bK-Gruen, Sara
genug zeigte für einen
anderen «Gefallen», den Fran ihr erwiesen hatte.
«Komm,
los», sagte sie aufgekratzt. «Wende hier. Hier!» Sie stieß mit einem Finger ans
Fenster. «Unser Geschenk schicken wir mit der Post.»
John fand
den Vorschlag durchaus verlockend - so verlockend, dass es ihm schwerfiel, die
folgenden Worte über die Lippen zu bringen. «Wir müssen hingehen. Wenn nicht,
liefert es deiner Mutter bloß Munition, und dann dauert es noch länger, bis ihr
euch versöhnt.»
Als er
wieder zu ihr hinübersah, starrte sie grimmig auf die Windschutzscheibe.
«Ich will
mich nicht versöhnen», sagte sie. «Ja schon, aber du weißt, dass ihr es
schließlich doch tun werdet.»
Sie ließ
den Kopf ans Seitenfenster sinken.
«Baby,
wenn du dich unbedingt verdrücken willst, dann tun wir's. Aber das kannst du
später nicht zurücknehmen, und ich denke, du wirst es bereuen.»
Amanda
seufzte matt. «Okay. Gut. Wir gehen hin. Aber ich entschuldige mich nicht.»
«Das
musst du auch nicht.»
Er sah
sie an, hoffte, dass es zwischen ihnen nicht auch noch zum Streit kam. Sie
waren beide genervt. Die Wiedervereinigung gestern Abend war nicht so
verlaufen, wie sie es sich erhofft hatten, und John wurde das Gefühl nicht los,
dass Amanda in L. A. nicht glücklich war, obwohl sie nichts in der Richtung
gesagt hatte. John selbst war immer noch verbittert, weil er die Affen-Story an
Cat verloren hatte. Ihre Berichte über die laufenden Untersuchungen erschienen
regelmäßig im Hauptteil; Johns jüngster Stadtkrieger-Auftrag hatte darin
bestanden, am eigenen Leib auszuprobieren, ob die Pläne der Stadt, Obdachlose,
Drogenabhängige und andere unerwünschte Personen durch Besprühen mit
Stinktieröl von ihren Treffpunkten zu verscheuchen, Aussicht auf Erfolg
hatten. Er war der Idee durchaus gewogen gewesen, Polizisten und städtische
Angestellte zu begleiten, wenn sie diese Methode testeten, doch Elizabeth fand,
das sei langweilig und vorhersehbar. O nein, sagte sie - aus der Sicht eines
Obdachlosen geschrieben sei das doch viel eindrucksvoller! Und so hatte John sich
getarnt und war in den früheren Stunden dieses Tages aus einem Hauseingang
verstunken worden. Drei Dosen Tomatensaft später haftete der Gestank immer
noch an ihm.
«Amanda!
Meine Liebe! Wie schön, dich zu sehen», sagte Onkel Ab, der stolze Vater der
Braut. Er verletzte eindeutig den Kodex, war aber so betrunken, dass die
ätzenden, vorwurfsvollen Blicke seiner Frau und ihrer weiblichen Verwandten
ihn nicht scherten.
Fran saß
auf der anderen Seite des Raumes steif an einem Tisch und strahlte unter einer
flimmernden Discokugel eisige Wut aus. Tim, der bedrückt dreinsah, spielte mit
seinem Sektquirl. Die Anlage plärrte We are Family von
Sister Sledge, und Leute, die alt genug waren, um es besser zu wissen,
wirbelten in trunkener Hemmungslosigkeit auf der Tanzfläche herum. Arme flogen
in die Luft, blieben einen Moment oben und wurden wieder heruntergerissen, da
die Besitzer nicht recht wussten, was sie mit ihnen anstellen sollten.
Onkel Ab
ging ein wenig im Zickzack. Er umarmte Amanda und drückte ihr einen feuchten
Schmatz auf die Wange. Während sie sich mit einer Cocktailserviette das Gesicht
abwischte, schüttelte er John die Hand. Ab rümpfte angewidert die Nase und zog
die Mundwinkel nach unten. «Was ist das für ein Gestank?», fragte er und
schnupperte an John herum.
«Stinktier.»
«Was?»
«Stinktier»,
wiederholte John mit Nachdruck.
«Wie hast
du das denn hingekriegt?», fragte Ab.
«Ariel
sieht wunderschön aus», sagte Amanda und trank einen Schluck. Sie blickte über
den Rand ihres Glases auf die Tanzfläche.
«Das will
ich hoffen», erwiderte der Onkel. «Hast du eine Ahnung, was das alles kostet?
Nägel, Schminke, Brauenwachsen. Brauenwachsen!» Er hob zur Unterstreichung
einen Finger. Hielt den Atem an, nickte wissend. Beugte sich verschwörerisch
vor; die Hängebacken rochen stark nach Rasierwasser, der Mund nach Red Label.
«Weißt
du, das habe ich immer an dir bewundert, Amanda. Du hast es nie für nötig
gehalten, diesen ganzen Zirkus mitzumachen.»
Amandas
Augenbrauen schnellten in die Höhe, und sie verdeckte sie hastig mit einer
Hand.
Asoziale
lexikalische Relation, dachte John und sah den alten Herrn mit purem Hass an.
Als sie
nach Hause kamen, warf Amanda ihre perlenbesetzte Handtasche auf den
Dielentisch, rannte ins Badezimmer und begann zu schluchzen.
«Was hast
du?», fragte John. Sein Kopf war im
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