bK-Gruen, Sara
Protesten zum Trotz, weil sie
dadurch ihre Prüfungen verpassen und ein ganzes Semester verlieren würde. Doch
das schien Celia nicht zu kümmern. Betrüblicher fand sie, dass sie ihre
Langzeitschikane gegen Peter unterbrechen musste, die sie gestartet hatte,
sobald die Einzelheiten seiner Forschungszeit am Primateninstitut ans Licht
gekommen waren. Isabel war beinahe erleichtert, als Celia anfing, ihm das Leben
schwerzumachen. Sie hatte fast befürchtet, Celia würde ihn einfach abmurksen.
Isabel
fragte nicht nach Einzelheiten, doch Celia, stolz auf ihre Fortschritte, hielt
sie von sich aus auf dem Laufenden. Und deshalb wusste Isabel zum Beispiel,
dass Peter zurzeit in weit mehr Hundehaufen trat, als ihm statistisch gesehen
zustanden. («Das dient dem Gemeinwohl», erklärte Celia. «Ich sammle die
Hundehaufen auf Kinderspielplätzen ein und lege sie an sinnvolleren Orten
wieder ab. Wohlstandsumverteilung, wenn du so willst.») Außerdem hatte Isabel
mitbekommen, dass inzwischen genug Fehllieferungen Pizza, Ente süßsauer und
Burritos an Peters Haustür gelandet waren, um ihn auf die schwarze Liste
sämtlicher Lieferservices und Restaurants der Stadt zu setzen.
Isabel
versuchte zwar, Celia zu bremsen, doch insgeheim bewunderte sie ihre
Entschlossenheit. Als Isabel von Peters Experimenten am PSI erfuhr, hatte sie
zwar in Phantasien geschwelgt, in denen sie ihn in eine Ecke trieb, um ihm so
richtig die Meinung zu geigen, doch am Ende schaffte sie es nicht mal, zum
Hörer zu greifen, um ihn aus der Ferne zu beschimpfen. Isabel hatte ein fast
schon pathologisches Bedürfnis, Konfrontationen zu vermeiden, was den Vorfall
mit Gary Hanson in Rosa's Kitchen im Nachhinein betrachtet umso bemerkenswerter
machte.
Celia
dagegen war aus einem völlig anderen Holz geschnitzt. Sie ließ nicht locker:
Je länger Peter es unterließ, die Polizei einzuschalten, desto dreister wurde
sie. Ihr bisher größter Coup war die Lieferung von zehn Kubikmeter Torf auf
seine Einfahrt, als sein Wagen in der Garage stand. Celia fühlte sich ihrer
Mission derart verpflichtet, dass sie Joel und Jawad überredet hatte, sie
während ihrer Abwesenheit zu vertreten. Isabel hoffte, dass ihre Anstrengungen
nicht ganz so verbissen waren. Nicht, dass Peter ihr leidgetan hätte; aber seit
die Affen verschleppt worden waren, kamen die Studenten für sie einer Familie
am nächsten, und sie wollte nicht, dass sie auch noch eingesperrt wurden.
Francesca
De Rossi rief an, um Isabel zu sagen, dass sie und Eleanor auf dem Weg vom
Flughafen in die Stadt waren. Sie hatten Marty Schaeffer dabei, einen Anwalt,
der ehrenamtlich für die PAEGA arbeitete. Sie verabredeten sich an der
Hotelbar, weil Marty zu den wenigen gehörte, die Affenhaus noch nicht gesehen hatten, und er sich ein Bild von den
Bonobos in Aktion machen wollte (das Hotelrestaurant hielt trotz erbitterter
Proteste der Gäste an seinem familienfreundlichen Ambiente fest und
verweigerte die Übertragung der Sendung).
Etwa zehn
Minuten später mache Isabel sich auf den Weg nach unten, um sie in Empfang zu
nehmen. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie in einer Ecke James Hamish Watson,
den Gabelstaplerfahrer. Die meisten Gäste der Bar - des Hotels, um genau zu
sein - waren Kamerateams, Reporter, Beobachter, die in irgendeiner Weise mit Affenhaus in Verbindung standen, ja sogar Mitglieder der
Fernsehcrew. Watson war, nachdem er sich vor ein paar Tagen gerade mal fünf
Minuten mit Isabel unterhalten hatte, sofort von Reportern belagert worden, die
ihr Gespräch belauscht hatten. Er war hochrot angelaufen und hatte sich aus dem
Staub gemacht.
Isabel
hatte sich ebenfalls hastig zurückgezogen, doch weil niemand ihre Identität
kannte, war sie von den Reportern in Ruhe gelassen worden.
Als Isabel
in Lizard eintraf, hatte sie Angst gehabt, jemand könnte sie erkennen, weil sie
vor dem Anschlag in vielen Dokumentationen und Nachrichtenbeiträgen über die
Bonobos zu sehen gewesen war. Doch im Mohegan Moon schenkte ihr niemand auch
nur einen zweiten Blick. Schließlich dämmerte ihr, dass sie mit neuer
Kieferpartie, neuer Nase und kaum Haaren auf dem Kopf völlig anders aussah als
damals in ihrem, wie sie es inzwischen immer öfter bezeichnete, vorherigen
Leben.
Sie war
zwar erst überrascht, ihn wieder in der Bar anzutreffen, aber eigentlich war
es logisch. Er hatte ja erzählt, dass er Affenhaus zu Hause nicht sehen durfte, und ganz egal, was seine Frau
über Ray und seine Rolle im Porno-Geschäft
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