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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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persönlich kannte und mit dem er nur ein einziges Mal am Telefon gesprochen hatte.
    Er wandte sich vom Bildschirm ab und sah auf die Wanduhr. Es war fast vier Uhr, womit es in Tampa, Florida, fast sieben Uhr war. Bosch schlug das Mordbuch auf und sah die Nummer Gary Harrods nach, die er sich auf der Innenseite des Deckels notiert hatte. Der inzwischen pensionierte Detective hatte 1992 für die Riot Crimes Task Force die Ermittlungen im Jespersen-Fall geleitet. Bosch hatte bereits mit Harrod gesprochen, als er die Ermittlungen wiederaufgenommen hatte. Damals hatte er nicht viele Fragen an ihn gehabt, aber inzwischen waren einige hinzugekommen.
    Bosch wusste nicht, ob die Nummer, die er hatte, zu einem privaten oder geschäftlichen Festnetzanschluss gehörte oder zu einem Handy. Harrod hatte schon nach zwanzig Jahren den Polizeidienst quittiert und war nach Florida gezogen; seine Frau stammte da her, und er leitete jetzt ein florierendes Immobilienunternehmen.
    »Hier Gary.«
    »Äh, hallo, Gary, hier ist Harry Bosch aus L.A. Erinnern Sie sich noch? Wir haben letzten Monat über den Fall Jespersen gesprochen.«
    »Aber sicher, Bosch, natürlich.«
    »Hätten Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit, oder sind Sie gerade beim Abendessen?«
    »Wir essen erst in einer halben Stunde. Bis dahin habe ich also Zeit. Sagen Sie bloß, Sie haben den Schneewittchen-Fall schon gelöst.«
    Bosch hatte Harrod erzählt, dass Anneke Jespersen in der Nacht ihrer Ermordung von seinem Partner den Spitznamen Schneewittchen bekommen hatte. »Leider nein. Ich tappe immer noch im Dunkeln. Aber zumindest habe ich inzwischen ein paar Anhaltspunkte und hätte deswegen ein paar Fragen an Sie.«
    »Dann mal los.«
    »Also, der erste Punkt wäre: die Zeitung, für die Jespersen gearbeitet hat. Waren Sie derjenige, der sich mit den Leuten in Dänemark in Verbindung gesetzt hat?«
    Darauf trat eine lange Pause ein, in der Harrod seine Erinnerungen an den Fall durchforstete. Bosch hatte zwar nie direkt mit Harrod zusammengearbeitet, aber von ihm gehört, als er noch bei der Polizei war. Er hatte als zuverlässiger Ermittler gegolten. Das war der Grund, weshalb Bosch sich dafür entschieden hatte, unter allen Ermittlern, die damals mit dem Fall befasst waren, ihn zu kontaktieren. Er wusste, dass ihm Harrod helfen würde, wenn er konnte, und ihm keine Informationen vorenthalten würde.
    Bosch legte bei kalten Fällen stets großen Wert auf den Austausch mit den ursprünglichen Ermittlern. Dabei musste er zu seinem Erstaunen immer wieder feststellen, dass es vielen von ihnen aus falschem Berufsstolz immer noch schwerfiel, einem anderen Ermittler bei der Aufklärung eines Falls zu helfen, den zu lösen ihnen selbst nicht gelungen war.
    Auf Harrod traf das nicht zu. Er hatte bei ihrem ersten Telefonat ganz offen über seine Schuldgefühle gesprochen, den Fall Jespersen und viele andere der Morde, die während der Unruhen begangen und die ihm zugeteilt worden waren, nicht gelöst zu haben. Harrod berichtete, die Sondereinheit sei angesichts der Menge der Fälle und des gleichzeitigen Mangels an Beweisen und Anhaltspunkten überfordert gewesen. Wie im Fall Jespersen hatten sich die RCTF -Ermittlungen größtenteils auf provisorische oder beinahe nicht existente Tatortermittlungen stützen müssen. Der Mangel an forensischen Beweisen war ein schweres Handicap gewesen.
    »Bei den meisten Fällen wussten wir nicht, wo wir überhaupt anfangen sollten«, hatte Harrod Bosch erzählt. »Wir waren total aufgeschmissen. Deshalb haben wir Plakatwände aufgestellt und Belohnungen ausgesetzt, und was wir aufgrund dessen an Informationen erhalten haben, war im Wesentlichen alles, was wir unseren Ermittlungen zugrunde legen konnten. Viel Brauchbares haben wir auf diesem Weg allerdings nicht erfahren, und alles in allem ist nicht viel dabei herausgekommen. Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, den wir zum Abschluss bringen konnten. Ganz schön frustrierend. Das war einer der Gründe, warum ich schon nach zwanzig Jahren aufgehört habe. Ich musste einfach weg aus L.A.«
    Unwillkürlich dachte Bosch, dass die Stadt und das LAPD einen guten Mann verloren hatten. Seine Hoffnung war, dass Harrod etwas Trost schöpfen konnte, wenn es ihm gelang, den Fall Jespersen zu lösen.
    »Ich kann mich erinnern, mit jemandem in Dänemark telefoniert zu haben«, sagte Harrod. »Das war allerdings nicht ihr direkter Vorgesetzter, denn der konnte kein Englisch. Deshalb war es nur

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