bK-Gruen, Sara
Kissen zurechtzurücken.
«Du
rasselst und röchelst», sagte sie.
«Entschuldigung.»
Folgsam drehte er sich vom Rücken auf die Seite. Sekunden später sagte sie:
«Nein, eigentlich ist es mehr ein Gurgeln und Grunzen.»
«Mhm.»
Amanda
verstummte zum Glück, und John spürte, wie er wieder wegdriftete.
«Jetzt
ist es eher ein Schnorcheln und Schnaufen mit einem kleinen Pfeifen beim
Ausatmen -»
John
schlug die Augen auf. «Amanda!»
«Ja?»
«Schnarchen
so zu beschreiben, schafft nur eine Schriftstellerin.»
«Tut mir
leid. Ich bin sofort still.» Er stand auf.
«Nein. Du
musst nicht gehen», sagte sie, rollte sich auf seine Seite, vergrub das
Gesicht in seinem Kopfkissen und blieb reglos liegen.
Er
betrachtete sie.
«Amanda?»
«Was?»
«Ich bin
mir nicht sicher, ob du es vorhin am Telefon mitbekommen hast, aber ich muss
nach New Mexico.»
Amanda
stützte sich auf und machte ein bestürztes Gesicht. Sie starrte ihn
sekundenlang fassungslos an. «O Gott! Was bin ich doch für ein fürchterlicher Mensch.» Und
dann, nach einer weiteren Pause: «Ich kann nicht fassen, dass ich dich noch
nicht mal darauf angesprochen habe. Ich bin die selbstsüchtigste Frau der Welt.
Ich bin schon eine von denen.»
«Du warst
mit den Gedanken woanders. Verständlicherweise.»
«Möchtest
du jetzt darüber reden? Sollen wir den Champagner aufmachen?»
«Ich
glaube, dazu ist es schon ein bisschen zu spät», sagte er mit einem Blick auf
die Uhr. «Ich muss wahrscheinlich schon morgen los. Kommst du allein zurecht?»
Amanda
sank zurück in die Kissen. «Klar», antwortete sie mit winziger Stimme.
«Ich
mache mir nämlich ein bisschen Sorgen um dich ...»
«Ich
werde mich zusammenreißen. Wirklich. Es ist nur ... Hier ist alles so anders,
als ich es mir vorgestellt habe. Hier ist alles Plastik und Botox und Nasen-OPs
und Leute, die dich wegen Dingen verurteilen, die nichts mit deinem Job zu tun
haben. Bitte komm wieder ins Bett. Ich lasse dich schlafen. Versprochen.»
Er sah
sie einen Augenblick lang an. «Nein. Schlaf du», sagte er, beugte sich
hinunter und gab ihr einen Kuss.
John ging
nach unten, schenkte sich aus einer angebrochenen Flasche ein Glas Wein ein,
fuhr Amandas Computer hoch und lud eine Kopie von Rezept
zum Unglücklichsein auf einen USB-Stick. Im selben
Ordner wie die Datei befand sich eine Tabelle mit Literaturagenten,
wahrscheinlich nach Präferenz sortiert, denn hinter den Namen befanden sich
Sternchen in unterschiedlicher Anzahl. Die Tabelle listete auf, zu welchem
Zeitpunkt Amanda die Agenten angeschrieben hatte und wie sie reagiert hatten.
Etwa ein Drittel hatte sich nicht die Mühe gemacht, überhaupt zu antworten.
Auch von dieser Datei zog John eine Kopie auf den Stick.
Um kurz
nach zwei schlich er sich wieder nach oben. Sie lag immer noch auf seiner Seite
und schnarchte leise. Bei ihrem Anblick überkam John ein so heftiger Schwall
von Zärtlichkeit, dass er einen Kloß im Hals spürte.
***
Weil
Struktur und Ordnung Isabel dabei halfen, die Welt zu verstehen, unterteilte
sie das Problem in drei Haupthürden. Die erste bestand darin, Faulks zu
bewegen, die Affen herauszugeben. Zu diesem Zweck hatte sie sich der Hilfe von
Francesca De Rossi und Eleanor Mansfield versichert, Primatenforscherinnen von
Weltrang und Gründungsmitglieder des Aktionsbündnisses People Against the
Exploration of Great Apes. Die PAEG A hatte im Vorjahr in Spanien die Sicherung
von Grundrechten für Menschenaffen durchgesetzt und verstand sich als
Sprachrohr der Affen in der Unterhaltungsindustrie und in biomedizinischen
Einrichtungen. Beide befanden sich in diesem Moment auf dem Weg nach Lizard.
Die
zweite Hürde bestand darin, eine geeignete Zwischenlösung zur Unterbringung
der Bonobos zu finden, sobald Faulks sie herausgegeben hatte, und obwohl Isabel
auch an dieser Front Fortschritte machte (sie stand in Verhandlung mit dem Zoo
von San Diego), führte diese Hürde direkt zum dritten - und kniffligsten -
Hindernis: dem Kauf einer endgültigen Bleibe für die Affen. Der Bau einer
geeigneten Einrichtung wäre mit Kosten in Millionenhöhe verbunden, und selbst
wenn Isabel eine Universität fände, die gewillt wäre, das Projekt zu
finanzieren, würde sie die Affen nie wieder der Gefahr aussetzen, verkauft zu
werden, selbst wenn das hieß, dass Isabel selbst zur «Eigentümerin» der Bonobos
werden müsste, eine Vorstellung, die sie verabscheute.
Celia war
ebenfalls auf dem Weg nach Lizard, Isabels
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