bK-Gruen, Sara
und drückte ein Auge gegen das Guckloch. Nach einem
Augenblick der Prüfung riss er die Tür auf und sprang zurück. Vor ihm stapelten
sich diverse Kisten, bis zum Rand vollgestopft mit dem, was Bonzi bestellt
hatte.
Die
Bonobos feierten eine Orgie, die mit Gelächter vom Band untermalt wurde. Auf
Sex folgten Schlemmerei und gegenseitige Fellpflege.
Isabel
saß auf dem Fußboden und beobachtete, wie die Bonobos sich inmitten von
zerrissenen Obstschachteln, umgekippten Milch- und Saftkartons und
Bonbonpapierchen aus ihren neuen Decken Nester bauten. Isabel versetzte es
einen unerträglichen Stich ins Herz, als sie sah, dass Bonzi sich exakt sechs
Decken geholt hatte und die Ränder genau so faltete, wie sie es immer getan
hatte. Dann rief sie nach Lola, die gerade mit einem Schraubenschlüssel an den
Scharnieren eines Küchenschranks herumwerkte. Als Lola aufsah, signalisierte
Bonzi Baby Kommen!, und Lola kam angehüpft, sprang ins
Nest und ließ sich von Bonzi in den Schlaf lausen. Isabel fragte sich, ob es
auch nur einen Fernsehzuschauer gab, der ansatzweise ahnte, welch eine
Sensation er da soeben erlebt hatte: Dass Bonobos eine einmal erlernte
Menschensprache an ihre Kinder weitergeben und fortan in einer Mischung aus ASL
und ihren eigenen Lauten kommunizieren, war eine der spektakulärsten
Beobachtungen des Sprachlabors.
Isabel
rührte sich nicht von der Stelle, bis alle Bonobos eingeschlafen waren. Der
hektische Soundtrack war der Synthesizerversion eines Schlaflieds mit
gelegentlich eingestreuten menschlichen Schnarch- oder Pfeifgeräuschen
gewichen. Die Kameras zeigten das Heben und Senken von Brustkörben in
Nahaufnahme, das Schlackern eines Kinns beim Ausatmen. Erst dann ging auch
Isabel ins Bett. Den Fernseher ließ sie laufen. Nachts schreckte sie mehrmals
aus dem Schlaf und warf einen Blick auf den Bildschirm, um sicherzugehen, dass
sie sich das alles tatsächlich nicht nur eingebildet hatte. Aber die Affen
waren wirklich da, schliefen friedlich in ihren Nestern.
Nachdem
auf CNN bestätigt worden war, dass die Sendung aus Lizard, New Mexico,
übertragen wurde, buchte Isabel ein Ticket nach El Paso und saß schon am
nächsten Tag im Flugzeug. Sie nahm sich einen Mietwagen, fuhr nach Lizard und
quartierte sich im Mohegan Moon ein, einem Hotel direkt neben dem größten
Kasino am Ort. Sie schaltete den Flachbildfernseher ein und warf sich so, wie
sie war, aufs Bett, um keine Sekunde von Affenhaus zu verpassen. Dabei benetzte sie die Bettlaken mit ein
paar Spritzern Spirit of Ylang-Ylang - das Hotel hatte das Zimmer zur Betonung
des Wellness-Charakters mit einer Auswahl ätherischer Öle ausgestattet.
Die
Daunendecke war wunderbar weich, und Isabel schob die Arme unters Kopfkissen.
Sie hatte eigentlich nicht einschlafen wollen, und als sie aufwachte, musste
sie feststellen, dass es inzwischen nicht nur Morgen war, sondern dass sechs
Stunden vergangen waren, seit sie zuletzt nach den Affen gesehen hatte.
Im
mittleren Fenster auf dem Bildschirm vollzogen Makena und Bonzi eine hastige
Schamlippenmassage und teilten sich dann eine Banane. Makena trug ein auf links
gekehrtes Fleecehemd und hielt eine Puppe in ihrer Armbeuge. Sie würde bald
werfen, und Isabel wurde panisch: Es gab kaum Grund zu der Annahme, dass die
Produzenten über Makenas Schwangerschaft Bescheid wussten. Ihr Anblick ließ
sich nicht mit dem einer im achten Monat schwangeren Frau vergleichen; für ein
ungeübtes Auge war eine Bonobo-Schwangerschaft leicht zu übersehen.
Isabel
stand augenblicklich auf. Sie machte sich nicht die Mühe, sich umzuziehen, und
bedeckte lediglich den kahlen Schädel mit einem blassblauen Mohairmützchen.
Dann bat sie den Concierge, ihr den Weg zum Drehort von Affenhaus zu beschreiben.
Auf dem
Set wimmelte es von Demonstranten, deren Anliegen meist nur am Rande mit den
Affen zu tun hatten.
Natürlich
waren auch Tierschützer und sonstige Organisationen vertreten, aber auch
Fundamentalistische Christen, Kriegsgegner, Kriegsbefürworter, Kreationisten,
Schwulenaktivisten, Menschen für und gegen Abtreibung und eine besonders
zahlreiche, abstoßende Delegation der sogenannten Eastborough Baptist Church,
die für alle Homosexuellen die Todesstrafe forderte, ob menschlich oder nicht.
Kamerateams umkreisten die Menge und schwenkten von Grüppchen zu Grüppchen.
Isabel schnappte Fetzen einstudierter Statements auf:
«Liebe
statt Krieg! Sei eins mit deinem inneren Bonobo! Lebe deine Lust für den
Frieden, lebe
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