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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sechs Uhr abends machten Banks und der Rest der Belegschaft Feierabend und verließen das Gebäude. Da Bosch wusste, dass Banks nördlich von Modesto in Manteca wohnte, startete er den Wagen, fuhr an der John-Deere-Vertretung vorbei und wendete, um ihm nach Hause folgen zu können.
    Banks tauchte in einem silbernen Toyota auf und fuhr wie erwartet nach Norden. Doch dann bog er zu Boschs Überraschung vom CA - 99 nach links in die Hatch Road. Zuerst dachte Bosch, Banks nähme eine Abkürzung, aber dass dem nicht so war, wurde bald klar. Er wäre längst zu Hause angekommen, hätte er einfach den Freeway genommen.
    Bosch folgte ihm in ein Viertel, das halb Gewerbegebiet, halb Wohngegend war. Eine Seite war eng mit Unter- und Mittelschichtshäusern bebaut, auf der anderen reihten sich Schrottplätze und Autoverwertungsfirmen nahtlos aneinander.
    Um nicht entdeckt zu werden, musste sich Bosch zurückfallen lassen, weshalb er Banks aus den Augen verlor, als die Hatch Road den Windungen des nahen Tuolumne River zu folgen begann.
    Er beschleunigte wieder und bog um eine Kurve, aber der Toyota war verschwunden. Bosch fuhr schneller weiter und merkte zu spät, dass er an einem VFW -Zentrum für Kriegsveteranen vorbeigefahren war. Aus einer spontanen Eingebung heraus bremste er und wendete. Er fuhr zurück und auf den Parkplatz des VFW -Zentrums, wo er sofort den silbernen Toyota sah, der wie versteckt hinter dem Gebäude stand. Er vermutete, dass sich Banks auf dem Heimweg einen Drink genehmigte und nicht wollte, dass es jemand mitbekam.
    Die Bar war schwach beleuchtet, und Boschs Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er blieb am Eingang stehen und hielt nach Banks Ausschau. Das erübrigte sich aber.
    »Wen haben wir denn da?«
    Bosch drehte sich nach links, und da saß Banks auf einem Barhocker, allein und ohne Sakko, und auch die Krawatte hatte er inzwischen abgenommen. Eine junge Barfrau stellte ihm weit vorgebeugt einen Drink hin. Bosch spielte den Überraschten.
    »Oh, hallo, was machen Sie denn … ich wollte nur noch schnell was trinken, bevor ich nach Hause fahre.«
    Banks winkte ihn zu dem Hocker neben seinem.
    »Willkommen im Club.«
    Bosch ging zu ihm und holte seine Geldbörse heraus.
    »Ich bin bereits im Club.«
    Er zog seinen Veteranenausweis heraus und warf ihn auf den Tresen. Bevor ihn die Barfrau ansehen konnte, schnappte ihn sich Banks von der zerschrammten Theke und studierte ihn.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie heißen Harry?«
    »Ja. Alle nennen mich Harry.«
    »Hi-er … was ist denn das für ein komischer Name?«
    »Hieronymus. So hieß ein Maler, der schon lange tot ist.«
    »Kein Wunder, dass Sie sich für Harry entschieden haben.«
    Banks reichte den Ausweis der Barfrau.
    »Ich kann für diesen Typen bürgen, Lori. Er ist in Ordnung.«
    Lori interessierte sich nicht sonderlich für den Ausweis und gab ihn Bosch zurück.
    »Harry, darf ich vorstellen, die Drei L«, fuhr Banks fort. »Lori Lynn Lukas, die beste Barkeeperin weit und breit.«
    Bosch nickte zum Gruß und rutschte auf den Hocker neben Banks. Er hatte den Eindruck, überzeugend gewirkt zu haben. Banks schien wegen der zufälligen Begegnung keinen Verdacht zu schöpfen. Und wenn er weiter trank, würde er auch den letzten Rest Misstrauen ablegen.
    »Lori, setz ihn auf meine Rechnung«, erklärte Banks.
    Bosch bedankte sich und bestellte ein Bier. Bald stand eine eiskalte Flasche vor ihm, und Banks prostete ihm mit seinem Glas zu.
    »Auf uns Krieger.«
    Banks stieß mit Bosch an und trank mit einem Zug ein Drittel seines Drinks, der nach einem Scotch on the rocks aussah. Beim Anstoßen hatte Bosch gesehen, dass Banks eine große Militäruhr mit mehreren Zifferblättern und einer Lünette trug. Unwillkürlich fragte er sich, wie das mit dem Verkauf von Traktoren zusammenpasste.
    Banks musterte Bosch mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ich rate einfach mal. Vietnam?«
    Bosch nickte.
    »Und Sie?«
    »Desert Storm. Zweiter Golfkrieg.«
    Sie stießen, Glas gegen Flasche, erneut an.
    »Desert Storm«, bemerkte Bosch anerkennend. »Das ist einer, den ich nicht habe.«
    Banks kniff die Augen zusammen.
    »Inwiefern einer, den Sie nicht haben?«
    Bosch zuckte mit den Achseln.
    »Ich habe da so einen Sammeltick. Aus jedem Krieg etwas, verstehen Sie? Hauptsächlich feindliche Waffen. Meine Frau hält mich für verrückt.«
    Banks sagte nichts, deshalb ritt Bosch weiter auf dieser Masche.
    »Mein Prunkstück ist ein Tanto.

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