bK-Gruen, Sara
dass er fest verankert war. Sean wer-was? Und was bitte war
ein Treatment?
Amanda
erklärte: Sie hatte in einem Online-Forum für Schriftsteller jemanden
kennengelernt. Sein Name war Sean, und sie chatteten wochenlang. John brauchte
sich keine Sorgen zu machen, die Gefahren der virtuellen Welt waren ihr
bestens bekannt, daher hatte sie ein Hotmail-Konto unter falschem Namen
erstellt. Erst als sie sicher war, dass er in Ordnung war, hatte sie ihm
Details über sich verraten. Sean hatte jahrelang für die großen Sender
gearbeitet und seitdem immer wieder Drehbuchautoren mit Fernsehprojekten
zusammengebracht. Diesmal war es sein Projekt, und er wollte Amanda ins Boot
holen - er hatte Die Flusskriege gelesen,
war ein großer Fan und fand es kriminell, dass das Buch von der Kritik nicht
die verdiente Aufmerksamkeit bekommen hatte; dann hätte sie nämlich ein
anderer Verleger vom Fleck weg unter Vertrag genommen, sobald sie frei war. Er
fand, sie habe die ideale Stimme für sein Projekt, das sich um Single-Frauen
über vierzig und eine Menge Betthüpferei drehte und mit Sicherheit den Puls
eines Riesenpublikums treffen würde (anscheinend zog es die Baby-Boomer-Generation
vor, sich für um die vierzig zu halten statt um die sechzig). Sie hatten
gemeinsam am Treatment gearbeitet - einer fünfseitigen Zusammenfassung des
Projekts -, und Amanda würde pro Episode fünfzehntausend Dollar verdienen,
wenn NBC beschloss, die Serie nach den ersten vier Folgen fortzusetzen. Sie
hatte John bis jetzt nichts davon erzählt, weil sie ihm keine falschen
Hoffnungen machen wollte.
Als sie
zu sprechen aufgehört hatte, schwiegen beide. Amanda suchte Johns Augen nach
einer Reaktion ab.
«Du
willst nicht, dass ich es mache», sagte sie schließlich.
Während
er im Geist eine Antwort formulierte, versuchte er, seinem Gehirn genügend
Vorlaufzeit zu geben, um im Schnelldurchlauf die Konsequenzen des Gehörten abzuschätzen.
«Das habe ich nicht gesagt. Es kommt bloß so überraschend.»
Sie
wartete, dass er fortfuhr.
«Was ist
mit Rezept zum Unglücklichsein?»
«Ich bin
von hundertneunundzwanzig Agenten abgelehnt worden.»
«Aber das
waren Standardabsagen, die sich nur auf deine Bitte bezogen, das Buch schicken
zu dürfen, nicht? Keiner hat es wirklich gelesen.»
«Das
spielt keine Rolle. Niemand wird es lesen. Das ist offensichtlich.»
«Ich
verstehe nicht, warum du bei dieser Serie mitmischen willst.»
«Ich will
schreiben. Sie lassen mich.»
«Bücher.
Du willst Bücher schreiben.»
«Und ich
bin von allen ernstzunehmenden Agenten in dieser Branche abgelehnt worden. Es
ist vorbei.»
Er stand
abrupt auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. Und wenn sie recht hätte? Es
passte ihm nicht, dass sie aufgab, aber andererseits konnte sich Beharrlichkeit
irgendwann leicht in Masochismus verkehren.
«Lass es
uns durchdenken. Was würde ich in L.A. machen?», fragte er. «Die Zeitungen
stellen momentan keine Leute ein. Ich finde da im Leben keinen neuen Job. Ich
kann froh sein, dass ich hier noch einen habe.»
«Hm, das
ist es ja eben.» Sie hielt so lange inne, bis ihm schwante, dass ihm nicht
gefallen würde, was als Nächstes kam. «Du müsstest deinen Job nicht
hinschmeißen. Du kannst weiter hier arbeiten. Verstehst du, bis sich
herausgestellt hat, ob sie die Serie fortsetzen oder nicht.»
Johns
Lippen bewegten sich drei volle Sekunden im Leerlauf, bevor es ihm gelang,
Wörter zu bilden. «Du willst ohne mich nach L. A. ziehen?»
«Nein,
nein», sagte sie entschieden. «Wir pendeln am Wochenende.»
«Die
ganze Strecke quer durchs Land?»
«Wir
können uns abwechseln.»
«Wie
wollen wir uns die ganze Fliegerei leisten? Und was ist mit deiner Miete? Du
brauchst eine Wohnung. Und ein Auto.» Johns Stimme wurde immer lauter.
«Wir
haben Ersparnisse ...»
Er
schüttelte den Kopf. «Nein. Kommt überhaupt nicht in Frage. Und wenn NBC
beschließt, die Serie fortzusetzen? Wohnen wir dann weiter getrennt?»
«Dann
ziehst du zu mir. Wenn sie weitermachen wollen, kann ich uns beide über Wasser
halten, solange du dir einen Job suchst.»
«Wie hoch
ist der Vorschuss?»
Amanda
wandte den Blick ab.
«Sie
zahlen keinen Vorschuss?»
«Nach
Drehbuch produzierte Sendungen sind so teuer, dass sie einfach nicht die
Mittel...»
«Nimmst
du mich auf den Arm?»
«Das ist
wegen des Reality-TV. Dabei entstehen so gut wie keine Produktionskosten,
verglichen mit fast drei Millionen pro Folge bei Drehbuchserien. Früher haben
die Sender ein
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