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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Bosch saß auf der einen Seite, eine Tür direkt hinter ihm. Auf der anderen Seite des Tischs war eine gleich große Fläche mit einer ähnlichen Tür, durch die Coleman hereingebracht würde.
    Bosch befasste sich gerade mit dem zwanzig Jahre zurückliegenden Mord an der Fotojournalistin Anneke Jespersen, die bei den Unruhen von 1992 erschossen worden war. Es war eine irrwitzige Nacht voller Gewalt gewesen, in der er die Fälle im Schnelldurchlauf hatte abwickeln müssen. Deshalb hatte er sich damals nicht einmal eine Stunde mit dem Fall und dem Tatort beschäftigen können, bevor er zum nächsten Mordfall gerufen worden war.
    Nach Beendigung der Unruhen rief die Polizei die Riot Crimes Task Force ins Leben, die sich mit der Aufarbeitung der während der Unruhen begangenen Straftaten befasste, und diese Einheit übernahm auch die Ermittlungen im Fall Jespersen. Der Mord wurde nie aufgeklärt, und nachdem der Fall zehn Jahre lang als offen und aktuell eingestuft gewesen war, wurden die Ermittlungen und das wenige, was es dazu an Beweismaterial gab, in aller Stille in eine Schachtel gepackt und ins Archiv gebracht. Erst als der zwanzigste Jahrestag der Unruhen näherrückte, schickte der im Umgang mit den Medien äußerst geschickte Polizeichef eine Direktive an den Leiter der Abteilung Offen-Ungelöst, sich noch einmal alle ungelösten Mordfälle vorzunehmen, die sich bei den Unruhen von 1992 ereignet hatten. Der Chief wollte gerüstet sein, wenn die Medien für die Berichte zum zwanzigsten Jahrestag bei der Presseabteilung anfragten. 1992 mochte die Polizei auf dem falschen Fuß erwischt worden sein, 2012 würde ihr das nicht noch einmal passieren. Der Polizeichef wollte in der Lage sein, vor die Presse treten und sagen zu können, dass alle ungelösten Morde von damals noch Gegenstand aktiver Ermittlungen waren.
    Bosch hatte ausdrücklich um den Fall Anneke Jespersen gebeten und befasste sich nun nach zwanzig Jahren erneut damit. Nicht ohne Vorbehalte. Er wusste, dass die meisten Fälle in den ersten achtundvierzig Stunden gelöst wurden und die Chancen auf ihre Aufklärung danach drastisch sanken. Im Jespersen-Fall war selbst während dieser ersten achtundvierzig Stunden kaum etwas unternommen worden. Er war infolge der chaotischen Zustände vernachlässigt worden, und Bosch hatte deswegen immer ein schlechtes Gewissen gehabt, fast so, als ob er Anneke Jespersen im Stich gelassen hätte.
    Kein Mordermittler legt einen Fall gern ungelöst zu den Akten, aber angesichts der damaligen Verhältnisse hatte Bosch keine andere Wahl gehabt. Der Fall war ihm entzogen worden. Er hätte also die Schuld ohne weiteres auf die Ermittler schieben können, die den Fall übernommen hatten; trotzdem fühlte er sich mitverantwortlich. Das Ermittlungsverfahren hatte mit ihm am Tatort begonnen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ungeachtet der kurzen Zeit, die er sich dort aufgehalten hatte, irgendetwas übersehen haben musste.
    Jetzt bekam er zwanzig Jahre später eine zweite Chance. Eine kleine Chance allerdings. Er glaubte, dass jeder Fall seine Black Box hatte. Das konnten ein Beweisstück, eine Person oder eine Kombination von Fakten sein, die zu einem besseren Verständnis des Tathergangs führten und erklären halfen, was warum passiert war. Aber bei Anneke Jespersen gab es keine Black Box. Nur zwei modrige Pappschachteln aus dem Archiv, die Bosch wenig Hilfe oder Hoffnung versprachen. In den Schachteln befanden sich die Kleidung und die kugelsichere Weste des Opfers, ihr Pass und andere persönliche Gegenstände sowie ein Rucksack und die Fotoausrüstung, die nach den Unruhen in ihrem Hotelzimmer gefunden worden waren. Des Weiteren enthielten sie die Neun-Millimeter-Patronenhülse vom Tatort und die dünne Ermittlungsakte, die von der Riot Crimes Task Force zusammengestellt worden war. Das sogenannte Mordbuch.
    Dieses Mordbuch war in erster Linie ein Dokument für die Untätigkeit der RCTF im Fall Jespersen. Die Task Force war für die Dauer eines Jahres eingerichtet worden und hatte in Hunderten von Straftaten, darunter Dutzenden Morden, ermitteln müssen. Sie war fast genauso sehr überfordert gewesen, wie es die Ermittler während der Unruhen gewesen waren.
    Die RCTF hatte in South L.A. Plakatwände angebracht, auf denen eine Nummer für telefonische Hinweise angegeben war und Belohnungen für Informationen ausgesetzt wurden, die bei Straftaten in Zusammenhang mit den Unruhen zu einer Festnahme und

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