Black Box: Thriller (German Edition)
gewesen waren. Wer gerade auf den Parkplatz gefahren war, hatte offensichtlich gewendet und war wieder weggefahren. Bosch drehte sich um, um nach Banks zu sehen, dann zog er sein Sakko aus und warf es aufs Bett, so dass die in einem Hüftholster steckende Pistole zum Vorschein kam. Er setzte sich wieder Banks gegenüber.
»So, wo waren wir stehengeblieben? Richtig, dass es ganz allein Ihre Entscheidung ist. Sie müssen heute Abend eine Entscheidung treffen, Reggie. Die unmittelbar anstehende ist, ob Sie mit mir reden oder nicht. Diese Entscheidung hat allerdings enorme Konsequenzen für Sie. Es geht dabei tatsächlich um die Frage, ob Sie den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen wollen oder ob Sie Ihre Situation verbessern wollen und mit mir kooperieren.«
Banks schüttelte den Kopf, aber nicht, um Boschs Frage zu verneinen. Eher war es ein Kopfschütteln, das zum Ausdruck bringen sollte, dass er nicht verstehen konnte, wie ihm gerade geschah.
»Ich werde Ihnen jetzt den Knebel abnehmen, aber wenn Sie noch mal versuchen, zu schreien, dann … tja, dann wird das Konsequenzen haben. Aber bevor ich das tue, möchte ich, dass Sie sich voll und ganz auf das konzentrieren, was ich Ihnen in den nächsten Minuten erzählen werde. Mir liegt nämlich viel daran, dass Sie sich des Ernsts der Lage bewusst sind. Haben Sie das verstanden?«
Banks nickte artig und versuchte trotz des Knebels, sein Einverständnis zu artikulieren. Aber es kam nur als undefinierbarer Laut heraus.
»Gut«, fuhr Bosch fort. »Sie sind an einer Verschwörung beteiligt, die jetzt schon mehr als zwanzig Jahre Bestand hat. Ihren Anfang genommen hat diese Verschwörung an Bord des Kreuzfahrtschiffs
Saudi Princess,
und sie dauert bis zu diesem Moment an.«
Bosch konnte sehen, wie wachsendes Entsetzen in Banks’ immer größer werdende Augen schlich, als er das Gesagte verarbeitete.
»Sie wandern entweder sehr lange ins Gefängnis, oder Sie kooperieren und helfen uns, diese Verschwörung aufzudecken. Falls Sie mit uns kooperieren, haben Sie Aussicht auf eine gewisse Milde, auf eine Chance, nicht den Rest Ihres Lebens im Gefängnis verbringen zu müssen. Kann ich Ihnen den Knebel jetzt abnehmen?«
Banks nickte mit Nachdruck. Bosch fasste über den Tisch und zog das Handtuch grob von seinem Kopf.
»So«, sagte er.
Bosch und Banks sahen sich lange an. Als Banks schließlich zu sprechen begann, war blanke Verzweiflung in seiner Stimme.
»Was wollen Sie eigentlich, Mister, ich habe keine Ahnung, was Sie eigentlich meinen mit Ihrer Verschwörung und dieser ganzen Scheiße. Ich verkaufe Traktoren. Das wissen Sie. Sie haben mich in der Firma gesehen, Mann. Das ist, was ich mache. Wenn Sie irgendwelche Fragen zu einem John Deere …«
Bosch schlug mit der Handfläche auf den Tisch.
»Das reicht!«
Banks sagte nichts mehr, und Bosch stand auf. Er ging zu seinem Rucksack, nahm die Akte heraus und kam damit an den Tisch zurück. Er hatte ihren Inhalt am Morgen so geordnet, dass er die Fotos und Dokumente darin in einer ganz bestimmten Reihenfolge präsentieren konnte. Bosch schlug die Akte auf, und da war eins der Fotos von Anneke Jespersen auf dem Boden der Durchfahrt. Er schob es über den Tisch, so dass es direkt vor Banks zu liegen kam.
»Das ist die Frau, die Sie und Ihre vier Freunde umgebracht haben, und dann haben Sie es vertuscht.«
»Sie spinnen ja. Das ist kompletter …«
Bosch schob das nächste Foto über den Tisch – eine Aufnahme der Tatwaffe.
»Und das ist die irakische Militärpistole, mit der sie erschossen wurde. Eine der Waffen, von denen Sie mir erzählt haben, dass Sie sie vom Golf nach Hause geschmuggelt haben.«
Banks zuckte mit den Achseln.
»Na und? Was können sie mir deswegen schon groß anhaben? Meinen VFW -Ausweis einziehen? Sollen sie doch. Nehmen Sie endlich diese dämlichen Fotos weg.«
Bosch schob ihm das nächste hin. Banks, Dowler, Cosgrove und Henderson auf dem Pooldeck der
Saudi Princess.
»Und hier sind Sie vier auf der
Princess,
an dem Abend, bevor Sie sich alle einen angesoffen und Anneke Jespersen vergewaltigt haben.«
Banks schüttelte den Kopf, aber Bosch war nicht entgangen, dass das letzte Foto ins Schwarze getroffen hatte. Banks hatte die Hosen voll, denn sogar ihm war bewusst, dass er das schwächste Glied in der Kette war. Seinen Platz hätte auch Dowler einnehmen können, aber Dowler war nicht mit Handschellen an einen Stuhl gekettet. Er schon.
Banks’ schlimmste Ängste und
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