Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
Vom Netzwerk:
warf
ihr einen vernichtenden Blick zu. «Was Sie nicht sagen.»
    «Ich
dachte, ich hätte eine ungefähre Ahnung, aber, nein. Ich hatte mir nie vorgestellt,
wie ...»
    «Ihr
wissenschaftlicher Leiter - oder sollte ich sagen, Ihr Freund -: Fragen Sie ihn
mal nach seiner Zeit in Rockwell.»
    Isabel
hob die Augenbrauen; Rose verschwand auf die linke Seite des Wagens. Als sie
auf den Fahrersitz kletterte und die Tür zuschlug, lief Isabel auf die andere
Seite und stieg ein. Sie ließ sich gegen die Tür sacken, und keine sprach ein
Wort, bis sie beim Mietwagen angekommen waren, der Isabel zum Flughafen bringen
würde.
    «Danke.»
Isabel beugte sich vor, um ihre wenigen Habseligkeiten vom Fußboden
aufzuheben.
    «Hm»,
machte Rose, ohne den Blick von der Windschutzscheibe zu lösen.
     
    Als
Isabel nach Hause kam, standen eine Zimmertanne, ein Oxalis und eine
Samtpflanze vor ihrer Tür. Alle waren mit Satinbändern verziert. Sie erkannte
die Handschrift auf dem Kuvert, darum las sie die Karte gar nicht erst.
    Sie
klemmte sich die Pflanzen unter den Arm, fuhr mit dem Fahrstuhl ein paar
Stockwerke nach oben und stellte sie wahllos vor eine der Wohnungstüren.
    Die
Usambaraveilchen waren einen schrecklichen Tod gestorben - Isabel hatte nicht
gewusst, dass man sie nicht von oben gießen durfte, und so waren Blätter und
Stängel faulig geworden, waren jetzt schleimig und braun. Isabel bemerkte ihren
Fehler erst, als sie das Plastikschildchen aus der Erde zog und die
Pflegeanweisung las. Als Kind hatte Isabel zerquetschte Schnecken gerettet und
in mit Blättern ausgelegten Schuhkarton-Kliniken gepflegt, sie hatte Spinnen
eingefangen und ihnen die Freiheit geschenkt, während ihre Mutter kreischend
deren Tod verlangte, sie hatte eine Woche nach Weihnachten weggeworfene
Christsterne aus dem Rinnstein geborgen - und nun trug sie die Veilchen zum
Müllschlucker neben dem Fahrstuhl und warf, ohne mit der Wimper zu zucken,
eins nach dem anderen in den Abgrund. Sie wartete jedes Mal auf den Plumps,
bevor sie das nächste fallen ließ. Sobald sie sie im Müllcontainer aufschlagen
hörte, atmete sie erleichtert aus. Sie ging zurück in ihre Wohnung, schloss
sich ein und befestigte die Clips wieder an den Vorhängen.
    Das
Telefon klingelte regelmäßig, aber sie nahm nicht ab. Celia klopfte an der Tür,
doch Isabel tat, als wäre sie nicht da.
    «Isabel?»
Celia klopfte erneut. «Bist du da?»
    Isabel
saß mucksmäuschenstill, ein Sofakissen an die Brust gedrückt.
    «Ich
weiß, dass du da bist.»
    Isabel
sagte nichts.
    «Alles
okay bei dir?»
    Schweigen.
    «Kannst
du bitte aufmachen? Ich mach mir Sorgen um dich.»
    Isabel
drückte sich das Kissen vor den Mund und wiegte sich vor und zurück.
    «Okay.
Schön. Aber ich komme wieder», sagte Celia. «Bestimmt hast du nicht mal was zu
essen da.»
    Als Celia
fort war, ging Isabel auf und ab, versuchte, sich zu beruhigen. Sie warf sich
aufs Bett und schlug auf die Kissen ein. Sie fegte alle Bücher von der Kommode
auf den Boden, knallte einen Krug gegen die Wand. Der Henkel brach ab, was ihr
nicht genug war, gar nicht genug, daher stieß sie schreiend das Fernsehgerät
von der Kommode. Es landete mit einem Bums auf der Seite, aber nichts
implodierte, nichts ging kaputt, darum nahm sie ihren Laptop und hob ihn hoch
in die Luft. So stand sie mehrere Sekunden, ihre Brust bebte. Dann ließ sie die
Arme sinken und drückte ihn an sich.
    Sie
stellte den Laptop auf einer Ecke des Bettes ab, klappte ihn auf und setzte
sich im Schneidersitz auf den Fußboden; der Computer piepte munter beim
Hochfahren. Ihre Oberlippe zuckte unwillkürlich. Die Desktop-Verknüpfungen
wurden vor dem Hintergrundbild geladen. Ein Bild von Bonzi, wie sie im Wald ein
Golfkart fuhr - Bonzi hatte das Lenken nie recht in den Griff bekommen und fuhr
viel lieber im Rückwärtsgang. Isabel hielt den Atem an und schlug beide Hände
vors Gesicht wie im Gebet. Sie rief den Ordner auf, der Videodateien enthielt,
wählte eine aus und klickte darauf.
    Sie
betrachtete ihr früheres Ich, das sie noch immer jeden Morgen im Spiegel zu
sehen erwartete: mit der leichten Höckernase und den sich unten weitenden
Nasenlöchern («So viel Nase, wie sich bewältigen lässt, aber nicht mehr», hatte
das Urteil eines lange verflossenen Freundes gelautet, der erstaunt wirkte,
weil Isabel das nicht als Kompliment auffasste). Die langen hellen Haare,
glatt wie Fettuccine, waren in der Mitte gescheitelt und hinter die Ohren
gesteckt. Sie hatte den

Weitere Kostenlose Bücher