bK-Gruen, Sara
Pony und dann den Stufenschnitt rauswachsen lassen,
nachdem sie eingesehen hatte, dass sie bestenfalls halbjährlich dazu kam, sich
die Haare nachschneiden zu lassen. Als sie und Celia sich kennenlernten, hatte
Celia sie mit Janice von The Electric Mayhem verglichen. Isabel hatte sich ein
mattes Lächeln abgerungen; Celia konnte ja nicht ahnen, dass die Muppets Erinnerungen
an die Zeit wachriefen, die Isabel im Keller verbracht und darauf gewartet
hatte, dass diverse «Onkels» verschwanden.
In dem
Video waren Isabel und Bonzi in der Küche. Celia hatte sie heimlich mit ihrem
Handy aufgenommen.
Gut
Trinken. Isabel Geben.
«Du
möchtest was trinken?», fragte Isabel. «Einen Saft vielleicht?»
Bonzi
schloss und öffnete die Faust vor ihrer Brust, strich sich dann mit Zeige- und
Mittelfinger übers Kinn: Milch, Zucker.
«Nein,
Bonzi. Milch und Zucker darf ich dir nicht geben. Das weißt du.» Peter hatte
Bonzi vor kurzem für übergewichtig erklärt und auf Diät gesetzt.
Geben
Milch, Zucker.
«Das geht
nicht, Bonzi. Tut mir leid. Ich krieg sonst Ärger.»
Wollen
Milch, Zucker.
«Ich darf
nicht, Bonzi. Du weißt, ich darf nicht. Hier, trink ein bisschen Milch.»
Isabel
Geben Milch, Zucker. Geheimnis.
Isabel
warf lachend den Kopf zurück, dann gab sie ein wenig Zucker in Bonzis Milch.
Sie blickte in die Kamera und legte den Finger an die Lippen, machte damit Celia
zur Komplizin. Das Filmchen endete abrupt.
Isabel
öffnete eine andere Datei.
In diesem
Film lachte sie. Sie führte ein Team von Primetime
Live in den Beobachtungsbereich. Sie ging durch einen Flur,
drehte sich gelegentlich um, ging ein paar Schritte rückwärts, lächelte in die
Kamera.
Als ihr
Video-Ich herumschwenkte, fiel Isabels Blick auf ihr Profil, und sie dachte, es
war eine gute Nase. Nicht vollkommen, aber gut. Ihre Zähne auch. Den Luxus
einer Zahnspange hatte sie nicht gehabt, aber im Land der perfekten
Zahnstellung hatten ihre Zähne Persönlichkeit besessen. Ihre Haare, die bis
weit unter die Schulterblätter fielen, hatten Jahre gebraucht, um so lang zu
wachsen.
Schnitt.
Sie saß
jetzt im Schneidersitz auf dem Betonboden gegenüber von Sam. Der Kameramann
war hinter Plexiglas, aber das konnte man im Film nicht erkennen. Das Glas war
unsichtbar. Die Kamera schwenkte zuerst auf Sams Gesicht, dann auf ihres.
«Sam, ich
möchte, dass du jetzt das Fenster öffnest. Kannst du das für mich tun?», sagte
sie freundlich und signalisierte es gleichzeitig.
Sam
bewegte die Hände: Sam Wollen Isabel Geben Gut Ei. «Aber
Isabel will, dass Sam das Fenster öffnet. Bitte. Jetzt.»
Nein. Sam
Wollen Isabel Geben Gut Ei.
«Bitte
öffne das Fernster.»
Nein.
Sie
schaute blitzschnell in die Kamera, hatte sichtlich Mühe, ein Grinsen zu
unterdrücken.
«Doch»,
sagte sie eindringlich. «Sam. Bitte mach das Fenster auf.»
Du...
Isabel
fiel ihm ins Wort. «Sam, bitte öffne das Fenster.» Ja.
Isabel
seufzte sichtlich erleichtert, doch Sam tat nichts. Er saß schmollend da, sah
die Menschen rings um sich scharf an, knibbelte mit den Fingern an seinen Zehen
und guckte schließlich weg.
«Sam,
bitte öffne das Fenster», sagte sie wieder.
Sam
Wollen Saft.
«Nein.
Isabel will, dass Sam das Fenster öffnet.»
Nein. Sam
Wollen Isabel Machen Fenster Auf.
Hierauf brach
Isabel in Lachen aus, und Sam bekam seinen Saft und sein Ei. Das Kamerateam war
von diesem Wortwechsel hellauf begeistert, aber als die Leute weg waren, fuhr
Peter Isabel wütend an.
«An jedem
anderen Tag macht er das verdammte Fenster auf. Dieses Mal, wenn ein Team vom
öffentlichen Fernsehen hier ist, kann er das Fenster nicht öffnen? Und du hast
ihn auch noch belohnt?»
Isabel
hatte Peter noch nie so erlebt und erschrak. «Natürlich habe ich ihn belohnt.
Er hat widersprochen und seinen eigenen Willen bekundet. Das ist doch eine viel
einleuchtendere Demonstration für den Gebrauch und das Verstehen von Sprache
als das stupide Befolgen von Befehlen. Ganz abgesehen davon ist es ein
eindeutiger Beweis, dass er nicht bloß abgerichtet ist.»
Peters
Blick war hart, sein Kinn gestrafft. «Ich habe denen gesagt, er wäre in der
Lage, bestimmte Anweisungen auszuführen.»
«Er hat
sich dagegen entschieden. Er hat nichts Unrechtes getan. Ich finde vielmehr, er
war geradezu genial, und wir können von Glück sagen, dass es im Film
festgehalten wurde.»
Peter
stemmte die Hände auf die Hüften und atmete so heftig aus, dass sich seine
Backen blähten. Dann fuhr er sich mit der
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