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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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werfen. Noonan versprach es ihm, wenn auch mehr aus Höflichkeit. Doch als er dann das Manuskript von »Buttonboy: Eine Liebesgeschichte« las, war er sehr erstaunt über die unterschwellige Kraft der Sprache und den abscheulichen Inhalt. Noonan war neu in seinem Job – sein Vorgänger Frank McDane hatte den Herausgeberposten zwanzig Jahre lang innegehabt –, und ihm schwebte vor, der Zeitschrift eine völlig neue Richtung zu geben und Erzählungen zu veröffentlichen, die »für einiges Aufsehen sorgen« sollten.
    »In dieser Hinsicht war ich vielleicht zu erfolgreich«, schrieb Noonan. Kurz nachdem »Buttonboy« erschien, kamen die Leiter des Fachbereichs Englisch zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammen, bei der sie ihm vorwarfen, er habe The True North als Forum missbraucht, um der Literatur »einen albernen Streich zu spielen«. Fast fünfzig Leser kündigten ihr Abonnement, keine Kleinigkeit für eine Zeitschrift mit einer Auflage von eintausend Exemplaren, und die Vereinigung der Ehemaligen, die den Großteil der Mittel für The True North zur Verfügung stellte, zog empört ihre finanzielle Unterstützung zurück. Noonan verlor seine Stelle als Herausgeber, und nachdem Stimmen laut geworden waren, die nach Frank McDanes Rückkehr riefen, erklärte sich dieser bereit, die Zeitschrift aus dem Ruhestand heraus zu betreuen.
    Noonans Brief schloss mit den folgenden Zeilen:
     
    Ich bin weiterhin der Meinung, dass »Buttonboy« trotz aller Schwächen ein bemerkenswerter, wenn auch zutiefst erschreckender Text ist, und ich hoffe, dass Sie sich die Zeit nehmen, ihn zu lesen. Ich muss zugeben, dass es für mich einer persönlichen Ehrenrettung gleichkäme, wenn Sie sich entschließen würden, »Buttonboy« in Ihrem nächsten Sammelband der besten Horrorgeschichten des Jahres aufzunehmen.
    Ich würde Ihnen gerne viel Vergnügen wünschen, hege jedoch Zweifel, ob das angemessen wäre.
     
    Mit den besten Empfehlungen
    Harold Noonan
     
    Eddie Carroll war gerade von draußen hereingekommen und las Noonans Brief, während er noch in der Diele stand. Er schlug den Anfang der Geschichte auf und bemerkte erst fünf Minuten später, dass ihm unangenehm warm war. Er warf die Jacke über den Haken und ging in die Küche.
    Eine ganze Weile saß er auf der Treppe zum Obergeschoss und blätterte weiter. Dann lag er auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer, den Kopf auf einem Stapel Bücher, und las im schräg einfallenden Herbstlicht weiter, ohne sich daran erinnern zu können, wie er eigentlich dorthin gekommen war.
    Er las hastig bis zum Ende und setzte sich dann, ergriffen von einem seltsamen Überschwang, auf. Das war so ziemlich das Wüsteste und Furchtbarste, was er je gelesen hatte, und in seinem Fall bedeutete das wirklich etwas. Beinahe sein ganzes Berufsleben lang war er durch wüste, furchtbare Texte gewatet, und in diesen fliegenverseuchten und kranken Sümpfen der Literatur war er auf Blüten von unbeschreiblicher Schönheit gestoßen. Diese Geschichte war eine solche Blüte, davon war er überzeugt. Sie war grausam und pervers, und er musste sie haben. Er blätterte zurück zum Anfang und fing wieder zu lesen an.
     
    Die Geschichte handelte von einem Mädchen namens Cate, anfangs eine introvertierte Siebzehnjährige, die eines Tages von einem riesigen Kerl mit gelbsüchtigen Augen und Zahnspangen aus Blech in ein Auto gezerrt wird. Er fesselt ihr die Hände auf den Rücken und stößt sie hinten in seinem Kombi auf den Boden – wo sie sich einem gleichaltrigen Jungen gegenübersieht, der in einem unbeschreiblichen Maße entstellt ist und den sie zuerst für tot hält. Seine Augen sind hinter zwei runden, gelben Smiley-Buttons verborgen, die ihm unmittelbar durch die Augenlider und die darunterliegenden Augäpfel gestochen wurden. Die Augenlider sind mit Stahldraht zugenäht.
    Als sich das Auto in Bewegung setzt, regt sich auch der Junge. Er streicht ihr über die Hüfte, und Cate verbeißt sich einen Schrei. Er fährt mit der Hand über ihren Körper, berührt schließlich ihr Gesicht. Er flüstert ihr zu, dass er Jim heißt und dass er seit einer Woche mit dem Riesen unterwegs ist – seit dieser große Mann seine Eltern umgebracht hat.
    »Er hat mir Löcher in die Augen gestoßen, und dann hat er mir erzählt, dass er gesehen hat, wie meine Seele herausgeströmt ist. Er hat gesagt, es klingt, wie wenn man über den Rand einer leeren Colaflasche bläst, wirklich schön. Dann hat er mir diese Dinger auf die Augen

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