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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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sagen mochte, Isabel war sich
sicher, dass es Watson um die Affen ging.
    Auf die
Zuschauer wirkte die Sexualität der Bonobos gleichermaßen faszinierend wie
abstoßend. So kurz die sexuellen Begegnungen der Affen auch waren, so
regelmäßig fanden sie statt, und das breite Grinsen der Bonobos ließ wenig
Zweifel daran, dass sie ihnen Genuss bereiteten. In der Bar herrschte zwar
Einigkeit darüber, dass die Schamlippenmassagen zwischen zwei Weibchen
urkomisch waren, doch ebenso einstimmig war man der Meinung, dass die
Genitalschwellungen an sich widerlich waren. Wie konnten sie mit diesen Dingern
überhaupt laufen? Das musste doch stören! Die Genitalschwellungen schwangen
hin und her, wenn die Weibchen sich dem «Hoka-Hoka» hingaben, dem
kongolesischen Ausdruck für diese Betätigungen. Die Schamlippen waren so
knollig und farbintensiv, dass ein Großteil der Zuschauer sie in den ersten
Tagen der Sendung für Hoden hielt. Daher wurden die Aktivitäten fortan von
blinkenden Untertiteln und zur ganz eindeutigen Unterscheidung zusätzlich von
einem Hupgeräusch begleitet, damit sich für Faulks Enterprises kein PR-Desaster
anbahnte. Das Zielpublikum - heterosexuelle, erwachsene, männliche Angehörige
der Arbeiterklasse - hatte nämlich nichts gegen ein bisschen «Hoka-Hoka», aber
Sex zwischen Männchen? Nein danke. In der Bar provozierte das «Hoka-Hoka» für
gewöhnlich johlenden Beifall. Die selteneren Hinterteil- und Hodenmassagen
unter den Männchen riefen dagegen angewidertes Stöhnen hervor, begleitet von
verlegenem Bierschlucken und roten Gesichtern. Doch im Grunde verursachten die
Paarung der Bonobos in der Missionarsstellung, der Gruppensex, der Oralsex und
die Masturbation so großes Unbehagen, weil all das der menschlichen Sexualität
so ähnlich war. Selbst hartgesottene Zuschauer verfielen in nervöses Gelächter
oder wandten stumm den Blick ab, während sogar die Wangen der
Wohnzimmerwissenschaftler, deren entschlossener Gesichtsausdruck «Nein, wir
wenden den Blick nicht ab, wir sind nicht schockiert» besagen sollte, sich verdächtig
oft mit rosiger Röte überzogen.
    Diese
letzte Gruppe der Zuschauer war Isabel die liebste. Neuerdings wurden nicht nur
Bonzis außergewöhnliche Computerfähigkeiten hervorgehoben (sie unterbrach ihre
Einkaufslisten regelmäßig, um ein paar Runden Ms. Pac-Man zu spielen), offenbar
hatte auch endlich jemand den Medien den Tipp gegeben, dass die Bonobos, obwohl
sie inzwischen kaum noch Kontakt mit Menschen hatten, ihre Unterhaltungen
weiter mit Versatzstücken aus der Gebärdensprache spickten. Daraus resultierte
ein stetig wachsendes Zuschauersegment, das die kognitiven Fähigkeiten der
Affen mehr faszinierte als ihre zügellose Sexualität. Faulks Enterprises, wo
man sich grundsätzlich keinen Zuschauer durch die Lappen gehen ließ, heuerte
für diese neue Zielgruppe eigens ASL-Übersetzer an, um rund um die Uhr Untertitel
zu erstellen, die in Form von Sprechblasen über dem Kopf des jeweiligen Bonobos
erschienen.
    Isabel
kämpfte sich zu James Hamish Watson durch, der, den Blick starr auf den
Bildschirm gerichtet, an seinem Bier nippte. Als Makena den Arm um Bonzi legte
und sie in die Ecke führte, um ein bisschen «Hoka-Hoka» zu machen, erklang die
Hupe, und die blinkende Einblendung erschien. James Hamish fasste in die
Tasche, klatschte ein paar Münzen auf den Tresen und wandte sich zum Gehen.
Isabel war nicht mal in seine Nähe gekommen.
    Sie
überlegte kurz, ob sie ihm auf den Parkplatz folgen sollte, doch ihr
Bauchgefühl sprach dagegen. Stattdessen suchte sie sich einen Platz an der Bar,
bestellte ein Glas Eistee und wartete auf Francesca, Eleanor und Marty.
    Die trafen
kurze Zeit später ein und hatten Isabel gerade begrüßt, als die ersten Takte
von Splish Splash erklangen.
    «Hier!»,
sagte Isabel zu Marty. «Das sollten Sie sich ansehen!»
    Die
Gespräche in der Bar verstummten, und die Gesichter wandten sich den Fernsehern
zu.
    Im
Affenhaus erwachten auf Höhe der Fußbodenleisten an diversen Stellen
Wasserdüsen zum Leben. Einige Bonobos flohen auf höhere Ebenen (Bonzi und Lola
wählten das Klettergerüst im Hof, während Sam sich einfach mit einer Hand von
einem Türpfosten baumeln ließ). Mbongo und Jelani kauerten sich neben eine
Fontäne, beugten sich vor, um den Wasserstrahl mit den Mäulern einzufangen, ehe
sie sich gegenseitig bespuckten, gleichzeitig einen Lachanfall bekamen und
hintenüberkippten. Makena hockte sich vor eine Düse und

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