Bizarre Beziehungen - V 1.0
Sör. Tut mir sehr leid, Sör. Das kann nicht Miß Annie gewesen sein. Sie hatten es mit einer Kopie zu tun. Wo haben Sie sie zuerst getroffen, Sör, wenn ich fragen darf?«
»Sie tauchte in einem eigenartigen Eisenbahnwaggon auf, in einem Tunnel unter einer Kneipe, wo ich zuvor Herrn Philo Goode begegnete. Der Barkeeper in dieser Kneipe, das warst - du selbst, Sergeant Smythe.«
»Ja, Sör. Wie ich bereits sagte, Sör, es gibt Kopien, mit denen man umzugehen hat. Ich versichere dem Major, daß ich keinerlei Erinnerung an den von ihm beschriebenen Vorfall besitze, noch habe ich unter dem kontrollierenden Einfluß der Ransomes und ihres hypnotischen Talents gestanden. Mein Bewußtsein ist wieder in Ordnung. Ich habe lange und schwer mit Sidi Bombay daran gearbeitet, und das Gewebe des hypnotischen Einflusses befindet sich nicht mehr unter der Hirnschale. Dessen versichere ich Sie, Sör!«
Horace Smythe schob das Haar aus der Stirn und zeigte eine Operationsnarbe, die sich weiß und dick gegen die dunklere Haut abhob. »Es brauchte die Geschicklichkeit der alten Ägypter, um mir diese Apparate aus dem Gehirn rauszuholen, Sör. Es war ein schmerzhafter Prozeß, und auch ein riskanter. Aber ich bin sie los, und das waren die Schwierigkeiten wert, Sör.«
Sidi Bombay nickte zustimmend.
Clive nahm den Kopf zwischen die Hände. »O mein Gott! Und mein Bruder und Vater - auf Tewkesbury?«
Smythe wechselte einen Blick mit Sidi Bombay. »Man kann sich nicht sicher sein«, entgegnete der Inder, »aber es gibt Gründe für die Annahme, daß keiner der beiden Männer echt war. Die Folliots befinden sich mitten im Kampf der Chaffri, der Ren, der Gennine und der Nachbarn.«
»Nachbarn?«
»Ein kleiner Scherz, Sör«, sagte Smythe. »Ein Sinn für Ironie. Die große Allianz, die als Opposition zu den Chaffri, Ren und Gennine zusammengeschmiedet wurde, ist als die Gesellschaft zur Förderung der Universellen Nachbarschaft bekannt. Wie ich dem Major bereits früher sagte, Sör. Wohin Sie auch reisen, Sör, wenn Sie ein Büro der Gesellschaft finden - ihre Mitglieder sind einfach als die Nachbarn bekannt -, haben Sie es mit unserer Allianz zu tun.«
»Aber Annabelle, Neville, der alte Baron - wenn in Tewkesbury nur Kopien sind, wo befinden sich dann die echten Personen? Wie kann ich sie finden?«
»Das ist ein schwieriges Problem, Sör. Sie sind sich sicher, daß Sie Miß Annie nur in dieser Untergrundbahn und danach auf Tewkesbury sahen?«
»Als ich auf ... Sergeant, Sidi Bombay - ist dies die neunte Ebene des Dungeon? Ist die Erde die neunte Ebene?«
Der zaristische Diplomat und der indische Arbeiter tauschten Blicke aus. Sidi Bombay sagte: »Sie müssen versuchen zu verstehen, Clive Folliot, daß die Ebenen des Dungeon nicht einfach nur Dinge sind. Ihr Vordringen - das Vordringen unseres gesamten Trupps - erfolgte nicht so, als steige man in einem hohen Gebäude hier in London von einem Stockwerk zum nächsten ab. Wie erreichten Sie London? Wo befanden Sie sich zuletzt im Dungeon?«
»Das - das ist alles so verwirrend«, Clive hielt sich den Kopf. »Auf der achten Ebene sah alles danach aus, als baute es sich zu einem Höhepunkt auf. Die Ren und die Chaffri hatten sich schließlich selbst gezeigt. Auf den übrigen Ebenen operierten sie mittels Agenten und Kopien. Aber auf der achten Ebene waren sie als pro-priae personae gegenwärtig. Daraufhin fand ich mich auf fast wunderbare Weise am Nordpol gestrandet.«
Er ging im Raum hin und her und sah dabei hinauf zu der großen Instrumententafel, die die Wand bedeckte. Welch einen Zweck hatten die Anzeiger mit den hin-und herschwingenden Pfeilen, den winzigen verschiedenfarbigen Lampen, die an- und ausgingen, den Tafeln, auf denen rätselhafte Botschaften auftauchten und wieder verschwanden, einige davon in Englisch, andere in Sprachen, die Clive zumindest erkannte, noch andere in Symbolen, die dem Auge so fremdartig waren, daß er nur vermuten konnte, es handele sich um eine Sprache?
»Dort auf dem Eis sah ich Annie. Du erinnerst dich an die japanischen Marinesoldaten, die wir im Dungeon trafen?«
»Aber ja, Sör!« entgegnete Smythe.
»Und du erinnerst dich sicherlich auch an die fliegende Maschine - das Flugzeug -, worin Annie ihnen entkam und worin sie uns am Schloß von N'wrrb traf. Smythe, Sidi Bombay - ich sah Annie am Pol über mich hinwegfliegen. Ich winkte ihr zu, und ich bin sicher, daß sie mich sah. Sie wackelte mit den Flügeln des Flugzeugs. Sie hatte wohl
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