Black Box: Thriller (German Edition)
auf dem Seitenstreifen des Freeway anhalten würde, und behielt recht. Die nächste Ausfahrt kam in knapp einem Kilometer. Banks ging vom Gas, fuhr vom Freeway ab und hielt auf der gekiesten Fläche vor einem geschlossenen Obststand. Er machte den Motor aus. Es war dunkel und verlassen. Für Bosch ideale Bedingungen.
Im Gegensatz zu vielen protestierenden Betrunkenen stieg Banks nicht aus. Auch das Fenster öffnete er nicht. Als Bosch auf seinen Wagen zuging, hatte er die große Maglite so auf seiner Schulter liegen, dass sie Banks blendete, falls er in sein Gesicht zu schauen versuchte. Er klopfte mit den Knöcheln gegen das Seitenfenster, und Banks ließ es widerstrebend nach unten.
»Es besteht kein Grund, mich anzuhalten«, maulte er, bevor Bosch etwas sagen konnte.
»Sir, Sie fahren schon die ganze Zeit, seit ich hinter Ihnen bin, in Schlangenlinien. Haben Sie etwas getrunken?«
»Unsinn!«
»Steigen Sie bitte aus, Sir.«
»Hier.« Banks reichte seinen Führerschein aus dem Fenster. Bosch nahm ihn und hielt ihn ins Licht, als sähe er ihn an. Aber er ließ Banks keine Sekunde aus den Augen.
»Melden Sie es ruhig«, sagte Banks mit einem herausfordernden Unterton. »Nur zu, melden Sie es Sheriff Drummond, dann wird er Ihnen nämlich sagen, dass Sie sich schön brav wieder in Ihre blöde Zivilstreife setzen und gefälligst verpissen sollen.«
»Ich muss Sheriff Drummond nicht anrufen«, sagte Bosch.
»Sollten Sie aber lieber, weil nämlich hier Ihr Job auf dem Spiel steht. Hören Sie also auf meinen Rat und rufen Sie ihn an.«
»Nein, Sie haben es leider immer noch nicht verstanden, Mr. Banks. Sheriff Drummond brauche ich aus dem Grund nicht anzurufen, weil wir nicht mehr in Stanislaus County sind. Das hier ist San Joaquin County, und unser Sheriff heißt Bruce Ely. Ich könnte natürlich ihn anrufen, aber wegen einer Lappalie wie einem mutmaßlich betrunkenen Verkehrsteilnehmer möchte ich ihn eigentlich lieber nicht behelligen.«
Bosch sah, wie Banks den Kopf sinken ließ, als ihm bewusst wurde, dass er die Countygrenze überquert und sich in ungeschütztes Terrain begeben hatte.
»Steigen Sie aus Ihrem Wagen«, sagte Bosch. »Ich fordere Sie kein zweites Mal auf.«
Banks’ rechte Hand zuckte zum Zündschloss, und er versuchte, den Wagen zu starten. Aber darauf war Bosch gefasst. Er ließ die Maglite fallen, langte rasch durch das Wagenfenster und riss Banks’ Hand vom Zündschloss, bevor er den Motor starten konnte. Dann hielt er ihn mit einer Hand am Handgelenk fest und öffnete mit der anderen die Tür. Er zog ihn aus dem Auto, drehte ihn herum und drückte seinen Oberkörper gegen die Seite des Wagens.
»Sie sind verhaftet, Mr. Banks. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und des Verdachts auf Fahren unter Alkoholeinfluss.«
Banks wehrte sich, als ihm Bosch die Arme auf den Rücken zog, um ihm Handschellen anzulegen. Es gelang ihm, sich umzudrehen und hinter sich zu schauen. Die Fahrertür war offen, und die Innenbeleuchtung war an. Das Licht genügte ihm, um Bosch zu erkennen.
»Sie?«
»Ja, ich.«
Bosch schaffte es, Banks’ Handgelenke aneinanderzuketten.
»Was soll der Scheiß?«
»Der Scheiß soll, dass Sie verhaftet sind. Und jetzt gehen Sie zur Hintertür meines Wagens, und wenn Sie sich noch mal wehren, werden Sie stolpern und voll aufs Gesicht fallen, ist das klar? Sie werden Kies fressen, Banks. Wollen Sie das?«
»Nein, ich will nur einen Anwalt.«
»Einen Anwalt bekommen Sie, sobald ich Sie eingeliefert habe. Los.«
Bosch riss den Mann vom Toyota weg und führte ihn zu seinem Crown Vic. Die Blitzleuchte war immer noch an. Er schob Banks zur hinteren Tür, setzte ihn auf den Rücksitz und legte ihm den Sicherheitsgurt an.
»Wenn Sie sich während der Fahrt von der Stelle bewegen, kriegen Sie meine Taschenlampe zwischen die Zähne. Dann werden Sie außer Ihrem Anwalt auch noch einen Zahnarzt brauchen. Ist das klar?«
»Ja. Ich leiste keinen Widerstand. Liefern Sie mich einfach ein und besorgen Sie mir einen Anwalt.«
Bosch warf die Tür zu. Dann ging er zu Banks’ Toyota, zog den Zündschlüssel ab und schloss das Auto ab. Zum Schluss holte er das » TANK LEER «-Schild, das er in der Nacht zuvor benutzt hatte, aus seinem Auto und klemmte es unter den Scheibenwischer von Banks’ Wagen.
Als er zu seinem Auto zurückging, sah Bosch die Silhouette eines Pkws, die sich gegen die Lichter des Freeway abzeichnete. Der Wagen war nicht beleuchtet und stand auf dem
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