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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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umfasste John seine Knie und schaukelte vor und zurück.
    Im Laufe
der nächsten Tage fingen sie sich wieder, das glaubte John zumindest. Amanda
wirkte am Telefon heiterer, bis er schließlich dahinterkam, dass sie ihm was
vormachte. Sie erzählte lustige Geschichten aus dem Studio (ha!, ha!, ha!),
die, wie er später merkte, gar nicht lustig waren. Offenbar waren die
Schauspieler jetzt angehalten, die ganze Zeit mit Vitaminwater-Flaschen
herumzulaufen, Etiketten nach außen, weil Untersuchungen ergeben hatten, dass
es der neue Trend bei den Zuschauern war, Sendungen aufzuzeichnen, um sie sich
später anzuschauen, was es ihnen ermöglichte, die Werbeblocks zu überspringen,
weswegen die Studios neue Wege finden mussten, Werbung direkt in den Sendungen
zu platzieren. Als John das Entsetzen, das in Amandas Stimme mitschwang,
endlich wahrnahm, hätte er im Boden versinken mögen. Sie waren erst zwei Wochen
getrennt, und schon hatte er es verlernt, sie zu verstehen.
    Während
er Kartons packte, fand er im Gästezimmerschrank das redigierte Manuskript von Rezept zum Unglücklichsein. Fran
hatte auch hier für Ordnung gesorgt, die Ablehnungen obenauf gestapelt, das
Ganze mit zwei überkreuzten Gummibändern zusammengehalten. Die Absage mit dem
darübergekritzelten riesigen roten NEIN lag zuoberst; sie hatte gewollt, dass
ihre Tochter dies sah, wenn sie das nächste Mal den Gästezimmerschrank öffnete.
    John
setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden, entfernte die Gummibänder und
fing an zu lesen.
    Eine
Stunde später hatte er sich nicht vom Fleck gerührt, und nach über zwei Stunden
blätterte er die letzte Seite um. Es war gut, richtig gut - und mit gut meinte
er, dass sie die Worte auf den Seiten explodieren ließ oder zumindest in Brand
setzte. Sie hatte etliche Aspekte aus ihrem wirklichen Leben eingeflochten -
etwa ihre Kochleidenschaft und den armen Magnifikatz. Aber sie hatte sich nicht
dazu hinreißen lassen, an gewissen Familienmitgliedern Rache zu üben, indem
sie sie als Nebenfiguren auftreten ließ. Angesichts der Fülle des verfügbaren
Stoffs bezweifelte John, dass er selbst der Versuchung hätte widerstehen
können, dennoch war er froh. Vielleicht war sie versucht gewesen; immerhin
hatte sie einige Mühe darauf verwandt, die Mutter sterben zu lassen, bevor die
Geschichte richtig begann, und den Vater nach wenigen Seiten ebenfalls in den
Tod zu schicken.
    John nahm
den Stapel Ablehnungen zur Hand und blätterte ihn durch, wunderte sich, dass
es so viele Arten gab, nein zu sagen. Nein, sie konnten die Zeit nicht
aufbringen, einen Blick hineinzuwerfen, nicht mal auf die ersten Seiten. Nein,
sie waren nicht interessiert. Nein, sie nahmen keine neuen Klienten an, außer
auf Empfehlung.
    Nein,
nein, nein, nein, nein.
    John
legte die Ablehnungen auf den Boden. Er zählte sie nicht, hatte aber keinen
Grund, an Amandas Behauptung zu zweifeln, dass es hundertneunundzwanzig waren.
Der Stapel war fast halb so dick wie das Manuskript. Kein Wunder, dass sie sich
ins Bett verkrochen hatte.
     
    ***
     
    Isabel
hockte hinter einem Lieferwagen in einer Wohnstraße in Alamogordo, New Mexico,
neben einer Frau, die sich Rose nannte. Rose hatte einen Job als Technikerin
bei der Corston-Stiftung, einer Primatenforschungsanstalt, aber in Wirklichkeit
arbeitete sie verdeckt für eine Tierschutzgruppe. Sie blickten auf den spärlich
beleuchteten Parkplatz der Anstalt.
    Die
Corston-Stiftung hatte sechs neue Schimpansen erworben. Viele Menschen, auch
Wissenschaftler, konnten Bonobos nur schwer von Schimpansen unterscheiden. Das
machte Isabel gleichermaßen hoffnungsvoll und verzweifelt, denn die
Corston-Stiftung war dafür berüchtigt, sich bei der Tierhaltung nicht an die
Vorgaben des amerikanischen Agrarministeriums und des Nationalen
Gesundheitsinstituts zu halten. Die Stiftung war allein im vergangenen Jahr
achtmal wegen Verstößen gegen die vorgeschriebene Käfiggröße und
Grundversorgung vor Gericht zitiert und vor zwei Jahren zu einer Geldstrafe
verurteilt worden, weil sie im Hochsommer drei ältere Schimpansen in
unbelüfteten Kisten gehalten hatte, mit der wenig überraschenden Folge, dass
sie an Schlaganfall gestorben waren. Weil es sich um ausgediente Air-Force-Schimpansen
handelte, hatte ihr Tod kurzzeitig Medienrummel und öffentliche Empörung
ausgelöst. Buddy, Ivan und Donald waren zu ihrer Zeit Berühmtheiten gewesen,
Medienlieblinge, deren breites Grinsen - als sie nach der Wasserlandung aus den
Raumkapseln

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