bK-Gruen, Sara
damit abfinden,
dass sie weg sind. Wir werden die neuen ebenso lieben. Du wirst sehen.»
Sie stand
abrupt auf und ging in die Küche.
«Was
machst du?», fragte Peter.
«Ich hole
mir einen Drink, verdammt nochmal», rief sie zurück. «Es sei denn, du hast es
irgendwie geschafft, auch meinen Wodka verrecken zu lassen.»
Er
stellte sich in die Tür und sah zu, wie sie den Wodka aus dem Schrank nahm und
zwei Fingerbreit in ein Glas schenkte.
«Hältst
du das für eine gute Idee?»
«Himmelherrgott,
Peter, willst du jetzt den Moralapostel spielen?»
Er lehnte
am Türrahmen, beobachtete sie.
Sie
schwenkte das Glas hin und her, ließ es dann aber auf der Anrichte stehen. «Wie
konntest du, Peter? Wie konntest du sie wegbringen lassen?»
«Hab ich
nicht», sagte er leise. «Ich hatte nichts damit zu tun.»
«Aber du
hast es nicht verhindert.»
Sie nahm
das Glas von der Anrichte. Ihre Hände zitterten.
«Isabel?»
Er sah sie so voller Besorgtheit an, dass sie ihm am liebsten ihre gusseiserne
Pfanne über den Kopf gezogen hätte, die gefährlich griffbereit lag.
«Raus»,
sagte sie.
«Du bist
erschöpft. Ich bring dich ins Bett.»
«Nein,
ich will, dass du gehst. Und ich will, dass du meinen Schlüssel dalässt.»
«Dein
Schlüssel ist in deiner ...»
«Deinen Schlüssel. Deinen Schlüssel zu meiner Wohnung. Ich
will, dass du deinen Schlüssel dalässt.»
«Isabel...»
«Ich mein
es ernst, Peter. Lass ihn hier und verschwinde.»
Er
blickte sie eine ganze Weile ernst an, ehe er sich schließlich abwandte. In
der Sekunde, als er außer Sichtweite war, schüttete sie den Wodka in den
Ausguss. Als sie das Glas auf die Anrichte knallte, hörte sie, wie im anderen
Zimmer der Schlüssel aufschlug und über den Boden rutschte. Sie wartete darauf,
die Tür zuschlagen zu hören, aber es kam nichts. «Ich mein es ernst!», schrie
sie.
Nach
einer Ewigkeit wurde die Tür leise zugezogen. Isabel rannte sofort hin,
verriegelte sie und legte die Kette vor.
Sie war
ungerecht zu ihm gewesen. Das war ihr in ihrer Verzweiflung bewusst. Sie
sollte ihn sofort anrufen und um Verzeihung bitten. Auch er war durch die
Hölle gegangen - er hatte die ersten Tage an ihrem Bett gewacht und um ihr Leben
gebangt, und erst danach, während er ihr half zu genesen, hatte er von dem
Verkauf der Bonobos erfahren. Es war sein Pech, dass er derjenige war, der ihr
die schlechte Nachricht überbringen musste. Letzten Endes hatte Peter ebenso
das Recht, tief erschüttert zu sein - immerhin hatte er die Zeit bewusst
durchleben müssen, als sie in seliger Ohnmacht lag. Und wenn es auch stimmte,
dass sie den Fisch gern hatte, so galt das nicht allzu sehr für die Pflanzen.
Seit sie erfahren hatte, dass die Bonobos fort waren, hatten sich Frust und
Kummer in ihr aufgestaut, und als sie schließlich explodierte, war Peter
zufällig die nächste Zielscheibe gewesen. Sie sah zum Telefon hinüber; im
Geiste tippten ihre Finger schon seine Nummer. Doch sie brachte es nicht
fertig. Ihre Wut traf vielleicht den Falschen, aber sie war echt.
Sie konnte
sich noch nicht aufraffen, sich um Stuarts Überreste zu kümmern, doch sie
schaltete immerhin die Beckenbeleuchtung aus und zog den Stecker des
Wasserfilters.
Ihr
Anrufbeantworter war übervoll mit Nachrichten, die bis unmittelbar nach dem
Bombenwurf zurückdatierten:
«Hi,
Doktor Duncan. Cat Douglas hier. Wir haben uns gestern kennengelernt. Ich hoffe
sehr, ich kann ...»
«Hi,
Isabel. Hier spricht John Thigpen. Wir haben uns ... äh, Sie erinnern sich
bestimmt. Ich habe im Krankenhaus angerufen, aber man hat mir keine Auskunft
erteilt. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Es tut mir sehr, sehr leid. Ich kann's
immer noch nicht fassen. Meine Frau und ich haben ein Zimmer im ...»
«Hallo,
hi, Philip Underwood mein Name. Ich schreibe für die New York
Times, und ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn...»
«Guten
Tag, Miss Duncan. Ich rufe im Auftrag der Kanzlei Bagby & Bagby an. Wir
wüssten gern, ob Sie schon mit jemandem über Ihre Verletzungen gesprochen
haben. Mehr als zwanzig Jahre Erfahrung machen die Anwälte von Bagby &
Bagby zur ersten Adresse, wenn es darum geht, Leuten wie Ihnen zu helfen, dass
sie das Geld bekommen, das ihnen ...»
Keine
Nachricht von ihrer Mutter, keine von ihrem Bruder, keine von Bekannten oder
Nachbarn, nicht mal von Kollegen, mit Ausnahme von Celia, die sich wütend
darüber ausließ, dass das Krankenhaus sie nicht zu ihr gelassen hatte. Isabel
löschte alle
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