Bizarre Beziehungen - V 1.0
Knie, griff den Dreizack mit beiden Händen und sah dem heranstürmenden Ungeheuer direkt in die Augen. »Runter, Horace!« rief er.
Genau in diesem Augenblick schossen die Klauen des Wesens dort durch die schweflige Luft, wo sich Smythe befunden hatte. Smythe plumpste auf den Weg hinab. Tomäs - vielmehr das Wesen mit Tomäs' Gesicht und einer Parodie von dessen Stimme - schwang sich durch die dampfende Luft, zog sich mit einem erneuten kräftigen Schlag der Flügel voran, hob sich dann mitten in der Luft und streckte die rasiermesserscharfen Klauen unmittelbar vor Clives entsetztem Gesicht aus.
Clive warf sich nach vorn und hielt den ausgestreckten Dreizack vor sich hin. Das fledermausflügelige Ungeheuer und die geschärften Zinken trafen sich mit einem Schlag, der Clive den Arm hinablief und ihn von den Füßen warf - und das Ungeheuer war von dem Dreizack aufgespießt.
Rauchende grünschwarze Flüssigkeit spritzte aus dem Rumpf des Ungeheuers.
Clive ließ den Dreizack fallen.
Das Ungeheuer taumelte auf den Weg und plumpste auf den Rücken, und der Schaft des Dreizacks stach aus fleischigen Rumpf heraus.
Entsetzt, verwirrt, wenngleich bewegt von dem Pathos des verwundeten Wesens, kniete Clive an seiner Seite nieder. »Tomäs? Tomäs? Bist du's wirklich? Warum hast du - wie - deine eigene Art, Tomäs ...«
Er hielt inne angesichts des nackten Hasses, der ihm aus den Augen des Ungeheuers entgegenblitzte. »Besser, in meiner wahren Gestalt sterben ...« Die Stimme, die halb die von Tomäs und halb die der kreischenden Bestie war, zerrte Clive in den Ohren. »Besser, in meiner wahren Gestalt sterben, als noch länger als verfaulter Mensch zu leben, als korrupter Folliot!«
»Aber du warst...« Clive redete nicht weiter. Das Gesicht von Tomäs Folliot, dem portugiesischen Seemann, verzerrte sich im Todeskampf. Die Lippen schürzten sich; Clive fragte sich, ob Tomäs zu pfeifen versuchte, aber statt dessen spie Tomäs einen Klumpen Speichel aus. Nur daß es kein Speichel war - es war die gleiche Flüssigkeit, die noch immer von den Zinken des Dreizacks tropfte, der im Rumpf steckte. Die stinkende schleimige Substanz brannte, wo sie Clive im Gesicht getroffen hatte, und er wischte sie mit dem Ärmel weg.
Tomäs' Augen wurden glasig, und das angestrengte Atmen hörte auf.
Clive spürte, wie ihn Horace sanft an der Schulter zerrte. »Kommen Sie, Sör. Kommen Sie. Er ist tot.« Clive ließ es zu, daß er auf die Füße gezogen wurde. Er sah zu, wie Horace Tomäs einen Fuß auf den Rumpf setzte und den Dreizack auf eine Weise herauszog, wie es den Soldaten Ihrer Majestät beigebracht worden war, wenn sie ihre Bajonette aus den Körpern der feindlichen Soldaten herausholen sollten.
»Kann ich nichts für ihn tun?« murmelte Clive leise.
»Er war immerhin von meinem Blut.«
»Wir können nur das tun, Sör. Entweder ihn hier liegen lassen oder ...« Smythe machte eine Geste.
Clive zögerte einen Augenblick lang, nickte dann und stieß ein schweigendes Gebet zu weiß der Himmel welcher Gottheit aus, sich der wie auch immer gearteten Seele von Tomäs anzunehmen.
Horace Hamilton Smythe stieß den Körper mit der Stiefelspitze über den Rand des Wegs. Der Körper taumelte in die flammende Grube unten und verschwand.
Clive Folliot versuchte das freudige Gekreisch aus der Grube unten zu überhören und nicht zu sehr darüber nachzudenken, was es bedeutete.
Sie gingen weiter den Weg entlang. Horace Smythe trug jetzt den Dreizack, den er Tomäs aus dem Körper gezogen hatte. Clive und Horace vermochten noch nicht einmal abzuschätzen, wie viele Kilometer sie gegangen waren. Der Pfad, den sie passierten, änderte sich stetig in der Zusammensetzung, zeigte jetzt eine Oberfläche aus Marmor, dann eine wie Basalt. An einer Stelle wurde er zu Metall, ein Netzwerk von Trägern, ähnlich einer Eisenbahnbrücke. Unter ihnen fiel ein Abgrund in die Tiefe, und auf dessen Grund lagen Seen schmelzenden Schwefels.
Flammen und Wolken fauligen Gases stiegen zwischen den Trägern auf. Clive richtete den Blick nach oben. Die höllische Grube zu seinen Füßen fand ihr Gegenstück über ihm, und er sah Scharen der schrecklichen fledermausgeflügelten Wesen um Gruben und glimmende Berge aus schwefeliger Lava versammelt, die wie Vulkane aus den heißen Felsen zu ihren Füßen emporragten.
Die Wesen trugen menschliche Gesichter, und CMve erblickte die haßerfüllten Gesichter von Männern/und Frauen, gegen die er sich Ebene um Ebene im
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