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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Brutalität ausgetragen wurden und Woche für Woche die meisten Todesopfer forderten. Ganz besonders taten sich in dieser Hinsicht die Rolling Sixties und die Seven-Treys hervor. Beide Crips-Gruppen handelten nach dem Motto »Kill on sight« – sprich, sie brachten jedes feindliche Gang-Mitglied um, wenn sie es nur sahen –, und anschließend fand der neueste Tabellenstand prompt in den Graffiti des Viertels seinen Niederschlag. In einer R.I.P.-Liste wurde der Homies gedacht, die in dem nie endenden Bandenkrieg gefallen waren; in einer 187 er-Liste wurden die getöteten Gegner aufgeführt.
    »Sieht ganz so aus, als hätten wir es hier mit Schneewittchen und den Seven-Trey Crips zu tun«, brummte Edgar.
    Bosch schüttelte verärgert den Kopf. Die Stadt war aus den Fugen geraten, und hier, direkt vor ihrer Nase, war das Ergebnis zu sehen: eine Frau, die an die Wand gestellt und hingerichtet worden war. Und sein Partner schien das alles nicht weiter ernst zu nehmen.
    Edgar musste Boschs Körpersprache richtig gedeutet haben.
    »War doch nur ein blöder Spruch, Harry«, sagte er rasch. »Ist doch kein Grund, gleich sauer zu werden. Ein bisschen Galgenhumor kann im Moment sicher nicht schaden.«
    »Okay«, sagte Bosch. »Ich werde nicht sauer, und du hängst dich an den Funk. Gib durch, was wir hier haben, und mach ihnen vor allem klar, dass es eine ausländische Journalistin ist. Sieh zu, dass du ein komplettes Team bekommst. Und wenn nicht, dann wenigstens einen Fotografen und ein paar Lampen. Sag ihnen, wir könnten hier dringend etwas Zeit und Unterstützung brauchen.«
    »Warum? Weil es eine Weiße ist?«
    Bosch ließ sich Zeit, bevor er darauf antwortete. Was Edgar gerade gesagt hatte, war geschmacklos. Er hatte es Bosch heimzahlen wollen, dass er auf die Schneewittchenanspielung so empfindlich reagiert hatte. »Nein, nicht weil es eine Weiße ist«, antwortete Bosch ruhig. »Sondern weil sie kein Plünderer und kein Gang-Mitglied ist, und weil wir uns lieber darauf gefasst machen sollten, dass sich die Medien auf einen Fall stürzen werden, in den eine von ihnen verwickelt ist. Zufrieden jetzt? Reicht dir das als Erklärung?«
    »Klar.«
    »Gut.«
    Edgar ging zum Auto zurück, um ins Funkgerät zu sprechen, und Bosch wandte sich wieder dem Tatort zu. Als Erstes steckte er das Areal ab. Er schickte mehrere Nationalgardisten die Durchfahrt hinunter, um einen Bereich abzusperren, der so groß war, dass auf beiden Seiten der Leiche fünf Meter Platz blieben. Die anderen beiden Seiten dieses Rechtecks bildeten die Wände des Haushaltsgeräteladens auf der einen Seite und des Felgen-Shops auf der anderen.
    Beim Abstecken des Tatorts stellte Bosch fest, dass die Durchfahrt zu einer Reihe von Wohnhäusern führte, die direkt hinter den Geschäften am Crenshaw Boulevard lagen. Die einzelnen Grundstücke waren nicht einheitlich eingezäunt. Einige waren von Betonmauern umgeben, andere von Latten- oder Maschendrahtzäunen.
    In einer perfekten Welt, wusste Bosch, hätte er jedes dieser Grundstücke durchsucht und an jeder dieser Türen geklingelt, aber das käme, wenn überhaupt, später. Im Moment musste er sich auf den unmittelbaren Tatort konzentrieren. Er konnte von Glück reden, wenn er überhaupt dazu kam, sich in der Umgebung umzuhören und umzuschauen.
    Bosch sah, dass sich Robleto und Delwyn mit ihren Flinten an der Mündung der Durchfahrt postiert hatten. Sie standen nebeneinander und unterhielten sich. Wahrscheinlich stänkerten sie über irgendetwas. Als Bosch in Vietnam gewesen war, hatten sie so etwas ein Nimm-zwei-zahl-eins-Angebot an die Scharfschützen genannt.
    Um den Tatort selbst hatten sich acht Nationalgardisten aufgestellt. Bosch bemerkte, dass sich am anderen Ende der Durchfahrt ein kleiner Menschenauflauf bildete und das Geschehen neugierig verfolgte. Er winkte den Nationalgardisten, der sie in die Durchfahrt geführt hatte, zu sich.
    »Wie heißen Sie, Soldat?«
    »Drummond, aber alle nennen mich Drummer.«
    »Okay, Drummer, ich bin Detective Bosch. Wer hat sie gefunden?«
    »Die Leiche? Dowler. Er ist zum Pinkeln hier hinten hin gegangen, und da hat er sie gefunden. Zuerst hat er sie aber gerochen, hat er gesagt. Der Geruch kam ihm bekannt vor.«
    »Wo ist Dowler jetzt?«
    »An der südlichen Sperre, glaube ich.«
    »Ich muss mit ihm reden. Könnten Sie ihn herholen?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    Drummond begann, sich in Richtung Crenshaw zu entfernen.
    »Augenblick noch, Drummer. Ich bin

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