Black Cats 01. Was kostet der Tod
Herz raste und sein Atem heiß wurde.
Er zählte bis zehn und zwang seine hilflose Wut wieder hinunter in seinen Magen, wo sie sich vor vielen, vielen Jahren versteckt und gärend Wurzeln geschlagen hatte. Er konnte das durchstehen. Selbst wenn er ein einziges Mal eine Ausnahme machen musste, um die Begierden eines anderen zu stillen.
Möglicherweise kranke Begierden. Einer seiner potenziellen Kunden, von Anfang an ein großer Fan, war besonders interessiert daran gewesen, einen ganz bestimmten Typ Opfer auszuwählen. Er wollte nicht nur das Alter, das Geschlecht und das Äußere festlegen; er hatte darauf bestanden, bestimmte Handlungen vollzogen zu sehen. Gefolgt von der Todesart, die er bevorzugte.
Und er hatte ein schieres Vermögen dafür angeboten, dass seine Ideen umgesetzt wurden.
Schon allein die Vorstellung hatte den Sensenmann abgestoßen. Er war nicht so ein Perversling wie dieser Typ. Der war ja total durchgeknallt.
Damals war es ihm leichtgefallen, diese Angebote auszuschlagen, weil es keine Rolle gespielt hatte. Geld hatte keine Rolle gespielt. Er hatte gewisse Bedürfnisse. Die Auktionen und die Preise für die Eintrittskarten ins Autokino hatten es ihm ermöglicht, sie zu erfüllen. Alles war gut.
Da Warren Lee sich ihm allerdings entzog, sich in seiner umzäunten Festung versteckte, mit Sicherheit bewaffnet war und jeden einzelnen seiner Überwachungsbildschirme rund um die Uhr im Auge behielt, würde er es jetzt nicht mehr schaffen, seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Es war Mittwochabend. Er hatte noch drei Tage, um das Geld zu beschaffen, das er brauchte, um Lee auszuzahlen. Und bisher hatten seine Bestrebungen, an den Mann heranzukommen, indem er mitten in der Nacht in dem dichten Wald an der Grenze seines Grundstücks herumlungerte, keinen Erfolg gehabt.
Es war nicht besonders schwer gewesen, Lees Überwachungskameras aufzuspüren. Dieser Gefahr war er mühelos aus dem Weg gegangen. Durch den dichten Wald des Nationalparks verborgen, blieb er außer Sichtweite. Er war nicht mehr als ein Schatten, der durch das leise rauschende Laub schwebte. Er saß hoch oben in einem Baum, der Lees Grundstück überragte, hielt sich das Nachtsichtgerät vor die Augen und wartete auf die kleinste Bewegung, irgendein Lebenszeichen. In den vorangegangenen zwei Nächten hatte Lee sein Haus nicht verlassen. Das hieß nicht, dass er es heute ebenfalls nicht verlassen würde.
Lee musste sich nur einmal zeigen. Ein Schuss würde genügen.
Aber er bezweifelte, dass er eine Gelegenheit dazu bekommen würde. Warren Lee wusste, wer er war. Also wusste Lee auch, dass er es mit einem guten Schützen zu tun hatte. Er war bestimmt nicht so dumm zu glauben, dass er ihn ungestraft erpressen konnte.
Andererseits waren die Leute eben doch dumm.
Er hätte die Überwachungskameras zerstören und hineingehen können, um ihn direkt anzugreifen. Aber darauf wäre Lee vorbereitet. Ab dem Augenblick, in dem die Überwachungsvideos ausfielen, befände er sich in höchster Alarmbereitschaft. Der altgediente Soldat hatte wahrscheinlich Waffen, auf die jeder Terrorist neidisch wäre.
Nein. Dies war seine einzige Möglichkeit, wenn er nicht gerade Lees Einfahrt tagsüber überwachen, ihm folgen und ihn irgendwo von der Straße abdrängen wollte. Aber das Risiko, dabei erwischt zu werden, war viel zu groß. Er musste die Situation unter Kontrolle haben. Er musste das Wo und das Wann bestimmen.
Hier. Und bald.
»Im Dunkeln kommst du nicht heraus. Aber ich bleibe bis zum Morgen hier, wenn ich muss«, flüsterte er und bewegte dabei kaum die Lippen.
Bei Tageslicht war die Gefahr, dass er entdeckt wurde, ungleich größer. Wenn die Sonne aufging, könnte einer der Parkwächter oder eine Familie, die zelten wollte, ihn oder seinen Lieferwagen bemerken, den er abseits der Straße auf einer gut verborgenen Lichtung geparkt hatte. Oder sie sahen ihn vielleicht genau dann, wenn er aus dem Park herausfuhr, und behielten sein Gesicht oder sein Fahrzeug in Erinnerung.
Der Sheriff und das FBI hatten hier bereits herumgeschnüffelt. Wenn sie herausfanden, dass Lee tot war, würden sie sofort einen Zusammenhang erkennen. Jemand konnte ihn zufällig sehen, und dann war er dran. Er musste unter allen Umständen vermeiden, entdeckt zu werden.
Trotzdem musste er es versuchen.
Natürlich konnte er das Geld verdienen, um Lee auszuzahlen – so abstoßend er diesen Gedanken auch fand. Ihn dürstete einfach nach der Befriedigung, den Mann
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