bK-Gruen, Sara
Ich kann sehr
gut verstehen, weshalb Sie damit nicht zuerst zu Ihrer Frau gegangen sind.»
«Sie wird
mich umbringen. Umbringen! Was soll ich nur machen?»
Isabel
schüttelte mitfühlend den Kopf und tippte weiter.
«Ich
glaube, ich hätte einen guten Vater abgegeben. Ich hatte ein gutes Vorbild.
Mein Vater ist ein guter Vater. Was ist mit Ihrem?»
«Gegangen»,
sagte Isabel.
«O Gott!
Tut mir leid.»
«Weswegen?»,
fragte sie. Sie hob den Blick von der Tastatur und merkte, was er dachte. «Oh,
nein. Nicht von uns gegangen im Sinne von tot. Glaube ich zumindest. Er ist
einfach nur abgehauen. Er ist vielleicht nicht mal mein richtiger Vater. Das
war Teil des Problems.»
«Das tut
mir leid», sagte John noch einmal.
«Mir
nicht. Mir gefällt die Vorstellung, dass zumindest eine Chance besteht, nicht
mit ihm verwandt zu sein. Natürlich wäre ich mit meiner Mutter auch lieber
nicht verwandt, aber leider gibt es diesbezüglich keinen Raum für Spekulation.»
Sie drehte den Laptop zu ihm hin. «Hier. DNA-Vaterschaftstest.
Express-Service. Ergebnis innerhalb von 24 Stunden.
Keine Blutproben notwendig. Ergebnis per Mail oder Telefon. Wenn Sie wollen,
können wir sofort bestellen.»
John
blinzelte ein paarmal. «Was wird denn zur Probe benötigt?»
Sie
reichte ihm den Laptop. «Ein Glas, aus dem er getrunken hat. Oder ein
Zigarettenstummel oder ein einzelnes Haar - sogar wenn es gefärbt ist.»
John sah
sich hoffnungsvoll um, als würde wie durch ein Wunder von irgendwoher ein
grünes Haar auftauchen.
«Er ist
nie in meinem Zimmer gewesen», sagte Isabel. «Aber morgen besorge ich eine
Probe. Heute», verbesserte sie sich mit einem Blick zum Fenster. Draußen brach
gerade der neue Tag an.
John
starrte das Online-Formular an. Er fing an, die Felder auszufüllen, erst
zögerlich und dann so schnell, dass seine Finger nicht mehr hinterherkamen und
er sich vertippte. Isabel rutschte neben ihn, um zu sehen, was er tat. Er
hackte bereits seine Kreditkartennummer in die Tasten.
Dann
stand er auf und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er verlegen stehen.
Schließlich senkte er das Kinn und sagte leise: «Danke.»
«Gern
geschehen.» Als er sich zur Tür drehte, fielen Isabel ihre eigenen Sorgen
wieder ein. Was, wenn er wegen seiner Krise keinen Kopf mehr für ihre hatte?
«Aber an
Faulks bleiben Sie trotzdem dran, ja? Seit Affen haus nicht
mehr auf Sendung ist, habe ich keine Möglichkeit mehr zu überprüfen, ob es
ihnen gutgeht. Was, wenn das Junge nicht richtig trinkt? Wenn Makena sich eine
Infektion einfängt? Was, wenn sie sich immer noch von Cheeseburgern und
Schokolinsen ernähren?»
«Sie
können sich auf mich verlassen. Ich liefere heute Abend ab. Morgen am späten
Nachmittag liegt die neue Ausgabe im Zeitungskiosk.»
«Gott sei
Dank», sagte sie. «Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Wenn das Gericht die
Bonobos beschlagnahmt, werden sie in den Zoo von San Diego gebracht, wo ich
für uns eine vorübergehende Unterkunft organisieren konnte, bis ich etwas
anderes gefunden habe. Wenn es uns jedoch nicht gelingt, Faulks dranzukriegen,
und die Affen in seinem Besitz verbleiben, werden sie weiß Gott wo enden ...»
Isabel
merkte, dass sie sich an seinen Arm klammerte, wahrscheinlich fest genug, um
ihm wehzutun. Sie ließ ihn los und kniff die Augen zu.
John nahm
sie in die Arme. «Keine Sorge», sagte er, und sie spürte seine Stimme durch den
Brustkasten vibrieren. «Das werde ich nicht zulassen.»
Zu ihrem
eigenen Erstaunen glaubte sie ihm. Und ließ es geschehen, dass ihre Arme sich
hinter seinem Rücken trafen.
Kurz
nachdem John gegangen war, rief Isabel Celia an und befahl ihr zu kommen und
Nathan mitzubringen.
Er war
zwar ungewaschen und übernächtigt, doch er sah nicht ganz so fertig aus wie
John. Isabel betrachtete seine Wangenknochen und die Farbe seiner Augen. Er
und John waren in etwa gleich groß, und obwohl Nathan die Pubertät eindeutig
noch nicht hinter sich hatte, war durchaus vorstellbar, dass seine Figur der
von John einmal ähneln würde. Unmöglich war es sicher nicht -
Isabel
merkte, dass Nathan ihr Starren erwiderte.
«Hast du
schon bei deinen Eltern angerufen?», fragte sie.
«Nein»,
antwortete er. «Werd ich auch nicht.»
«Hör gut
zu, Freundchen! Du wirst deinen Anhörungstermin wahrnehmen. Verstanden?»
Nathan
zuckte die Achseln. Er fühlte sich sichtlich unwohl.
«Und wie
willst du John dann die Kaution zurückzahlen?»
«Keine
Ahnung. Ich besorg mir eine
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