Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
Vom Netzwerk:
zwei. Wenn er richtiglag, müsste jetzt gerade der
Nachspann der Sesamstraße laufen, und kurz danach würde
Candys Spross im Bett sein.
    Angesichts
der riskanten Nähe zum Haus seiner Eltern hatte John anderthalb Kilometer
weiter weg geparkt, aber er machte sich nichts vor - er schwebte dennoch in
ernster Gefahr, entdeckt zu werden. Deswegen trug er eine tief ins Gesicht
gezogene Strickmütze und eine Matrosenjacke mit hochgestelltem Kragen. Er
trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und sah wieder auf die Uhr. Er dachte an
das Kind, vielleicht im Schlafanzug mit Füßlingen, vielleicht am Daumen
lutschend, vielleicht unter einer Steppdecke, während über ihm Stofftiere an
einem Mobile schaukelten, das ein Wiegenlied herunterleierte.
    John
konnte es nicht fassen, dass er so tief gesunken war.
    Wie sehr
er gedemütigt wurde, hatte sich an diesem Morgen wieder einmal gezeigt, als
der Inky im Hauptteil einen weiteren
Artikel von Cat brachte, in dem sie den Eindruck vermittelte, sie sei es
gewesen, die am Tag der Explosion das Labor besucht hatte, sie sei es gewesen,
die den Bonobos Geschenke und Rucksäcke mitgebracht hatte. Der Bericht war
raffiniert formuliert - genau genommen enthielt er keine wirklichen Lügen, aber
sie hatte regen Gebrauch vom Pluralis Majestatis und von der Passivform
gemacht. Osgoods Aufnahmen illustrierten den Artikel - Bilder von Sam, der
Xylophon spielte, von Mbongo, der die Gorillamaske in der Hand hielt und
traurig guckte, von Bonzi, die ihren Rucksack aufmachte, dann ein weiteres von
ihr, wie sie aufsprang und die Glasscheibe küsste. Aus diesem letzten Foto war
John geschickt wegretuschiert worden. Offen gestanden wunderte er sich, dass
Cat nicht hineinkopiert worden war. Und was tat er? Er wartete wie ein Ganove
gekleidet in seinem Auto darauf, dass eine Teilzeitnutte ihr Kind ins Bett
brachte, damit sie ihre «Party» starten konnten.
    Er blieb
noch weitere zehn Minuten im Wagen sitzen, weil er keine Ahnung hatte, wie
lange es dauerte, bis ein Kind einschlief, und schlich dann durch die Gasse auf
die Rückseite von Candys Reihenhaus. Es gab nur ein Fenster im Erdgeschoss;
er nahm an, es war das Küchenfenster. Er holte tief Luft, warf einen Blick auf
die umliegenden Häuser und schlich sich hinter einen Stechpalmenstrauch, wo er
sich hochhievte, um nachzusehen, ob der Hochstuhl leer war.
    Er
klammerte sich an die Fensterbank, abgeblätterte Farbe setzte sich unter seinen
Fingernägeln fest, die Nase hatte er an die Scheibe gedrückt, als hinter ihm
schnelle Schritte über den Kies schlurften.
    «Runter
da, Sie ... Sie ... verkommenes Subjekt!», sagte eine Stimme, zitternd und
scharf zugleich. «Ich habe Pfefferspray!»
    Johns
Finger glitten von der Fensterbank, er stürzte in den Stechpalmenstrauch. Er
robbte heraus und landete mit dem Gesicht im Kies.
    «Wir
wissen alle, was in diesem Haus vorgeht», rief die Frau, «und das dulden wir
nicht. Dies ist eine anständige Gegend!»
    John hob
den Kopf. Vor sich sah er orthopädische Schuhe, blickdichte Strümpfe und einen
Tweedrock, der bis weit unter die Knie reichte. Er sah außerdem eine
Pfefferspraydose.
    «Rühren
Sie sich nicht vom Fleck!» Der kleine Behälter zitterte heftig im Griff
arthritischer Finger; einer lag an dem roten Auslöseknopf.
    «Bitte»,
sagte John und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, «bitte nicht.»
    «Nennen
Sie mir einen Grund, warum nicht.»
    «Weil Sie
die Dose falsch herum halten. Sie zielen auf sich selbst.»
    Das
Pfefferspray verschwand, John rollte sich herum. Er setzte sich auf, schnippte
den Kieselstein weg, der sich in seine Wange gegraben hatte. Beide Hände
bluteten von den Stechpalmen. Er untersuchte sein linkes Handgelenk, das
überdehnt und höchstwahrscheinlich gezerrt war.
    «John
Thigpen? Bist du das?»
    Er sah
auf. Nach einem kurzen, peinlichen Moment der Verwirrung erkannte er, dass er
in das Gesicht von Mrs. Moriarty blickte, seiner ehemaligen
Sonntagsschullehrerin.
    «Na
toll», sagte er und ließ den Kopf in die verletzten Hände sinken.
    «Oh,
schäm dich, John Thigpen, schäm dich», schalt sie. «Was sollen deine Eltern
denken?»
     
    «Was ist
denn mit dir passiert?» Elizabeth musterte ihn abschätzig, als er in ihr Büro
trat. Sie war aufgestanden, um die Tür zu öffnen, und gleich wieder hinter
ihren Schreibtisch gerauscht. «Du siehst aus wie ein gerupftes Huhn.»
    «Frag
nicht.» Obwohl sie ihn nicht dazu aufgefordert hatte, setzte er sich.
    Elizabeth
betrachtete ihn

Weitere Kostenlose Bücher