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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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synthetisches Rauschgift
nach seiner Analyse einem bestimmten Drogenlabor in den Niederlanden.
    Man kann sie getrost mit einem Mobilen Einsatzkommando vergleichen, das online an keinen Ort gebunden ist, das bewaffnet ist mit Tools statt mit Gewehren, das sich von Wiesbaden aus in der ganzen Welt des Cyber Crime bewegt, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen, in dem sie vor ihren Computern sitzen. Was nicht immer stimmt. Denn zumindest dann verlassen sie ihre Dienststelle, manchmal sogar für Wochen, wenn sie ihre Kollegen in den Vereinigten Staaten oder in Russland oder, quasi um die Ecke, bei EUROPOL in Den Haag besuchen, um sich mit denen über die neuesten Entwicklungen des Cyber Crime auszutauschen und gemeinsam zu überlegen, was man an eigenen Ideen entgegensetzen könnte. Operative Polizeikräfte planen ihre Einsätze ähnlich strategisch und schlagen dann tatsächlich an einem bestimmten Ort zu. Cyber Cops dagegen ermitteln virtuell im weltweiten Netz.
    Den Begriff »Cyber Crime« gebrauchen die Deutschen auch untereinander in Wiesbaden. Die beim Bundeskriminalamt gebräuchliche offizielle Bezeichnung »Informations- und Kommunikationskriminalität«, wofür die Abkürzung »IuK-Kriminalität« steht, würde bereits zehn Meter hinter der nächsten Grenze keiner ihrer europäischen Kollegen mehr verstehen, geschweige denn die Global Players der Cyber Cops. Eine Erkenntnis, die sich inzwischen im Amt durchgesetzt hat. Nur im Bundeslagebild, mit dem das BKA regelmäßig Auskunft gibt über die Entwicklung bei allen möglichen Straftaten, wird Cyber Crime immer noch IuK-Kriminalität genannt, aber das soll sich schon im nächsten Jahr ändern.
    Den Cyber Cops des Bundeskriminalamtes muss keiner erklären, was eine IP-Adresse ist. Diese jedem Computer zugewiesene eindeutige viergliedrige Zahl ist ja in der virtuellen Welt so etwas wie die Postanschrift in der realen. Angemeldet werden muss die ebenfalls, denn sonst wären die Adressaten online nicht erreichbar, es gäbe keine Verbindung von Rechnern zum Internet. Das organisieren diverse Organisationen wie die IANA (Internet
Assigned Numbers Authority), die regionalen bzw. lokalen Vergabestellen von RIR (Regional Internet Registry) und LIR (Local Internet Registry) sowie die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) mit Stammsitz in Kalifornien. Letztere koordiniert auch die Internet-Domain-Namen und damit mehr als eine Milliarde Webadressen, nämlich alle mit der Endung .com, .net, .info. Um die deutschen mit der Top Level Domain .de, rund dreizehn Millionen, kümmert sich das DENIC, das Deutsche Network Information Center.
    Herauszufinden, wer oder was sich hinter einer IP-Adresse im Internet verbirgt, gehört unter anderem zu den Aufgaben der Cyber Cops. Bei stichprobenartigen Überprüfungen durch die jeweiligen Provider hatte sich in der Vergangenheit herausgestellt, dass bei mehr als einem Viertel aller IP-Adressen die Angaben zur Registrierung bei ICANN getürkt waren. Solche Betrüger zu ermitteln klingt nach klassischer Polizeiarbeit, nur eben mit anderen Mitteln. Aber so einfach ist es im Internet eben nicht.
    »Und wie gelingt es Ihnen, die Spur von Skimmern zum Beispiel an Bankautomaten zu verfolgen?« Der Mann, der mir gegenübersitzt, wippt mit dem Stuhl und beglückwünscht mich grinsend zu dieser Frage. Mit der habe ich eindeutig danebengetroffen und genau das erwähnt, was nicht in sein Sachgebiet fällt: das Skimming – obwohl es natürlich diese Variante der Kriminalität ja erst gibt, seit allüberall Datenautobahnen den Geldverkehr regeln, seit das digitale Zeitalter erblühte. »Skimming« gehörte einst ausschließlich zum alltäglichen Wortschatz von Milchbauern oder bestimmter Industriezweige – »to skim« bedeutet das Abschöpfen fetter Milch oder das Entschlacken von Werkstoffen. »Abschöpfen« drückt sehr gut aus, in welchem Wortsinn »Skimming« heute benutzt wird. Doch das Bundeskriminalamt hält sich nicht lange mit einer möglichst genauen wörtlichen Übersetzung auf, sondern definiert vielmehr, was dabei im kriminalistischen Dunkelfeld passiert: »Beim Skimming werden illegal Informationen von Karten erlangt, indem Daten von Magnetstreifen ausgelesen und auf gefälschte Karten kopiert werden.«

    2009 betraf diese kriminelle Methode der Wertabschöpfung in Deutschland mehr als einhundertzwanzigtausend Bankkunden – ein Anstieg von zwanzig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Geschätzter Schaden allein bei

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