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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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Nachrichten.
    Sie nahm
den Pizzakarton vom Tisch, dachte daran zurück, wie sie am Morgen der
Explosion im Schneidersitz am Couchtisch gesessen und ein kaltes Pizzastück
hinuntergewürgt hatte. Sie machte den Deckel zu und pfefferte die Schachtel
gegen die Wohnungstür.
    Als ihre
Augen den Schreibtisch streiften, ließ etwas sie stutzen. Anders als die
Pizzaschachtel fand sie ihren Computer nicht genau so vor, wie sie ihn
zurückgelassen hatte. Wenn Isabel beim Essen ein Glas abstellte, dann exakt an
den äußeren Rand ihres Platzdeckchens. Wenn sie Handtücher oder Bettlaken
zusammenfaltete, lagen Ecken und Kanten exakt aufeinander. Und wenn sie ihren
Laptop auf den Schreibtisch stellte, dann stets genau fünf Zentimeter von der
Vorderkante entfernt und absolut parallel dazu. Sie zögerte, starrte auf das
silbrige Gehäuse. Sie atmete ein paarmal ein und aus, setzte sich an den
Schreibtisch und erweckte den Laptop mit eiskalten Fingern zum Leben.
    Die Liste
«Zuletzt verwendete Dokumente» offenbarte, dass in ihrer Abwesenheit jemand in
ihren E-Mails, Dokumentenordnern, Bildern und im Papierkorb gestöbert hatte.
    Hatte das
FBI ihre Festplatte durchsucht? Bestürzt ließ sie ihren Blick durch das Zimmer
wandern. Hätten die nicht ein fürchterliches Durcheinander hinterlassen?
Ausgekippte Schubladen, herumliegende Couchkissen, entleerte Schrankfächer?
    Sie
öffnete ihren Browser und stellte fest, dass jemand ein Lesezeichen gesetzt
hatte. Der Link führte direkt zu dem ELL-Video. Isabel sah es zum ersten Mal.
    Als das
letzte bedrohliche Bild durch den Raum flackerte, saß Isabel reglos vor dem
Bildschirm, vorgebeugt, die Hände vor den Mund geschlagen. Sie waren hier gewesen,
in ihrer Wohnung. Es konnte nicht anders sein. Das Lesezeichen war eine
Visitenkarte.
    Hastig
fuhr sie herum, um sicherzugehen, dass sie die Türkette vorgelegt hatte. Sie
ging von einem Fenster zum anderen, zog die Rollos herunter und die Vorhänge
zu, dann eilte sie von Zimmer zu Zimmer, suchte Klammern, Haarspangen und
Sicherheitsnadeln zusammen und befestigte sie mit zitternden Händen so an
sämtlichen Vorhängen, dass kein Licht mehr hinein- oder nach draußen dringen
konnte. Sie knipste alle Lichter aus bis auf eine Tischlampe in der Wohnzimmerecke,
hockte sich auf die Couch, die Arme um die Beine geschlungen, das Kinn auf die
Knie gedrückt.
    Eine
Stunde später saß sie noch genauso da. Sie hob das Kinn und stöhnte, als käme
sie gerade erst zu sich.
    Sie
überblickte das Zimmer. In jeder freien Ecke standen gerahmte Fotos der Bonobos
- Mbongo, der eine Murmelbahn zusammensetzte; Bonzi, die zusammen mit einem
Rockstar auf einem elektrischen Keyboard spielte, ehe sie ihm Setzen!
Still Sein! Essen Erdnüsse! signalisiert hatte, weil sie sich
über sein Gefolge ärgerte; Sam, der an einem Computer Ms. Pac-Man spielte;
Lola, die bei einem Spaziergang im Wald auf Isabels Schultern saß; mit einer
Hand hielt sie sich an Isabels Kinn fest, mit der anderen zeigte sie, wohin sie
gehen wollte. Richard Hughes und Telani, die unter einem Baum saßen und mit
rührendem Ernst auf ASL über ein hartgekochtes Ei diskutierten. Makena mit
Celia, die sich mit gespitzten Mündern und geschlossenen Augen einen Kuss
gaben. An dieser letzten Aufnahme blieb Isabels Blick lange hängen.
    Sie hörte
das «Pling» des Fahrstuhls und sah zur Tür. In Sekundenschnelle hechtete sie zu
der Tischlampe, um sie auszuknipsen, und fegte sie dabei fast vom Tisch. Kurz
darauf lag sie zusammengekugelt auf dem Boden neben dem Sofa.
    Plastiktüten
raschelten, die Fahrstuhltür schloss sich. Dann ewig lange Stille. Wieder
Schritte. Sie kamen zu ihrer Tür, hielten inne, gingen weiter.
    Isabel
saß im Dunkeln und atmete so schnell, dass ihr schwummerig wurde. Sie schloss
die Augen und holte tief Luft, versuchte, ihren Herzschlag zu beruhigen.
    Nach ein
paar Minuten setzte sie sich auf und knipste die Tischlampe wieder an. Sie
griff nach dem Telefon. Ihre Finger verharrten über der Tastatur, während sie
überlegte. Schließlich wählte sie eine Nummer.
    «Hallo?»,
sagte die Stimme am anderen Ende.
    «Celia?»,
flüsterte sie in den Hörer. «Ich bin's. Ich brauche dich. Kannst du kommen?»
    Als
Amanda sein Gesicht in der Ankunftshalle entdeckte, stürmte sie in Johns Arme.
Er hob sie hoch und wirbelte sie herum. Leute sahen zu ihnen herüber, aber das
störte John nicht. Wie ihre Haut duftete, ihr Haar sich anfühlte - er wollte
sie nie mehr loslassen.
    «Ach,
John.» Sie

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