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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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war und möglicherweise wusste, wer der dänisch sprechende Streifenpolizist gewesen war. Bosch rief in Gandles Büro an. Er war inzwischen Captain und Leiter der Robbery Homicide Division. Bosch wurde umgehend zu ihm durchgestellt. Er erklärte ihm, wen er suchte, doch Gandle hatte schlechte Nachrichten für ihn.
    »Ich weiß, wen Sie meinen: Magnus Vestergaard, aber er ist inzwischen bestimmt schon zehn Jahre tot. Motorradunfall.«
    »Schade.«
    »Weswegen hätten Sie ihn gebraucht?«
    »Er wurde in einem Fall, an dem ich gerade arbeite, als Dänischdolmetscher eingesetzt. Ich wollte sehen, ob er sich an irgendetwas erinnert, was nicht im Mordbuch steht.«
    »Tja, Harry, tut mir leid.«
    »Mir auch.«
     
    Bosch wollte das Telefon gerade weglegen, als es noch in seiner Hand läutete. Es war Lieutenant O’Toole.
    »Detective, könnten Sie kurz in mein Büro kommen?«
    »Sicher.«
    Bosch schaltete den Bildschirm aus und stand auf. In O’Tooles Büro gerufen zu werden hieß nichts Gutes. Er spürte, wie ihm im Bereitschaftsraum mehrere Augenpaare folgten, als er auf das Eckbüro zusteuerte. Drinnen war es hell. Die Jalousien der Fenster zum Bereitschaftsraum waren ebenso offen wie die der Außenfenster, die sich auf das Los Angeles Times Building öffneten. Aus Angst, von den Journalisten beobachtet zu werden, hatte O’Tooles Vorgängerin die Fenster immer verdunkelt.
    »Was gibt’s, LT ?«, fragte Bosch.
    »Ich habe da etwas, worum Sie sich kümmern sollen.«
    »Worum ich mich kümmern soll?«
    »Ja, einen Fall. Ein gewisser Pran, ein Analyst der Death Squad, hat gerade angerufen. Er hat einen Zusammenhang zwischen einem offenen Fall von 2006 und einem Fall von ’ 99 hergestellt. Ich möchte, dass Sie das übernehmen. Hört sich gut an. Das ist seine Durchwahl.«
    O’Toole hielt Bosch eine gelbe Haftnotiz mit einer Telefonnummer darauf hin. Death Squad, Todesschwadron, war die inoffizielle Abkürzung für die neue Data-Evaluation-and-Theory-Einheit. Sie war Teil einer neuen Ermittlungsform, die bei kalten Fällen angewendet wurde und sich Data Synthesizing, Datensynthese, nannte.
    Die Death Squad hatte in den drei vorangegangenen Jahren alle archivierten Mordbücher digitalisiert und so eine umfangreiche Datenbank mit leicht zugänglichen und vergleichbaren Informationen über ungelöste Mordfälle geschaffen. Verdächtige, Zeugen, Waffen, Orte, Wortwahl, jedes einzelne der unzähligen Details, die an Tatorten und bei Ermittlungen gesammelt wurden, wurde im telefonzellengroßen IBM -Computer der Einheit pausenlos abgeglichen. Dadurch taten sich bei der Aufklärung kalter Fälle völlig neue Möglichkeiten auf.
    Bosch griff zwar nicht nach der Haftnotiz, aber seine Neugier gewann die Oberhand.
    »Worin besteht der Zusammenhang zwischen den Fällen?«
    »Ein Zeuge. Zufällig hat in beiden Fällen derselbe Zeuge die Täter fliehen sehen. Zwei Auftragsmorde, einer im Valley, einer Downtown, kein erkennbarer Zusammenhang, aber beide Male derselbe Augenzeuge. Für mich hört sich das so an, als müsste dieser Zeuge in einem völlig neuen Licht betrachtet werden. Nehmen Sie die Nummer.«
    Das tat Bosch nicht. »Was soll das, Lieutenant? Endlich sehe ich beim Jespersen-Fall Licht. Und jetzt wollen Sie mir auf einmal das hier aufdrücken?«
    »Erst gestern haben Sie mir erzählt, dass Sie bei Jespersen nicht vorankommen.«
    »Dass ich nicht vorankomme, habe ich nicht gesagt. Nur, dass es kein CBO -Fall ist.«
    Plötzlich wurde Bosch klar, was hinter all dem steckte. Etwas, das Jordy Gant gesagt hatte, verknüpfte sich mit dem, was der Lieutenant beabsichtigte. Außerdem wusste er, dass O’Toole am Tag zuvor im zehnten Stock an der wöchentlichen Besprechung des Führungsstabs teilgenommen hatte. Bosch wendete sich ab und ging zur Tür.
    »Harry, Sie können hier nicht einfach so rausgehen. Wo wollen Sie hin?«
    Ohne sich zu O’Toole umzudrehen, sagte Bosch: »Geben Sie ihn Jackson. Er braucht einen Fall.«
    »Ich gebe ihn aber Ihnen. He!«
    Bosch ging den Mittelgang hinunter und zur Tür hinaus zu den Aufzügen.
    O’Toole folgte ihm nicht, und das war gut. Es gab zwei Dinge, die Bosch total gegen den Strich gingen: Politik und Bürokratie. Und er glaubte, dass es O’Toole um beides ging – wenn auch nicht unbedingt aus eigenem Antrieb.
    Er fuhr mit dem Lift in den zehnten Stock hinauf und marschierte durch die offene Tür des Büros des Polizeichefs. Im Vorzimmer waren vier Schreibtische. An dreien saßen

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