membran eines Ungeheuers, die wie ein Trommelfell vibrierte.
    Clive wich zurück - aber nur für einen Augenblick. Er war mit dem Schwert bewaffnet, das er Muntor Eshverud abgenommen hatte; und mit einer Entschlossenheit, die der alte Clive Folliot niemals hätte aufbringen können, warf er sich auf das Ungeheuer.
    Es zog den Rumpf zurück und huschte erstaunlich behende durchs Zimmer, wobei es sich mit den Tentakelreihen und -bündeln vorantrieb.
    »Genug, Clive Folliot! Genug!«
    Das war die Stimme von Sidi Bombay, und den Worten folgte jenes eigentümliche Gelächter, das Clive so häufig von dem Inder vernommen hatte.
    Noch während Clive dastand und mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund zusah, schmolz das Ungeheuer dahin und formte sich neu, ähnlich wie der fremdartige Formwechsler Chang Guafe. Es wechselte Gestalt, Größe und Färbung. Es wurde zum dunkelhäutigen und fast nackten Mann, der nur mit Turban und makellosem Lendenschurz bekleidet war.
    »Clive Folliot«, sagte Sidi Bombay. Er verbeugte sich übertrieben und verlieh der Geste somit jenen Hauch Ironie, der sie aller Unterwürfigkeit beraubte.
    »Das Ungeheuer«, keuchte Clive, »der Chaffri! Sie sind gräßliche Dinger, Sidi Bombay, gräßliche riesige Insektendinger, die einem ins Bewußtsein fassen und die Bilder derjenigen stehlen können, die uns teuer sind, und die uns zum Narren halten, indem sie uns glauben lassen, sie seien gleichfalls menschlich!«
    »Das weiß ich sehr gut, Clive Folliot.«
    »Aber - bist du Sidi Bombay? Oder bist du einer von ihnen?«
    »Hier ist der Chaffri, der versuchte, mich derart zu täuschen, o Major!« Der Inder wandte sich um und deutete anmutig auf einen rohen Käfig. Clive hatte keine Ahnung, wo Sidi Bombay den Käfig herbekommen oder ob er ihn selbst aus Resten gebaut hatte - und er hatte auch keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
    Er tat die wenigen Schritte hinüber zum Käfig. Er war nicht größer als der Tragebehälter, den eine Lady benutzte, um einen kleinen Spaniel auf einem Landausflug zu transportieren. Der Käfig war anscheinend nur aus gewöhnlichem Holz angefertigt, aber die Kreatur im Innern unternahm keinen Ausbruchsversuch.
    Auf den ersten Blick erinnerte der Chaffri an die Skarabäus-Gottesanbeterinnen, die Clive bereits unangenehm vertraut waren. Aber ehe er noch ein deutlicheres Bild von der Kreatur hätte erhalten können, änderte sie sich. Einen Augenblick lang war sie das Miniaturbild von Lady 'Nrrc'kth mit der bleichen Haut und dem schimmernden Wust grünen Haares und den blitzenden smaragdgrünen Augen. Und sie war nackt, völlig nackt, und die

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