bK-Gruen, Sara
dass er nicht wütend auf sie war.
Das Wasser stand ihm bis zum Hals. Er war bei seiner Jobsuche methodisch und
unermüdlich gewesen, hatte zwei Stunden pro Abend auf Bewerbungen verwendet,
hatte Anschreiben und Notizen in Ringordnern abgelegt. Bislang hatte keine der
Zeitungen, bei denen er gern arbeiten wollte, auch nur entfernt Interesse
gezeigt. Und natürlich war die L.A. Times seine
erste Wahl gewesen.
War für
die Weekly Times zu schreiben wirklich schlimmer
als Shampoo-Werbung? Es wäre auf alle Fälle sicherer als irgend so ein
Aushilfsjob, vorausgesetzt, sie wollten ihn überhaupt haben. Wenn es Amanda
mit dem Kinderkriegen ernst war - und es sah ganz danach aus -, brauchten sie
ein Einkommen, auf das sie zählen konnten.
Es hupte
wieder. John ließ die Kupplung kommen, aber der Jetta war schon losgefahren,
bevor John den Kopf hob und sah, dass sich der Wagen vor ihm nicht vom Fleck gerührt
hatte. Er trat so heftig auf die Bremse, dass er den Motor abwürgte und sein
Telefon auf den Boden flog. Während es um ihn herum aufgeregt hupte, legte er
den Kopf aufs Lenkrad und hob dann das Telefon von der Fußmatte auf, die noch
fleckig war vom Streusalz auf den Straßen von Philadelphia.
Es war
nach Mitternacht, als er den Motor abstellte und á la Garp im Leerlauf in die
Garage rollte. Alle Lichter im Haus waren aus.
Amanda
war in der Mitte des Betts eingeschlafen, die Arme losgelöst über dem Kopf
abgelegt. Der Fernseher lief, eine elektrische Gitarre quälte sich einen
Urschrei-Soundtrack ab, während glatzköpfige Sicherheitsmänner zwei grotesk
fette Frauen daran hinderten, sich an die Kehle zu springen; Kunstnebel waberte
zu ihren Füßen. Fäuste flogen, Beine wirbelten herum wie Schneebesen. Beide
Frauen hatten fast nichts mehr am Leib als Büstenhalter und Mikrophone mit
schwarzen Kabeln, bei einer steckten allerdings noch Fetzen ihres Hemds in der
Stretchhose. Sie schwang eine Perücke, die sie ihrer Gegnerin vom Kopf gerissen
hatte, und kreischte eine Reihe Obszönitäten, die mit Pieptönen überdeckt wurden.
Das Streitobjekt, ein schlaksiger unscheinbarer Mann, saß hinter ihnen in einem
Sessel. Er hatte die Knie gespreizt und die Augenbrauen in einer Mischung aus
Verdruss und Langeweile hochgezogen. Seht bloß, womit ich mich abgeben muss,
schien seine Miene auszudrücken. Jerry Springer verzog sein Gesicht zu
unsäglicher Traurigkeit, schüttelte den Kopf, als die Kamera vorbeischwenkte.
John
schaltete den Fernseher ab und zog sich im Dunkeln aus. Er setzte sich auf die
Bettkante und betrachtete Amanda, die in dem blassen Schein der Straßenlaterne
milchig blau aussah. Sie bewegte sich und schlug die Augen auf.
«Hey»,
sagte sie und rollte sich herum, um ihm Platz zu machen.
«Hey»,
gab er zurück.
Er kroch
unter die Zudecke und schob seine Knie an ihre Kniekehlen. Als er einen Arm um
ihren Brustkorb legte, nahm sie seine Hand in ihre beiden Hände und drückte
sie.
«Verzeih
mir», murmelte sie. «Ich hätte denen deinen Lebenslauf nicht schicken sollen.
Ich hab's gut gemeint.»
«Ich
weiß», sagte er. «Und entschuldige, dass ich mich so blöd benommen habe. Ich
werde zu dem Bewerbungsgespräch gehen.»
Gleich darauf
vergrub er seine Nase in ihren Haaren. Sie waren ganz glatt, anders als die
alten, rochen aber immer noch nach ihr. Er atmete tief ein, eine olfaktorische
Momentaufnahme. Er küsste sie auf den Hinterkopf und schloss die Augen.
***
Fünf Tage
zuvor hatte Isabel die ganze Nacht vor dem Fernseher verbracht und gebannt die
Premiere von Affenhaus verfolgt. Sie brauchte nicht
lange, um sich in den Räumlichkeiten zu orientieren. Genauer gesagt, Isabel
brauchte dazu genauso lange wie Bonzi.
Nachdem
Bonzi eine Zeitlang die Lexigramme für diverse Objekte gedrückt hatte und zu
dem Schluss gekommen war, dass ihre Aktion keine Wirkung zeigte, ließ sie den
Computer links liegen. Kurz darauf erklang eine Türglocke. Auch wenn es sich
bei dem Geräusch, das Isabel im Fernseher hörte, eindeutig um einen
eingespielten Soundeffekt handelte, musste auch im Haus etwas zu hören sein;
denn die Bonobos versammelten sich im Hauptraum und verdrehten misstrauisch
die Köpfe.
Ding,
dong!
Sam und
Mbongo hüpften einige Male Richtung Tür, schlugen mit Händen und Füßen dagegen
und zogen sich eilig wieder zurück. Dann bezogen sie in etwa drei Meter Abstand
Stellung. Ihr Fell war gesträubt, was sie größer wirken ließ.
Ding,
dong!
Sam
näherte sich wieder der Tür
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