BKA - Die Jaeger des Boesen
Leugnen zwecklos ist, ziehen sie sich auf die klassische Verteidigungslinie von Pädophilen zurück – sie seien keine Pädokriminellen, sie hätten doch nur Bilder angeschaut, sie hätten doch keinem Kind geschadet. Dass sie mit jedem Klick, mit jedem Tausch, mit jedem neuen Bild jedoch die unterstützen, die irgendwo auf der Welt einem Kind wehgetan haben und wehtun, dass nur wegen ihrer Neigungen Kinder zu sexuellen Posen oder Handlungen gezwungen werden, dass ihre Sucht den Markt anheizt, weil die Nachfrage das Angebot bestimmt, dass sie indirekt Mittäter sind, ist ihnen kaum zu vermitteln. Es fehlt das Schuldbewusstsein. Da es die Bilder nun mal schon gebe und das, was auf denen gezeigt wird, bereits stattgefunden habe, würden sie doch durch ihre Nachfrage keinen zusätzlichen Schaden anrichten und müssten sich nicht mal schämen.
Ihre Neigung ist in der Tat streng juristisch betrachtet keine Straftat, solange sie die nicht ausleben. Pädophilie ist nicht heilbar, ist eine gestörte sexuelle Präferenz, die sich in der Jugend entwickelt hat und danach unveränderbar bleibt. Wissenschaftler und Mediziner unterscheiden zwischen Pädophilie als einer latent vorhandenen sexuellen Präferenz für Kinder und Pädosexualität als einem strafbaren sexuellen Verhalten mit Kindern. Ein Pädophiler wird erst dann zu einem Pädokriminellen, wenn er seine Neigungen auslebt. Bereits das Betrachten von Bildern oder ihr Austausch mit Gleichgesinnten stehen unter Strafe. Pädophilen Männern, die sich um eine Therapie bemühen, um nicht irgendwann straffällig zu werden – falls sie es noch nicht geworden
sind –, können Psychotherapeuten und Sexualpädagogen allenfalls anbieten, in Behandlungen zu lernen, ihre Sucht zu kontrollieren.
Der Psychoanalytiker Klaus Michael Beier hatte in der Berliner Charité im Sommer 2009 mit vierundzwanzig Probanden, alle nicht vorbestraft, alle auf eigenen Wunsch zu ihm gekommen, eine Therapie begonnen und nach einem Jahr bestätigt, dass es keine Heilung geben kann. Pädophilie ist vergleichbar mit einer chronischen Krankheit, die regelmäßig behandelt wird wie beispielsweise Diabetes, die zu bekämpfen Zuckerkranke gelernt haben, wohl wissend, dass sie mit ihrer Krankheit leben müssen, dass sie nicht heilbar ist. Nach einer Studie, die Beier wissenschaftlich begleitete, leben in Deutschland hochgerechnet zweihundertfünfzigtausend pädophile Männer, die als unheilbar gelten müssen. Weil sie der Anblick eines nackten kindlichen Körpers erregt. Trost angesichts dieser hohen Zahl potenzieller Täter bietet nur das Wissen um die Fragwürdigkeit von Statistiken und Hochrechnungen.
Eine Therapie ist dann erfolgreich, wenn ein Pädophiler gelernt hat, in Zukunft seine Neigungen im Zaum zu halten, und darauf verzichtet, im Internet nach Fotos zu suchen, auf denen Kinder in sexuellen Posen abgebildet sind. Denn das ist strafbar, seine Neigungen an sich sind es nicht. Die meisten sexuellen Übergriffe auf Kinder, sagt der Berliner Sexualpsychologe Christoph Joseph Ahlers, werden von Männern verübt, die als normal gelten. Er schätzt die Prozentzahl pädophil geprägter Täter bei allen sexuellen Delikten auf dreißig, höchstens vierzig Prozent. Und diejenigen, die um ihre Neigung wissen, aber sie im Griff haben, so wie auch trocken gewordene Alkoholiker gelernt haben, ihre Sucht zu kontrollieren, verdienten eher Respekt.
Alle Männer, die sich für die Therapie bei Professor Beier meldeten, hatten Erfahrungen mit Missbrauchsbildern aus dem Netz und sich deren ganz selbstverständlich bedient. Ihnen musste er zunächst einmal beibringen, dass sie damit schon zu Tätern geworden waren, dass die Kinder, die sie sich anschauten, indirekt ihre Opfer sind. Es gibt nun mal keine siebenjährigen Mädchen
oder Jungen, denen es Spaß macht, nackt zu posieren oder sich sexuell benutzen zu lassen.
Von solchen Neigungen sind die kommerziellen Betreiber des Geschäftes in der Regel unbelastet. Es ist deshalb schwer, jene zu erwischen, die gegen monatliche Beiträge zwischen fünfzig und hundert Dollar, überwiesen per Lastschrift oder abgebucht von der Kreditkarte, ihre Ware anbieten. Sie gehören zum Dunkelfeld der Organisierten Kriminalität, ihnen ist egal, ob sie Rauschgift verkaufen, Waffen, gefälschte Arzneimittel oder eben Pornografie mit Kindern. Über Umsätze und Gewinnmargen auf diesem Markt gibt es nur Vermutungen. Interpol schätzt den Umsatz mit Handel und Herstellung von
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