Black Cats 01. Was kostet der Tod
jetzt.
Es hatte geklappt. Er hatte eine Menge Leute Lügen gestraft. Er hatte sich gute Noten erkämpft und sich kein einziges Mal Ärger eingehandelt. Und in seinem letzten Schuljahr konnten die Leute seinen Nachnamen beinahe ausblenden.
Soweit Stacey wusste, hatte er einen Tag nach seinem Schulabschluss sein Elternhaus verlassen und war nie wieder dorthin zurückgekehrt. Er hatte genügend Geld zusammengekratzt, um aufs College zu gehen und zu studieren. Und ihr Vater hatte ihn direkt im Anschluss eingestellt. Stacey selbst hatte ihn vor einem Jahr zu ihrem Stellvertreter befördert. Sie hatte ihre Entscheidung nie bereut. Jetzt allerdings musste sie sich doch sehr wundern.
Denn sie war darauf angewiesen, dass ihre Leute ehrlich zu ihr waren. Und das war er nicht gewesen.
»Hallo, Mitch«, begrüßte sie ihn, als er aus dem Auto stieg und dabei seinen gebrochenen Arm vorsichtig an sich drückte. Der Gips, den sie nach dem Gespräch mit Dean plötzlich infrage stellte, war mit ein paar Unterschriften und einigen Bildchen bekritzelt – wahrscheinlich von den anderen Deputys, die ihn alle bewunderten.
Er war beliebt. Er war gesellig. Er war klug.
Warum zur Hölle hatte er sich auf Lisa Zimmerman eingelassen und es Stacey dann verheimlicht?
»Hi, Stace!« Er warf einen Blick zur anderen Seite des Autos, wo Dean stand, und betrachtete ihn schweigend. »Auch wieder da?«
Sie nickte, als Dean herüberkam und sich zu ihnen gesellte. »Ich glaube, Sie wurden einander letztens nicht richtig vorgestellt«, sagte sie und machte sie schnell miteinander bekannt.
Mitch errötete. Dann schüttelte er Dean die Hand. Sein unprofessionelles Verhalten war ihm offenbar peinlich. »Gibt’s was Neues?«
»Nein.« Nur wenige Leute wussten, dass das FBI noch in anderen Mordfällen ermittelte, die mit Lisas Tod zusammenhingen. Stacey wollte, dass das auch so blieb. Wenn ihre Untergebenen sich fragten, warum sich das FBI in einen örtlichen Fall einmischte, dann sollten sie sich eben den Kopf darüber zerbrechen.
»Sie haben sie immer noch nicht gefunden?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber Sie sind sicher, dass sie tot ist?«
Dean schaltete sich ein. »Wir sind uns sicher.«
Stacey sah den leeren, verstörten Ausdruck in seinen Augen, streckte die Hand aus und legte sie ihm tröstend auf die Schulter. »Wir müssen darüber reden.«
»Ich weiß.« Er sah zu Dean, als fragte er sich, ob der FBI -Mann dabeibleiben musste. Aber Stacey hatte nicht vor, es ihm leicht zu machen, nur weil sie befreundet waren. Dafür war der Fall zu wichtig. Mitch begriff das und zuckte mit den Schultern. »Schießen Sie los!«
»Wie lange sind Sie mit ihr ausgegangen?«
»Ungefähr sechs Monate«, gab er zu. »Ich hatte sie eines Nachts angehalten, weil sie zu schnell gefahren war.«
Na großartig!
»Sie war total aufgelöst. Hat geweint. Sah ziemlich mitgenommen aus. Ich dachte, dass vielleicht einer dieser Rowdys, mit denen sie ausging, sie verprügelt hatte.«
Stacey wusste, was er sagen würde, bevor er es aussprechen konnte.
»Später habe ich herausgefunden, dass es dieser Mistkerl von Stiefvater war. Er … « Mitchs Gesicht lief rot an. Sein gesamter Körper verkrampfte sich vor Wut. »Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ihn umzubringen.«
»Das habe ich überhört«, brummte Stacey und runzelte die Stirn, obwohl sie seine Empfindung nachvollziehen konnte.
Schlecht über Stan zu reden würde sie jedoch nicht weiterbringen. Sie wussten bereits, dass er Lisa nicht ermordet hatte. Vielleicht ihre Seele, ja – die hatte er mit Sicherheit auf dem Gewissen. Aber dafür würde er in der Hölle büßen müssen. Es gab nichts, was sie jetzt gegen diesen Mann unternehmen konnte – es sei denn, Winnie meldete sich und zeigte ihn wegen Misshandlung an.
»Bitte sagen Sie mir, dass Sie in dem Mord an Lisa gegen ihn ermitteln«, sagte Mitch, der immer noch völlig verkrampft dastand.
»Er wurde von der Liste der Verdächtigen gestrichen.«
Mitch hieb mit der Faust auf die Motorhaube seines Autos. »Sind Sie sicher?«
»Er hat ein stichhaltiges Alibi, Mitch. Er ist vielleicht eine miese Ratte, aber er hat sie nicht getötet.«
Seine Schultern sanken herab – offenbar hatte er gehofft, dass Stan schuldig war. Genau wie Stacey wünschte er sich sehnlichst, dass dem Mann, der Lisa all diese Jahre misshandelt hatte, Gerechtigkeit widerfuhr.
»Zurück zu dem, worüber Sie gerade gesprochen haben. Was ist zwischen Ihnen und Lisa
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