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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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begonnen, als
Ariel vor dreiunddreißig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. John
musterte erstaunt die Arrangements aus Blumen und Bändern und Tüllgirlanden,
die die Bankreihen entlang des Mittelgangs verbanden.
    Er und
Amanda waren wenige Minuten vor Beginn der Trauungszeremonie eingetroffen und
versuchten, ihr Kichern über ein Ladenschild zu unterdrücken, an dem sie unterwegs
vorbeigekommen waren. (WAFFEN UND WAFFELN stand da. John meinte: «Sieht so
aus, als hielten sich Ma und Pa hier noch an die klassische Rollenverteilung,
nicht?», und Amanda hatte erwidert: «Ja, in meiner Familie würde sich
allerdings Mom um die Waffen kümmern.»)
    In der
Kirche wurden sie hastig an ihre Plätze geführt. Fran warf einen tadelnden
Blick in ihre Richtung, dann hob sie das Kinn und wandte sich hoheitsvoll ab.
Amanda seufzte, alle Fröhlichkeit war dahin, und John drückte ihre Hand.
    Das
uralte Streitmuster von Amanda und Fran folgte einer strengen Choreographie:
Fran war eingeschnappt, bis Amanda sich überwand und sie tränenreich um
Verzeihung bat, worauf Fran sie an ihren Busen drückte und John an allem die
Schuld gab, bevor sie ihm gnädig verzieh, weil er ja nun mal zur Familie
gehörte. Letzteres ging gewöhnlich mit einem wenig versöhnlichen Blick auf John
einher, einem Blick, für den sie in früheren Jahrhunderten vermutlich auf dem
Scheiterhaufen verbrannt worden wäre.
    So lange
wie jetzt hatte Amanda bisher noch nie durchgehalten - drei Wochen waren seit
ihrer Flucht vergangen -, und Frans Gesicht war regelrecht gepanzert.
    Ariels
befrackter Bräutigam nahm seinen Platz am Ende des Gangs ein und sah aus wie
ein verängstigtes Reh. John rechnete fast damit, dass er sich in die Hosen
machen würde.
    Bei dem
feierlichen Einzug schritten vier Brautjungfern in schlechtsitzenden
meerschaumgrünen Kleidern vor Ariel her. Im Vergleich dazu bot Ariel einen
liebreizenden Anblick. Der taillenlange Schleier und der hängende Blumenstrauß
schafften es fast, das Babybäuchlein zu kaschieren. Viele Frauen weinten,
tupften sich sachte die Augen ab, um das sorgfältig aufgetragene Make-up nicht
zu verwischen. Nicht so Amanda - als die Prozession halb vorbeigezogen war, sah
John, wie sie stirnrunzelnd den Blick von einer Person zur anderen huschen
ließ. Sie rechnete im Kopf etwas nach. Als sie später auf dem Weg zum Empfang
im Auto saßen, erfuhr John, warum.
    «Sie hat
alle gegen mich aufgehetzt. Ich hab mich nicht entschuldigt, darum zieht sie
sie auf ihre Seite.»
    «Wovon
redest du?»
    «Janet
ist eine Cousine zweiten Grades. Ich bin eine Cousine ersten Grades», sagte
sie. «Sie haben mich nicht mal zur Schwangerschaftsparty eingeladen. Dabei muss
sie eine Schwangerschaftsparty gegeben haben. Bestimmt! Ich komme mir so
dämlich vor.»
    Johns
Hirngetriebe ächzte und ratterte und spuckte ihm am Ende eine Erklärung dafür
aus, dass Amanda sich derartig gekränkt fühlte. Er sah seine Frau kurz an. «Du
wolltest gern Brautjungfer sein?»
    «Natürlich
nicht! Keine Frau will Brautjungfer sein, aber ich wäre gern gefragt worden.
Ich kann mir genau vorstellen, wie das hier gelaufen ist», sagte sie und schlug
heftig auf ihren Sitz. «Mom hat Tante Agnes alles erzählt, wie ich ihren Rat in
den Wind geschlagen und sie bei uns zu Hause vernachlässigt habe und dass ich
undankbar bin für den ganzen Scheiß, den sie gemacht hat, und jetzt spricht
niemand mehr mit mir. Aber verlass dich drauf, sie sprechen über mich.»
Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken.
    «Ogottogott.
Die Spielsachen. Wenn sie denen von den Sexspielsachen erzählt hat, sterbe
ich.»
    John
wünschte, er könnte sie beruhigen, aber er war schon zu lange Teil dieser
Familie.
    Sie
wandte ihm ihr Gesicht zu; ihre Augen funkelten, ihre Finger lagen gespreizt
auf ihrem Sitz. «Komm, wir verdrücken uns.»
    «Was?»
John umklammerte das Lenkrad und sah mehrmals zu ihr hinüber, versuchte, ihren
Gesichtsausdruck auszuloten.
    «Der
Empfang. Wir machen uns aus dem Staub und fahren nach Hause.»
    «Im
Ernst?»
    «Ja.
Spricht ja sowieso keiner mit uns. Und wie kann ich meinen Verwandten in die
Augen sehen, wo ich weiß, was sie wissen?»
    «Du weißt
nicht, was sie wissen.»
    «Oh, ich
denke doch. Wetten, Tante Agnes drückt mir eine Dankeskarte in die Hand, damit
ich sie Mom gebe?»
    Wieder
hätte John sie gerne beruhigt, aber genau dasselbe war schon mal geschehen, vor
zwei Jahren, als Amanda sich offenbar nicht dankbar

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