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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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irgendwelchen schmuddeligen Läden unter der Theke verhökert, heute wird alles früher Unvorstellbare ins Netz gestellt. Bilder von Kindern und sogar Säuglingen, die gequält und vergewaltigt werden. Viele der Darstellungen mit Kindern, die nackt zu pornografischen Stellungen gezwungen oder anderweitig schwerstem sexuellen Missbrauch unterworfen wurden, kommen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, vieles wird in Asien produziert. Kunden in Deutschland
stammen aus allen sozialen Schichten, wie die Ermittler wissen. Es sind Pfarrer wie Müllfahrer darunter, Lehrer wie Bauarbeiter, Politiker wie Kellner, Steuerberater wie hohe Militärs.
    Jedes Bild, sagt Kriminaldirektor Christian Hoppe, der das Referat SO 12 leitet, das zur Gruppe Schwere und Organisierte Kriminalität des BKA gehört, beweise aber, dass zwangsläufig »vorher auch eine sexuelle Handlung stattgefunden haben muss, und wenn es uns gelingt, den Täter zu identifizieren, dann ist das die beste Prävention, denn wir haben ihn sozusagen vom Markt genommen und gleichzeitig möglicherweise ein Kind aus einer aktuellen Gefahr befreit«. Er weiß, dass trotz aller psychischen Belastungen, die bei Ermittlungen in Sachen Kinderpornografie entstehen, sein Referat begehrt ist bei Kollegen des BKA, weil dort kriminalistisches Gespür entscheidend ist und nicht immer unbedingt nur die Technik.
    Eines Tages tauchte in einem von SO 12 überwachten pädophilen Chatroom ein Mann auf, dem Akzent nach Österreicher, der das Foto eines kleinen Mädchens postete. Das Kind hatte einen Balken vor dem Gesicht. Der Mann, der es anbot, war sein Vater. Schaut sie euch genau an, mailte er stolz an die Community, und die mailte ihm aufmunternd zurück, er könne das Mädchen, da er es schließlich im eigenen Haus zur Verfügung habe, doch auch beim Sex mit ihm, dem Vater, filmen und dies ihnen, seinen guten Kumpeln, als Datei ins Netz stellen. Im Tausch würden sie sich dann mit eigenem Material revanchieren. Er tat es. Die Beamten in Wiesbaden bekamen täglich mit, was der Vater seinem Kind antat, konnten aber trotz aller Anstrengungen den Mann nicht orten, weil er über anonymisierte IP-Adressen, die nicht zu lokalisieren waren, online ging.
    Irgendwann aber machte er einen für die Ermittler hilfreichen ersten Fehler, weil er im Chat mitteilte, dass er österreichisches Bier mag und dass er in der Nähe von Wien wohne und dass er mal in Bratislava gearbeitet habe. Damit ließ sich sein Dunkelfeld aufhellen, denn endlich gab es Hinweise auf seine Nationalität und sogar auf seine heimische Umgebung. Entscheidend für
den Durchbruch in der Fahndung war jedoch, dass er ein einziges Mal auf einem der zahlreichen geposteten Bilder das Gesicht seiner Tochter ablichtete. Falls Hoppes Leute bei ihren Recherchen auf solche pädosexuellen Trader oder Traveller stoßen – Trader sammeln, versenden oder produzieren Kinderpornografie, Traveller suchen ihre Opfer unter online chattenden Kindern –, übernehmen die Beamten vom Referat ZD 13 aus der Abteilung für kriminalpolizeiliche Dienste. So auch in diesem Fall. Deren Kollegen in Österreich machten sich mit dem Foto des kleinen Mädchens in allen Grundschulen, die im Umkreis von Wien in Frage kamen, auf die Suche. Zeigten überall das Bild, bis sie auf die Lehrerin stießen, die das Kind unterrichtete und natürlich wusste, wo es wohnte.
    Der Rest war polizeiliche Routine. Der Mann wurde verhaftet. Wie sich bei den Verhören herausstellte, war er nicht der Vater, sondern der Stiefvater des kleinen Mädchens. Wenige Monate vor dem ersten im Internet dokumentierten Missbrauch war er mit seiner neuen Lebensgefährtin, die drei Kinder hatte, in eine gemeinsame Wohnung gezogen und hatte bald begonnen, das Kind, zehn oder elf Jahre alt, zu missbrauchen und dabei die Kleine und sich selbst zu filmen. Die Mutter, befragt, ob sie denn nie Verdacht geschöpft und nie etwas gemerkt habe, sagte aus, sie habe sich nur gewundert, wie oft sich ihr Freund mit ihrer Tochter in sein Arbeitszimmer eingeschlossen habe und dass sie auch manche Nächte zusammen in einem Bett verbracht hätten. Ähnliches hatten Ermittler in anderen Fällen, in denen der Missbrauch quasi vor den Augen der Mutter geschah, die sie aber davor verschloss, schon erlebt. Oft suchen Pädophile in einer der Partnerbörsen des Internet oder durch Kontaktanzeigen, in denen sie sich als sensible, kinderliebe einsame Herzen beschreiben, bewusst fixiert auf ihr Ziel, alleinerziehende

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