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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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irgendeine generell übergeordnete Person, von der ich allerdings nur sehr allgemeine Auskünfte erhalten habe. Ich erinnere mich, dass es damals oben in Devonshire einen Streifenpolizisten gab, der die Sprache – Dänisch – konnte. Deshalb haben wir ein paar Anrufe ihn machen lassen.«
    Das war Bosch neu. Im Mordbuch stand nichts von Telefonaten mit jemand anderem als Arne Haagan, dem Chefredakteur. »Mit wem hat er gesprochen, wissen Sie das noch?«
    »Nur mit ein paar anderen Leuten von der Zeitung, glaube ich, vielleicht auch mit Familienangehörigen.«
    »Mit ihrem Bruder?«
    »Durchaus möglich, aber daran erinnere ich mich nicht mehr, Harry. Das ist zwanzig Jahre her und auch sonst sehr weit weg für mich.«
    »Klar, kann ich gut verstehen. Wissen Sie noch, wer der Kollege aus der Devonshire Division war, der für Sie in Dänemark angerufen hat?«
    »Steht das nicht im Buch?«
    »Nein, dort steht absolut nichts über irgendwelche Telefonate auf Dänisch. War es einfach jemand von der Streife in Devonshire?«
    »Ja, irgendein Typ, der dort geboren wurde und hier aufgewachsen ist und die Sprache konnte. An seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr. Die Personalabteilung hat ihn für uns aufgetrieben. Aber wenn im Buch nichts darüber steht, ist auch nichts dabei herausgekommen, Harry. Sonst hätte ich es vermerkt.«
    Bosch nickte. Er wusste, Harrod hatte recht. Aber es störte ihn immer, wenn er von einer Ermittlungsmaßnahme erfuhr, die nicht in den offiziellen Unterlagen stand.
    »Okay, Gary, dann will ich Sie mal nicht mehr länger aufhalten. Das ist alles, was ich mit Ihnen klären wollte.«
    »Wirklich? Sonst nichts? Seit Ihrem ersten Anruf geht mir der Fall ständig durch den Kopf. Der und ein anderer, sie lassen mir keine Ruhe.«
    »Welcher war der andere? Vielleicht kann ich ja mal einen Blick reinwerfen, wenn sich noch niemand damit befasst hat.«
    Harrod machte wieder eine Pause, als er in Gedanken von einem Fall zum anderen sprang. »An den Namen erinnere ich mich nicht mehr«, sagte er schließlich. »Es war ein Mann oben in Pacoima. Er war aus Utah und wohnte in einem billigen Motel dort oben. Er gehörte zu einem Bautrupp, der überall im Westen Einkaufszentren hochzog. Er war Fliesenleger, daran erinnere ich mich noch.«
    »Was war mit ihm?«
    »Das haben wir nie rausgefunden. Er wurde etwa einen Block von seinem Motel entfernt gefunden, mit einem Kopfschuss, lag einfach mitten auf der Straße. Ich erinnere mich, dass in seinem Zimmer der Fernseher noch lief. Er muss es im Fernsehen verfolgt haben. Sie wissen schon, die Unruhen, wie es in der Stadt drunter und drüber ging. Und keine Ahnung warum, aber er ist nach draußen gegangen, um es sich selbst anzusehen. Und das ist, was mich daran immer gestört hat.«
    »Dass er nach draußen gegangen ist?«
    »Ja, dass er nach draußen gegangen ist. Warum? Die Stadt brannte. Es galten keine Regeln mehr, überall herrschte Chaos, und er verließ den Schutz seines Zimmers, um sich diesen Wahnsinn anzusehen. Soweit wir das feststellen konnten, ist er aus einem vorbeifahrenden Auto erschossen worden. Keine Zeugen, kein Motiv, keine Beweise. Da war nichts zu holen, und das war mir auch von Anfang an klar, als ich den Fall bekommen habe. Ich erinnere mich noch, wie ich seine Eltern angerufen habe. Sie waren aus Salt Lake City. Sie konnten nicht verstehen, wie ihrem Jungen so etwas zustoßen konnte. Für sie war L.A. wie ein anderer Stern, auf den es ihn verschlagen hatte. Es überstieg ihr Vorstellungsvermögen.«
    »Tja«, sagte Bosch.
    Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    »Wie auch immer«, sagte Harrod und schüttelte die Erinnerung ab. »Ich mache dann lieber mal Schluss, Harry. Meine Frau kocht heute Abend Spaghetti.«
    »Dann lassen Sie es sich schmecken, Gary. Und danke für Ihre Hilfe.«
    »Welche Hilfe?«
    »Sie haben mir sehr wohl geholfen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Ihnen noch irgendwas einfällt.«
    »Auf jeden Fall.«
    Bosch legte auf und überlegte, ob er jemanden kannte, der vor zwanzig Jahren in Devonshire gearbeitet hatte. Das war damals der ruhigste Polizeibezirk gewesen, obwohl er flächenmäßig die größte Ausdehnung gehabt und die gesamte Nordwestecke der Stadt im San Fernando Valley eingenommen hatte. Weil das Stationsgebäude neu und die Arbeitslast niedrig war, wurde er auch Club Dev genannt.
    Bosch fiel ein, dass Larry Gandle, ein ehemaliger Lieutenant der Abteilung Offen-Ungelöst, in den neunziger Jahren in Devonshire gewesen

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