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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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ihren Zorn, tröstete sie, wenn
sie ihn ließ, und schwor herauszufinden, was in seiner Macht stand. Bislang
hatte sich die Spur abrupt vor einer Mauer aus Bürokratie verloren. Eine
Vertragsklausel sicherte dem Käufer Anonymität zu, und aus Sorge um die
Sicherheit des Uni-Geländes (und zweifellos aus Angst vor einer Vertragsverletzung)
war der Hausanwalt der Universität wild entschlossen, sich daran zu halten.
    «Wir
besorgen dir ein paar hübsche Kopftücher», sagte Peter, während Isabel noch die
Mütze befühlte. «Ich war schon fast hier, als mir eingefallen ist, dass du
jetzt was zum Anziehen brauchst, für die Fahrt nach Hause. Da hab ich beim
erstbesten Laden angehalten, und das hier war alles, was sie hatten.»
    Isabel
fühlte sich durchaus imstande, selbst zu laufen, doch Beulah wollte nichts
davon wissen, deshalb wurde Isabel im Rollstuhl aus ihrem Zimmer geschoben. Auf
dem leeren Stuhl im Flur hatte bis vor einer Stunde ein Polizist gesessen. Er
war Isabel nach dem Vorfall mit Cat Douglas zugeteilt worden, aber soviel
Isabel wusste, war Celia die einzige weitere Person gewesen, die sie besuchen
wollte; man hatte sie auf Peters Anordnung abgewiesen.
    Isabel
wartete am Bordstein, während Peter das Auto holte. Sie spürte die Blicke der
Leute. Sie konnte es ihnen nicht verübeln. Sie war furchtbar dünn, hatte blaue
Flecken und Prellungen, dazu einen unmöglichen Gipsverband auf der Nase. Sie
hatte sich die Mütze tief ins Gesicht gezogen, doch das lenkte wahrscheinlich
erst recht die Aufmerksamkeit darauf, dass sie keine Haare zu bedecken hatte.
    Es war
ein Wintertag, wie er für Kansas typisch war: strahlender Himmel über grauer
Erde und die Luft so kalt, dass es in den Nasenlöchern biss. Die Nasenkorrektur
war die schlimmste von den Operationen gewesen, nicht wegen der Schmerzen,
sondern weil die Erleichterung über den endlich nicht mehr verdrahteten Kiefer
augenblicklich dahin war, als ihr Gazetampons in die Nasenlöcher gestopft
wurden. Der Chirurg hatte sich ein paar Freiheiten erlaubt und war mit dem
Ergebnis sichtlich zufrieden: Der kleine Höcker auf dem Nasenrücken war
verschwunden, die Spitze verschmälert. Die Nase eines Hollywoodstars, hatte er
mit unverhohlenem Stolz gesagt. Isabel wäre es lieber gewesen, er hätte nur die
Nasenscheidewand wiederhergestellt und ansonsten die Finger von ihr gelassen,
aber nun, da es passiert war, hatte Jammern wohl wenig Sinn.
    Peter
fuhr an den Bordstein heran, ließ den Motor laufen und kam auf die
Beifahrerseite. Beulah klappte die Fußstützen des Rollstuhls hoch.
    «Sie
freuen sich bestimmt auf zu Hause», sagte sie.
    «Sie
ahnen nicht, wie.» Isabel stützte sich auf die Armlehnen des Rollstuhls und
stand auf.
    «Och, ich
denke doch. Und jetzt machen Sie, dass Sie wegkommen. Ich will Sie hier nicht
mehr sehen.» Mit gespielter Strenge winkte Beulah sie fort.
    Isabel
versuchte, ein Lachen zustande zu bringen.
    Beulah
umarmte sie. «Passen Sie gut auf sich auf.» Als sie sie losließ, drohte sie
Peter mit dem Finger. «Und Sie passen
auch gut auf sie auf.»
    «Verlassen
Sie sich drauf», sagte er. Er nahm Isabels Arm und half ihr in seinen Volvo.
Beulah reichte ihm die durchsichtige Plastiktüte, die Isabels Habseligkeiten
enthielt. Es war nicht viel: ihre Handtasche, ein paar Zeitschriften und Die
Flusskriege, ein Roman, den sie im Warteraum der Röntgenabteilung
mitgenommen hatte. Sie hatte vorgehabt, ihn irgendwo hinzulegen, damit ein
anderer Patient ihn fand, hatte es aber vergessen. Außer Krankenhaussocken
waren keine Kleidungsstücke in der Tüte - alles, was sie bei der Ankunft
getragen hatte, hatte man ihr vom Leib geschnitten und fortgebracht, um es auf
Sprengstoffspuren untersuchen zu lassen.
    «Möchtest
du was Bestimmtes unternehmen?», fragte Peter, als sie losfuhren. «Wenn du
Lust hast, können wir Ringe kaufen gehen.»
    Isabel
schüttelte den Kopf.
    «DVD
gucken? Wir können uns Essen kommen lassen - nur Speisen, die du essen kannst,
natürlich. Linsencurry?
    Saag
Paneer? Gulab jamun? Wir könnten ein Picknick auf dem Bett machen ...»
    «Mir
egal», sagte sie. «Ich will bloß nach Hause.»
    Peter sah
zu ihr hinüber und legte seine Hand auf ihr Bein. Isabel wandte sich ab und
blickte aus dem Fenster.
    Im
Fahrstuhl hielt Peter ihre Hand, doch als die Tür aufging, machte sie sich
los, um den Flur entlangzugehen, wie sie es gewohnt war - auf der Mittellinie
schreitend, setzte sie ihre Füße immer auf dasselbe Muster im Teppich -,

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