Black Box: Thriller (German Edition)
kriegen wollte, verstehen Sie?«
»Und ist Ihnen das gelungen?«
»Nicht wirklich. Ich wurde verhaftet und kam nach Sylmar, in den Jugendknast. Fast zwei Jahre. Und danach habe ich irgendwie den Anschluss verpasst.«
In Sylmar, einer der nördlichen Vorstädte im San Fernando Valley, lag eine der größten Jugendhaftanstalten Kaliforniens. Um die Verbindung zu den Gangs zu kappen, schickten Jugendrichter minderjährige Straftäter häufig in Haftanstalten, die weit von ihrem heimischen Viertel entfernt waren.
»Haben Sie diese Pistole später noch mal gesehen?«, fragte Gant.
»Nein, nie«, antwortete Washburn.
»Und Tru Story?«, fragte Bosch. »Haben Sie den noch mal gesehen?«
»Ich habe ihn auf der Straße gesehen, aber wir hatten nichts mehr miteinander zu schaffen. Wir haben nie miteinander geredet.«
Bosch wartete eine Weile, ob 2 -Small noch mehr sagen würde. Aber das tat er nicht.
»Okay, dann warten Sie mal kurz, 2 -Small«, sagte er.
Er tippte Gant auf die Schulter und stand auf. Die Detectives verließen das Vernehmungszimmer, schlossen die Tür und blieben auf dem Gang stehen. Gant zuckte mit den Achseln und begann als Erster zu sprechen.
»Klingt irgendwie stimmig.«
Bosch nickte widerstrebend. Washburns Geschichte hörte sich glaubhaft an. Aber die Glaubhaftigkeit seiner Aussage spielte keine Rolle. Er hatte zugegeben, eine Pistole in seinem Garten gefunden zu haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es die Waffe, nach der Bosch suchte, aber dafür gab es ebenso wenig Beweise, wie es Beweise dafür gab, dass 2 -Smalls Verwicklung in den Mord an Anneke Jespersen über das hinausging, was er zugegeben hatte.
»Was willst du jetzt mit ihm machen?«, fragte Gant.
»Ich bin mit ihm fertig. Liefere ihn wegen des Haftbefehls und des Grases ein, aber mach ihm auch klar, dass uns weder Latitia noch sonst jemand irgendwas erzählt hat.«
»Alles klar. Schade, dass nichts dabei herausgekommen ist, Harry.«
»Tja, ich dachte …«
»Ja, was?«
»Trumont Story. Was ist, wenn er nicht mit seiner eigenen Pistole umgelegt wurde?«
Gant legte die Hand um seinen Ellbogen und rieb sich mit der anderen das Kinn.
»Das ist fast drei Jahre her.«
»Ja, ich weiß. Es ist ziemlich weit hergeholt. Aber davor haben wir die fünf Jahre, die Story oben in Pelican Bay eingesessen hat und die Pistole von niemandem benutzt wurde. Sie war die ganze Zeit irgendwo versteckt.«
Gant nickte.
»Er hat in der 73 th gewohnt. Vor etwa einem Jahr war ich wegen eines Projekts, das der Verbesserung der Beziehungen zur Community dienen sollte, in dieser Gegend unterwegs. Ich habe bei ihm geklingelt, und die Mutter seines Kinds hat noch in dem Haus gewohnt.«
Bosch nickte.
»Das Team, das seinen Mord bearbeitet hat … weißt du, ob sie das Haus durchsucht haben?«
Gant schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung, Harry, aber ich nehme mal an, wenn überhaupt, dann wahrscheinlich nicht sehr gründlich. Jedenfalls nicht mit einem Durchsuchungsbeschluss, vermute ich. Ich kann ja mal nachsehen.«
Bosch nickte und ging in Richtung Bereitschaftsraum.
»Gib mir Bescheid«, sagte er. »Wenn sie das Haus nicht durchsucht haben, hole ich das vielleicht nach.«
»Einen Versuch wäre es jedenfalls wert«, sagte Gant. »Mach dich aber schon mal auf was gefasst. Die Mutter von Storys Baby ist eine Nummer für sich. Wahrscheinlich wäre sie der Boss im Viertel, wenn sie ein Typ wäre. Echt hart drauf die Frau.«
Das ließ sich Bosch kurz durch den Kopf gehen.
»Vielleicht können wir uns das sogar zunutze machen. Ich weiß nämlich nicht, ob wir genügend vorzuweisen haben, um was Schriftliches zu bekommen.«
Damit meinte er den berechtigten Grund, der notwendig war, um drei Jahre nach Trumont Storys Tod einen Durchsuchungsbeschluss für sein ehemaliges Haus zu bekommen. Deshalb war es besser, sich Zugang dazu zu verschaffen, ohne bei einem Richter vorstellig werden zu müssen. Am besten, man wurde ins Haus eingeladen. Und wenn man es richtig anpackte, erhielt man eine solche Einladung manchmal von jemandem, von dem man es am allerwenigsten erwartete.
»Ich werde mir was einfallen lassen, Harry«, schlug Gant vor.
»Gut. Sag mir einfach Bescheid.«
10
C hu saß an seinem Computer und arbeitete an einem Word-Dokument, als Bosch in den Bereitschaftsraum zurückkam. »Was ist das?«
»Das Bewährungsschreiben im Fall Clancy.«
Bosch nickte. Er war froh, dass Chu den Brief übernommen hatte. Wenn ein Mörder vor den
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