bK-Gruen, Sara
überlassen gewesen.
Als
Isabel sich tags darauf aus dem Schlafzimmer wagte und sah, dass Celia die
toten Pflanzen weggeschafft und im Supermarkt Usambaraveilchen gekauft hatte,
brach sie in Tränen aus.
«Was
ist?» Celia erschrak beim Anblick von Isabel, die sich eine Hand vor den Mund
hielt und weinte. «Ist doch nichts Besonderes. Gab's im Sonderangebot.»
«Es ist
was Besonderes», sagte Isabel. «Danke.» Sie knibbelte die Strichcode-Etiketten
ab, die noch schlampig an den Plastiktöpfen klebten, und drehte sie zu
Röllchen.
Celia
lachte. «Du bist 'n kompletter Ordnungsfreak.»
«Und du
bist komplett ... keiner», sagte Isabel und lachte auch.
An diesem
Nachmittag überredete Celia Isabel, ihr Telefon wieder einzustöpseln. Minuten
später klingelte es schon. Celia sprang vom Bett, um abzunehmen, und Isabel
stellte den Fernsehton ab, um mithören zu können.
«Oh, hü»,
sagte Celia fröhlich. Nach einer Pause: «Hier ist Celia.» Nach einer weiteren
Pause buchstabierte sie: «C-E-L-I-A.» Ihre Stimme nahm einen anderen Ton an.
«Was meinst du? ... Ich helfe Isabel für eine Weile aus ... Was? ... Wovon
sprichst du?... Nein, ich hab nichts gesagt. Warum hätte ich das tun sollen?»
Celia hob theatralisch die Stimme. «O Gott. Du miese Ratte. Verstehe. Verstehe vollkommen
...»Jetzt schrie sie. «Wie kommst du drauf, mir sagen zu können, was ich zu tun
habe? Ich tu, was mir passt... Willst du mir drohen? Echt? Was willst du
machen, mich aus dem Labor schmeißen? ... Nun, dann würde ich sagen, ich spreche
zuerst mit ihr.»
Klick.
Celia
ging wieder ins Schlafzimmer und warf sich aufs Bett. Sie und Isabel lagen
nebeneinander und guckten auf den stummgeschalteten Fernsehapparat.
«Also»,
sagte Celia schließlich. «Wie's scheint, hab ich in der Silvesternacht mit
deinem Freund geschlafen.»
«Verlobten»,
sagte Isabel. Es war das einzige Wort, das ihre zugeschnürte Kehle
hervorbrachte.
Im
Fernsehen ruderte ein stümperhafter Schauspieler wild mit den Armen, ehe er
rückwärts über ein Sofa stolperte.
«Tut mir
leid», sagte Celia. «Ich hatte keine Ahnung, dass ihr zusammen seid.»
Isabel
schlug sich die Hände vor die Augen.
«Hasst du
mich jetzt?», fragte Celia.
Isabel
schüttelte den Kopf, unfähig zu sprechen.
«Willst
du allein sein?», fragte Celia.
Isabel
nickte, hielt sich immer noch die Augen zu. Als sie die Schlafzimmertür
zufallen hörte, wälzte sie sich herum, drückte den Kopf in ein Kissen, zog die
Knie an die Brust und weinte leise. Die Schluchzer erschütterten ihren Körper
noch lange, nachdem die letzten Sonnenstrahlen verschwunden waren.
Am
nächsten Tag lag eine große Schachtel mit Tulpen im Flur. Kurz darauf klingelte
das Telefon.
«Jepp,
immer noch hier», sagte Celia lässig. Sie hielt das Telefon mit einer Hand und
stützte den Ellbogen auf die andere. «Nein, die hab ich in den Müllschlucker
geworfen ... Klar, kann mir denken, dass die teuer waren, aber irgendwie kann
ich mir nicht vorstellen, dass dein blödes verwelkendes Grünzeug etwas
rausreißen kann ... Das wird so bald nicht passieren.» Dann legte sie auf.
«Ich hab
doch recht, oder?», sagte sie zu Isabel. «Du willst ihn nicht sehen?»
Isabel
überlegte kurz, biss sich auf die Unterlippe, den Tränen gefährlich nahe. Sie
sah ringsum auf die vielen Vasen mit Tulpen, die entgegen Celias Behauptung nie
auch nur in der Nähe eines Müllschluckers gewesen waren. «Noch nicht. Ich
glaube, das kann ich nicht.»
Zwei Tage
später tauchte er persönlich auf. Isabel tappte gerade in die Küche, als wie
wild an die Tür gehämmert wurde. Celia warf Isabel einen Blick zu, Isabel
duckte sich hinter der Tür in die Ecke. Celia öffnete, ließ aber die Kette vor.
«Ich will
zu Isabel», verlangte er.
«Das geht
nicht», sagte Celia.
«Ich
weiß, dass sie hier ist. Ihr Auto steht auf dem Parkplatz. Ich will sie
sehen.»
«Ich
glaub nicht, dass sie dich sehen will.»
Sein Ton
wurde boshaft. «Was hast du ihr erzählt, du kleine Schlampe?»
Celia
stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. «Kleine Schlampe? Wie originell. Von
jemandem, der sich mit Sprachstudien befasst, hätte ich mehr Einfallsreichtum
erwartet. Ich hab ihr jedenfalls gesagt, dass wir gefickt haben.»
«Ich war
betrunken. Du hast es drauf angelegt. Es hatte nichts zu bedeuten.»
«Ein
wahres Wort!»
«Isabel!»,
brüllte er.
Isabel,
die hinter der Tür an der Wand kauerte, zuckte zusammen.
«Isabel!
Ich muss mit dir reden!
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