bK-Gruen, Sara
befreit wurden - die Titelseiten der Illustrierten im ganzen Land
geziert hatte. Der amerikanischen Öffentlichkeit war freilich nicht bekannt,
dass das Grinsen in Wirklichkeit eine Grimasse der Angst war. Es war ebenso
wenig bekannt, dass Buddy, Ivan und Donald wie alle «wild gefangenen»
Schimpansen gekauft, das heißt den Leibern ihrer ermordeten Mütter entrissen
worden waren; oder dass sie die ersten fünf Jahre in Gefangenschaft in riesigen
Zentrifugen und Unterdruckkammern verbringen mussten, die man entwickelt
hatte, um die Belastung der Raumfahrt für den menschlichen Körper zu testen.
Die Schimpansen hatten außerdem als Aufpralltest-Dummys gedient, wobei man sie
mehrmals mit hoher Geschwindigkeit gegen Mauern knallen ließ, um effektive
Sicherheitsgurte zu entwickeln, die Astronauten beim Wiedereintritt in die
Atmosphäre festhielten. Bis man die Affen in der Sonne verenden ließ, wusste
die Öffentlichkeit nicht, dass, während die Astronauten mit Konfetti und Heldenparaden
empfangen wurden, die Air Force Buddy, Ivan und Donald an die Corston-Stiftung
verpachtete, wo sie in 17489, 17490 und 17491 umgetauft, mit Hepatitis
infiziert, in Einzelkäfige gesperrt und regelmäßig Leberpunktionen ausgesetzt
wurden. Ferdinand Corston hatte bestimmt erleichtert aufgeatmet, als die
Klatschwelle über die eheliche Untreue einer großen Berühmtheit seinen Schmutz
aus dem Fokus der Medien schwemmte. Die Corston-Stiftung war der allerletzte
Ort, wo Isabel die Bonobos landen sehen wollte. Andererseits: Zu wissen, wo
sie waren, war der erste Schritt zu ihrer Rettung.
Isabel
stand an der Hecktür des Lieferwagens neben Rose. Der bedrohlich wirkende
Betonbau war von Kies, Maschen- und Stacheldraht umgeben. Isabel dachte an die
mehr als vierhundert Schimpansen, die dahinter gefangen gehalten wurden.
«Ich weiß
nicht, wie Sie das ertragen können», sagte sie. «Ich muss», sagte Rose. Sie
warf Isabel ein Paar Gummis tiefel vor die
Füße, legte dann einen Overall, Gummihandschuhe und eine Chirurgenmaske samt
Gesichtsschutz auf die Heckklappe. «Wenn wir niemanden vor Ort haben, erfahren
wir nie, was da vorgeht. Die sind nicht gerade gesprächig, wenn es darum geht,
was sie dadrinnen veranstalten.»
«Ich
weiß.» Isabel dachte an ihre Versuche, an Informationen zu kommen. Sie blickte
auf die Schutzkleidung. «Muss das wirklich sein?»
«Ja. Sie
spucken und schmeißen mit Scheiße. Viele sind mit Krankheiten infiziert, die
auf Menschen übertragbar sind. Malaria, Hepatitis, HIV. Also, ziehen Sie das
an.»
Isabel
schaute mit neuem Entsetzen auf den gedrungenen Bau. Das von Rose beschriebene
Verhalten war typisch für Affen, die schwere seelische Traumata erlitten
hatten.
Rose
betrachtete sie, als versuche sie, Isabel einzuschätzen. Schließlich sprach
sie. «Vorige Woche haben sie drei Schimpansenbabys mit Leukämie infiziert,
indem sie die Nahrung in ihren Fläschchen vergiftet haben. Andere werden Rasenpflegemitteln,
Reinigungschemikalien oder Kosmetika ausgesetzt - allem Möglichen. Manche sind
drogenabhängig, manche sind in unbelüfteten Räumen mit passivem Rauch
eingesperrt. Einem Schimpansen wurden die Zähne ausgeschlagen, damit man an
seinem Gebiss Methoden der Zahnimplantation erproben konnte.»
Isabels
Hand fuhr an ihren noch empfindlichen Kiefer.
Falls
Rose es bemerkt hatte, ging sie nicht darauf ein. Sie war damit beschäftigt,
ihre Schutzkleidung anzuziehen. Isabel tat es ihr schweigend nach.
Mit
Taschenlampen bewaffnet gingen Isabel und Rose hinein. Vor ihnen lag ein langer
Betongang, ein fensterloser Raum mit Käfigen, die von der Decke hingen. Die Käfige
hatten die Größe von kleinen Aufzügen, und in jedem war ein Schimpanse
untergebracht, der auf dem durchlässigen Drahtboden kauerte oder schlief. Sie
hatten keine Decken, kein Spielzeug - nichts als Edelstahlwassernäpfe, die
automatisch aufgefüllt wurden. Die Käfige hingen circa einen Meter über dem
Fußboden, der schräg zu einer an der Wand verlaufenden Rinne abfiel. Isabel
nahm an, dass diese Reinigungszwecken diente - ein Hochleistungsschlauch würde
das schaffen; allerdings lagen jetzt, mehrere Stunden nachdem die letzten
Menschen gegangen waren, Urin und Kotklumpen unter den Käfigen. Der Gestank war
schier unerträglich.
Ein
Großteil der Schimpansen hockte apathisch in einer Ecke ihres armseligen
Käfigs. Ein paar kamen schnell nach vorn, zeigten sich, rüttelten mit Händen
und Füßen an dem Maschendraht, bespritzten Isabel
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