Black Box: Thriller (German Edition)
Wurde in einer Höhle auf Iwo Jima einem toten Japse abgenommen – nachdem er es vorher benutzt hat.«
»Was ist ein Tanto, eine Schusswaffe?«
»Nein, ein Kampfmesser.«
Bosch vollführte eine Pantomime, als zöge er sich von links nach rechts ein Messer durch die Bauchdecke. Lori Lynn gab einen Laut des Ekels von sich und verdrückte sich ans andere Ende der Bar.
»Hat mich zwei Riesen gekostet«, fuhr Bosch fort. »Wenn es der Typ nicht benutzt hätte, wäre es allerdings deutlich billiger gewesen. Haben Sie was Interessantes aus dem Irak mitgebracht?«
»Im Irak selbst war ich, ehrlich gestanden, nie. Ich war in Saudi-Arabien stationiert und bin ein paar Touren nach Kuwait gefahren. Ich war bei einer Logistiktruppe.«
Er trank sein Glas leer, während Bosch nickte.
»Dann haben Sie wohl gar keine richtige Action mitgekriegt, hm?«
Banks klopfte mit dem leeren Glas auf den Tresen.
»Lori, arbeitest du heute Abend eigentlich oder was?«
Dann sah er Bosch direkt an.
»Von wegen keine Action, Mann. Wir haben jede Menge davon mitgekriegt. Fast wäre unsere ganze Einheit von einer SCUD geschrottet worden. Und ausgeteilt haben wir auch ganz ordentlich. Und wie gesagt, ich war bei der Logistik. Wir hatten zu allem Zugang und wussten, wie man das Zeug zurück nach Hause schafft.«
Bosch wandte sich Banks zu, als hätte das sein Interesse geweckt. Aber er wartete, bis Lori Lynn Banks’ Glas nachgefüllt und sich wieder entfernt hatte. Dann sagte Bosch in ruhigem, verschwörerischem Ton:
»Was mich vor allem reizt, ist irgendwas von der Republikanischen Garde. Kennen Sie jemand, der so was hat? Deshalb schaue ich auch immer im VFW vorbei, wenn ich in eine neue Stadt komme. Dort findet man so was am ehesten. Das Tanto habe ich von einem alten Typen, den ich in der Post Bar drüben in Tempe kennengelernt habe. Dürfte jetzt aber auch schon zwanzig Jahre her sein.«
Banks nickte, während er Boschs Ausführungen in seinem dichter werdenden Alkoholnebel zu folgen versuchte.
»Na ja … ich kenne da schon Leute. Sie haben jede Menge Zeug. Waffen, Uniformen, alles Mögliche. Aber dafür müssen Sie mir was abdrücken, und am besten fangen Sie damit schon mal an, indem Sie diesen blöden Gator kaufen, den Sie sich heute den ganzen Tag angesehen haben.«
Bosch nickte.
»Jetzt kommen wir uns schon näher. Darüber ließe sich reden. Ich komme morgen noch mal in der Firma vorbei. Einverstanden?«
»So gefallen Sie mir gleich viel besser, Mann.«
30
B osch schaffte es, aus dem VFW zu kommen, ohne Banks einen Drink auszugeben, und offensichtlich auch, ohne dass Banks merkte, dass Bosch sein Bier nicht einmal zur Hälfte leer getrunken hatte. Zurück in seinem Wagen, fuhr Bosch ans Ende des Parkplatzes, wo eine Bootsrampe zum Fluss hinunterführte. Er parkte neben einer Reihe von Pick-ups mit leeren Bootsanhängern und wartete dort, bis Banks zwanzig Minuten später endlich aus der Bar kam und in sein Auto stieg.
Bosch hatte ihn in der Bar drei Drinks wegschlucken sehen. Er nahm an, dass er sich schon einen genehmigt hatte, bevor er dort aufgekreuzt war, und mindestens noch einmal einen, nachdem er gegangen war. Seine größte Sorge war, Banks könnte zu eindeutige Zeichen mangelnder Fahrtüchtigkeit zeigen, so dass er ihn zu früh anhalten musste, damit er sich oder anderen keinen Schaden zufügte.
Doch Banks war ein versierter betrunkener Fahrer. Er startete den Wagen und fuhr auf der Hatch nach Osten, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Ohne seine Hecklichter aus dem Auge zu lassen, folgte ihm Bosch in einigem Abstand. Er bemerkte keine Schlenker, keine Geschwindigkeitsüberschreitungen, keine willkürlichen Bremsmanöver. Banks schien alles im Griff zu haben.
Dennoch waren es stressige zehn Minuten, während derer Bosch dem silbernen Toyota zur Auffahrt auf den CA - 99 folgte. Sobald sie auf dem Freeway waren, verringerte Bosch den Abstand. Fünf Minuten später passierten sie die Hammett-Road-Ausfahrt und kamen zu einem Schild, das die Reisenden im San Joaquin County begrüßte. Bosch stellte die Blitzleuchte aufs Armaturenbrett und schaltete sie ein. Er verringerte den Abstand zwischen den beiden Autos noch mehr und machte das Fernlicht an, so dass das Innere von Banks’ Auto hell beleuchtet wurde. Bosch hatte zwar keine Sirene, aber Banks konnte die Lightshow hinter ihm unmöglich übersehen. Ein paar Sekunden später begann Banks rechts zu blinken.
Bosch setzte darauf, dass Banks nicht
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